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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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gestellt hatten. Seit fünfunddreißig Jahren habe er dieses Geschäft nicht mehr betreten, meinte er zu DC Lyn Fancourt. Eine blonde Apothekenhelferin, die zu Jeans einen kurzen rosa Arbeitskittel trug, füllte gerade die Regale nach, während eine andere im medizinischen Bereich hinter der Ladentheke tätig war.
    Palab Sharma hatte vor elf Jahren das Geschäft und auch Nancy Jackson übernommen. »Sie hat geheiratet und gekündigt«, berichtete er Burden. »Das müsste zwei Jahre nach meiner Übernahme gewesen sein.«
    »Wissen Sie, wen sie geheiratet hat und wo sie jetzt wohnt?«
    »Meine Frau weiß es sicher.«
    Nach einem Anruf in der darüberliegenden Wohnung erschien Parvati Sharma, die weder Sari noch Salwar Kameez trug, sondern eine schicke weiße Bluse, kurzen Rock und Schuhe mit hohen Absätzen.
    »Ich war bei der Hochzeit«, sagte sie. »Damals war ich selbst erst kurz verheiratet gewesen. Es war meine erste englische Hochzeit. Ich fand sie sehr nett.«
    Burden wollte von ihr wissen, ob das Ehepaar in Kingsmarkham wohne.
    »In Sewingbury«, erwiderte sie. »Leider weiß ich nicht wo. Sie heißt jetzt Mrs. Jackson. Ich habe sie bei Marks & Spencer getroffen. Sie hatte ihre beiden kleinen Jungs dabeigehabt, und ich den meinen. Es war sehr nett. Wir meinten, wir müssten uns unbedingt auf einen Kaffee oder so treffen, aber es hat nie geklappt – also, bisher noch nicht.«
    Burden bedankte sich bei ihr und scheuchte Lyn von einem Plakat mit Schlankmachern weg, in das sie sich vertieft hatte. »Sir, glauben Sie, dass diese Tabletten wirklich den Appetit zügeln?«
    »Das bezweifle ich«, meinte Burden und fügte hinzu: »Sie müssen einfach weniger essen. Geht babyleicht.« Und das von ihm, der sein ganzes Leben lang kaum eine Mahlzeit ausgelassen hatte.
    Nancy Jackson hatte es gut getroffen, fand Burden, auch wenn sie in seinen Augen keinem Vergleich mit Matea standhielt. Sie war eine hübsche junge Blondine mit einem klar konturierten Gesicht und trug die typische Uniform aller junger Frauen: knallenge Jeans und ein knappes Top, das gut fünf Zentimeter gebräunte Haut frei ließ. Ihr Heim, das sie mit ihrem Mann und den beiden kleinen Söhnen teilte, lag zwar nicht in der besten Gegend Sewingburys, aber doch in einer ruhigen Alleestraße, wo jedes Haus seine eigene Doppelgarage hatte. Sie war freundlich, offen und fröhlich, eine Frau, die offensichtlich nichts zu verbergen und keine Komplexe hatte. Und das war doch mal etwas zur Abwechslung.
    Sie kochte Burden und Lyn eine Kanne Tee, setzte sich in ihrer hübschen Küche mit ihnen an den Esstisch aus Teakholz und reichte einen Teller mit Karottentorte und Schokoplätzchen herum. Burden nahm ein Stück Torte. Lyn kapitulierte kläglich vor einem Plätzchen, nahm dafür aber keine Milch in ihren Tee.
    »Meine Zwillinge sind momentan in der Schule«, sagte Nancy. »Sie sind erst fünf, und um vierzehn Uhr dreißig muss ich sie abholen, aber eine halbe Stunde habe ich für Sie Zeit.«
    »Mrs. Jackson, meines Wissens hatten Sie eine Beziehung mit Peter Darracott«, konstatierte Burden bewusst diskret, als wollte er durch seinen gedämpften Tonfall sicherstellen, dass nicht einmal die Fliegen an der Wand diese Aussage zu hören bekamen. Nancy Jackson lachte schallend los. »Bei mir müssen Sie Ihre Worte nicht auf die Goldwaage legen. Alle wissen, dass ich schon ein bisschen herumgekommen bin, vor meiner Heirat, meine ich. Dave – das ist mein Mann – weiß Bescheid und meint: ›Na ja, Schatz, ich bin auch nicht gerade die Unschuld vom Lande gewesen.‹ Sie wissen ja, was für den einen gut ist, kann dem anderen nicht schaden. Aber zurück zu Pete Darracott. Der war mit dieser Christine verheiratet gewesen, und um verheiratete Männer habe ich damals generell einen weiten Bogen gemacht, aber Pete hatte irgendetwas an sich. Er war Postbote, wissen Sie, und arm wie eine Kirchenmaus. Damals habe ich noch bei meiner Mutter gewohnt, aber sie hat bei meinen Techtelmechteln ein Auge zugedrückt. Nachmittags sind Pete und ich immer bei uns hereingeschneit. Wissen Sie, er wollte unbedingt, dass ich mit ihm fortgehe, aber ich war ein bisschen vorsichtig. Wir könnten zu seiner Schwester nach Wales ziehen, hat er gemeint, nach Cardiff. Und was sollen wir dort?, habe ich gefragt. Und er hat gemeint …«
    »Wann war das, Mrs. Jackson?«
    »Nehmen Sie doch noch einen Keks«, forderte sie Lyn auf. »Tja, das müsste also im Mai ’95 gewesen sein, Ende Mai. Er meinte, er

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