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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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zeigen, wo ein roter Kleinbus der Königlichen Post parkte. »Wie der, nur größer. Damit ist er herumgefahren und hat gearbeitet, wo’s was gab.«
    »Hat er darin geschlafen?«
    »Sicher. Warum nicht? Er hatte hinten eine Matratze liegen.«
    Dass einige, wenn nicht sogar ziemlich viele Menschen so lebten, war für Hannah nichts Neues. Trotzdem musste sie jedes Mal, wenn sie so etwas wieder hörte oder mit eigenen Augen erlebte, an ihre Mutter und an Bals Akademikereltern denken. Ob diese drei konventionellen Vertreter der Mittelschicht jemals etwas von einem solchen Lebensstil gehört hatten? Sie dagegen war höchstens über den Umstand erstaunt, dass dieser Mann nie im Gefängnis gesessen hatte und noch nicht einmal vorbestraft gewesen war. Und das wusste sie hundertprozentig.
    All das stand in ihrem Protokoll. Trotzdem berichtete sie Wexford später im Auto davon, nachdem sie sich in Barnes Common getroffen hatten. »Ich habe mir gedacht, Sie möchten vielleicht mit ihr sprechen, und habe eine Telefonnummer und eine Adresse besorgt, wo man sie erreichen kann. Selbstverständlich nicht ihre Wohnadresse. Vielleicht liegt ja dieser schreckliche Williams auf der Lauer. Sie arbeitet drei Tage in der Woche als Putzfrau. Jeden Dienstag und Donnerstag kann ich sie erreichen.«
    »Und wo steckt ihre Arbeitgeberin?«, fragte Wexford amüsiert.
    »Es handelt sich um einen Mann, Guv. Sie werden es nicht glauben, aber er ist Kabinettsmitglied und sitzt ab neun Uhr morgens in seinem Ministerium.«
    Offensichtlich hatte Selina Hexham nach ihnen Ausschau gehalten, denn sie öffnete schon, ehe Wexford und Hannah den Vorgarten durchquert hatten. Diesmal war Vivien nicht dabei. Selina hatte sich nach der Arbeit umgezogen und trug nun eine schwarze Tunika und eine Trainingshose und als einziges Schmuckstück außer dem Ring kleine goldene Ohrstecker. Sie setzten sich ins Wohnzimmer, das so viel gesehen hatte: Angst, bittere Erkenntnis und Schmerz. Hannah schien davon unberührt zu sein. Sie hatte alles auch nicht so unmittelbar miterlebt wie Wexford. Da sie seit einem kleinen Imbiss um elf Uhr vormittags nichts gegessen hatte, fiel sie über den angebotenen Milchkaffee und die Kekse her, während er seinen Kaffee schwarz trank und sich in Gedanken einen kurzen Ausflug zu einem Glas Rotwein gestattete.
    »Selina, ich möchte gerne Ihre Meinung hören. Warum hat Ihr Vater sein … sein Leben droben in seinem Arbeitszimmer vor Ihrer Mutter verheimlicht? Eigentlich ja vor Ihnen allen, aber besonders vor Ihrer Mutter. Angenommen, er hätte für Autoren recherchiert, wovon ich ausgehe. Warum hat er das verheimlicht, anstatt offen darüber zu reden?«
    Sie wirkte verblüfft. »Meinen Sie Recherchen im Bereich der Biologie?«
    »Er hat sich doch auch für verschiedene Mythologien interessiert, oder?«
    »Ja, aber trotzdem glaube ich nicht, dass er auf diesem Gebiet ein Spezialwissen besaß. Er hat Mythen einfach gemocht. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sie nach dem Grund Ihrer Annahme frage?«
    »Sie können mich fragen, was Sie wollen«, entgegnete Wexford. »Vielleicht halte ich es bei einigen Dingen momentan nicht für richtig, sie Ihnen zu erzählen, aber wenn es so wäre, würde ich es Ihnen mitteilen. Hinter meiner Frage steht eine Idee, aber momentan auch nicht mehr. Vielleicht hat ihr Vater, nachdem er sich von den Davidsons verabschiedet hatte, Owen Tredown einen Besuch abgestattet. Könnte er ihn bei den Arbeiten zu Der erste Himmel beraten haben?«
    Selina runzelte leicht die Stirn. Trotz ihres jugendlichen Alters hatten sich zwischen ihren schwarzen Augenbrauen bereits zwei parallele Linien eingegraben. »Darüber habe ich mir intensiv den Kopf zerbrochen und bin zu einem ziemlich seltsamen Schluss gekommen. Hat er es vor Mama verheimlicht? Oder hat sie davon gewusst, und beide haben es vor uns geheim gehalten? Wir waren noch Kinder. Vielleicht glaubten sie, es würde uns nicht interessieren, womit sie vermutlich recht hatten.«
    »Aber es ist doch eine durch und durch ehrenwerte Aufgabe gewesen, etwas Nützliches und Wertvolles.«
    Sie stimmte ihm nur sehr zögernd zu. »Tja, vielleicht. Aber Vivien und mir wäre sie dröge erschienen, wir hätten diese Aufgabe für langweilig gehalten und hätten nicht verstanden, warum sie so wichtig war, dass wir ihn fast jeden Abend entbehren mussten. Ich meine, heute kann ich verstehen, dass Papa und Mama das zusätzliche Geld gut brauchen hätten können, aber damals nicht. Über Geld

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