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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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würde bei seiner Schwester bleiben und sich Arbeit und eine Wohnung suchen und mir dann schreiben. Es war geplant, dass ich nachkomme. Na ja, er ist dann fort. Zuvor hatten wir noch einen letzten gemeinsamen Nachmittag. In unsere Wohnung konnten wir nicht, weil Mama damals gerade eine Freundin zu Besuch hatte. Und was haben wir gemacht? Was glauben Sie? Wir sind ins Haus des alten Grimble, in den Bungalow. Grimble war so etwas wie Petes Cousin. Ich habe ihn nie gesehen, aber er war bei Pete zu Hause gewesen und hatte ihn um einen Gefallen gebeten. Deshalb wussten wir, dass der Bungalow leer stand. Das war kurz nach dem Tod des alten Mr. Grimble. War also nicht schlimm. Das Bett war frisch bezogen. Für einen Quickie war’s ganz okay.« Kichernd brach sie ab. »Direkt danach ist er weg und hat gemeint, er würde mir schreiben, sobald er eine Wohnung hätte, aber das hat er nie getan. Ich habe kein Wort gehört, keinen Pieps, aber das war auch nicht weiter schlimm, offen gestanden. Inzwischen hatte ich Dave kennengelernt, und irgendwie wusste ich, dass er der Richtige für mich ist. Wenn es so weit ist, weiß man es doch, oder?«
    Wenn diese Frau über Sex redete, klang es in Burdens Ohren deutlich weniger anstößig als bei Claudia Ricardo. »Und Sie haben ihn nie wieder gesehen, Mrs. Jackson? Oder etwas von ihm gehört?«
    »Nie. Nur eines noch: Grimble hatte Pete gebeten, ihm beim Ausheben eines Grabens zu helfen. Die Geschichte werde ich Ihnen noch erzählen. So viel Zeit habe ich noch, bis ich meine Knirpse hole.«
    Im Haus Nummer fünf in der Oswald Road kniete ein Mann und überprüfte den Grimble’schen Fernseher. Neben ihm stand ein großer rechteckiger Karton auf dem Boden, ungefähr an derselben Stelle, die normalerweise John Grimbles Sessel belegte. Als Wexford und Hannah hinter Kathleen Grimble den Raum betraten, verkündete der Elektriker wie ein Unglücksbote mit Grabesstimme, er könne die Reparatur nicht vor Ort durchführen und müsse den Fernseher mitnehmen.
    »Das können Sie nicht tun. Was soll ich ohne den Kasten machen?«
    »Wäre doch höchstens für ein oder zwei Tage.«
    »Ein oder zwei Tage!« Grimble saß da und schüttelte ungläubig den Kopf. »Dann müssen Sie mir ein Leihgerät bringen.«
    »Ich werd mal sehen«, meinte der Mann. Seine Stimme klang nicht sonderlich hoffnungsvoll. »Helfen Sie mir doch, das Ding in den Karton zu heben, ja? Mein Rücken ist auch nicht mehr so wie früher.«
    Im Laufe des nun folgenden Wortwechsels bot Kathleen Grimble leise ihre Hilfe an. Nachdem sie mit dem Elektriker den Fernseher in den Karton verfrachtet hatte, half sie ihm, alles zur Haustür hinauszuzerren. Grimble rief ihnen nach: »Nicht vergessen, ich will ein Leihgerät, und zwar heute noch. Wenn es bis siebzehn Uhr nicht da ist, komme ich in den Laden. Außerdem will ich eines, das man an die Wand hängen kann.«
    Wexford hatte sich nicht eingeschaltet, weil er die Szene viel zu sehr genossen hatte, aber jetzt tat er es doch: »Sie haben uns nicht erzählt, dass Sie Ihren Cousin Peter Darracott – Verzeihung, Ihren Cousin zweiten Grades – gebeten hatten, Ihnen beim Ausheben des Grabens im Garten Ihres verstorbenen Vaters zu helfen.«
    »Nein«, rief Grimble, »warum sollte ich auch? Hat er doch nie. Der hat mir nur die Zeit gestohlen, das war alles.«
    »Damit müssten Sie sich ja bestens auskennen. Jedenfalls haben Sie schon reichlich Übung darin, uns die Zeit zu stehlen. Erzählen Sie uns den genauen Ablauf. Sie haben Mr. Darracott im Mai 1995 zu Hause aufgesucht. Und was dann?«
    »Na los, John«, schaltete sich Kathleen ein, »tu, was der Herr Kommissar sagt. Du hast nichts zu verbergen, das weißt du doch.«
    »Deshalb will ich ja auch nicht tun, was er sagt«, meinte Grimble mürrisch.
    »Wenn du nicht willst, dann mach ich’s.«
    Offensichtlich dachte Grimble über die Bemerkung seiner Frau nach. Vielleicht überlegte er sich, sie könnte mehr sagen, als ratsam war, wenn er ihr das Feld überließe.
    »Nun machen Sie schon, Mr. Grimble«, sagte Wexford. »Wenn Sie hier nicht ins Detail gehen wollen, können wir uns immer noch auf dem Polizeirevier unterhalten.«
    Dieses Versprechen, beziehungsweise diese Drohung, zeigte die übliche Wirkung. Nachdem Grimble in einem Anflug von Verzweiflung den leeren Standplatz des Fernsehers angestarrt hatte, drehte er sich plötzlich um und sprudelte los: »Ich bin zu ihm rüber, und seine Frau war da, Christine heißt sie, und ich sagte zu

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