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Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Titel: Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W Upfield
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klang gemütlich. Bei Gesprächen über Pferde war er aufgeschlossen. Das Pferd war Bindeglied zwischen ihm und jedem, der sich auch für diese Tiere begeistern konnte.
    »Ja, wenn der Boß nichts dagegen hat«, gab Bony zurück, und Melody Sam knurrte, von ihm aus könne Mr. Bonnar jeden Nachmittag frei haben. Er ging zum Schrank an der Wand im Hintergrund, nahm eine fürsorglich in ein weiches Tuch gehüllte Geige heraus und fing an, den Bogen mit Kolophonium zu bestreichen und die Saiten fachmännisch zu spannen.
    »Hab’ mich schon eine ganze Weile gefragt, wann unser Alter wieder mit seiner Musik loslegen würde«, flüsterte Harmon. »Schenken Sie mir noch mal ein, Nat, dann will ich los. Vergessen Sie nicht, ihm zu sagen, daß er schön spielt, dann ist er für immer Ihr guter Onkel.«
    Melody Sam begann zu spielen, der Wachtmeister trank sein Glas aus, winkte Bony zu und ging. Bony polierte wieder Gläser, indes Melody Sam, ohne sein Spielen zu unterbrechen, durch die Vordertür auf die Straße trat. Als Bony an die Tür ging, sah er ihn, unentwegt fiedelnd, unter den Pfefferbäumen die Straße entlangschreiten.

10

    Daß die Nordseite der höchste Teil von Bulow’s Range war, bewies der trigonometrische Punkt, den die Landvermesser dort in Form eines hohen Steinhügels errichtet hatten. An dem Nachmittag, als die Eingeborenen von der Wanderung zurückkommen sollten, saß Inspektor Bonaparte auf dem Gipfel dieses Hügels, während sein Pferd schläfrig neben ihm stand.
    Die beiden letzten Nächte war Bony kreuz und quer durch Daybreak gestreift und hatte jede Bewegung beobachtet in der Hoffnung, einen weiteren tödlichen Streich des Mörders zu verhindern, ehe die Eingeborenen wiederkamen.
    Bony hatte viel nachgedacht, denn das Rätselhafte an den drei Mordfällen war, daß sie jedem zusammenhanglos erscheinen mußten – und doch vermochte er das nicht zu glauben. Bei vielen anderen Verbrechen war er schneller zu logischen Folgerungen gelangt, denn bei einem Mord erkennt der Kriminalist oft eine bestimmte Methode oder einen Plan, von dem der Verbrecher nur selten abweicht. Es gab dafür zahllose Beispiele.
    Aber hier? In der Ausführung der so völlig verschieden gearteten Morde gab es keine Methode, kein Schema, wohl aber in ihrer zeitlichen Einteilung. Entscheidend war für den Täter nicht die Stunde gewesen – etwa die Dunkelheit – sondern die Abwesenheit des bei Daybreak lebenden Eingeborenenstammes, von dem die Polizei – wäre er am Ort gewesen – sofort Fährtensucher bekommen hätte, die nicht alle etwas vortäuschen oder so viel verschweigen konnten, wie es später geschehen war. Dieser Umstand sagte Bony, daß der Täter äußerst gerissen sein mußte, ein nicht normaler Mensch, der aber deshalb noch längst nicht wahnsinnig zu sein brauchte. Auch die Schuhe, die er getragen hatte, sprachen für seinen Verstand.
    Hier ging es um ein Problem, das mit wissenschaftlichen Methoden der modernen Polizei kaum zu lösen war.
    Und jetzt kamen zwischen den Hügeln die hervor, denen dieses Land eigentlich gehörte, in dem sie so verwurzelt waren, wie es der weiße Mann, der sie verdrängt hatte, nie begreifen würde. Bony sah sie schon aus großer Entfernung heranziehen – eine lange Schlange, die sich über eine kahle Fläche wand.
    Sie kamen nicht ›nach Hause‹, diese Hunderte menschlicher Wesen, denn ein Heim kannten sie nicht. Diesen Begriff hatten sie niemals gekannt. Sie waren besitzlos. Ein Heim hatten nur ihre Toten, die sie in hohlen Bäumen, in Felsen, Hügeln oder Geröllfeldern bestatteten. Sie, die Lebenden, zogen umher innerhalb der Grenzen des Gebiets, wo ihr Stamm von jeher lebte. Von Zeit zu Zeit hielten sie sich irgendwo länger auf, um eine heilige Stätte oder einen Grabhügel neu herzurichten, oder sie rasteten bei einem Wasserloch, erfrischten sich und holten sich neue Kraft von den dort vorkommenden Vögeln und Tieren. An dem geheimgehaltenen Ort, wo sie jetzt gewesen waren, hatten sie die Mannbarkeit der Jünglinge erklärt und ihre Aufnahme in den Kreis der Männer vollzogen und die jungen Mädchen in die Pflichten der Frau und Mutter eingeweiht. Stolz schritten jetzt diese jungen Mitglieder des Stammes daher, und die Jünglinge trugen stolz die noch schmerzenden Schnitte, die Zeichen ihrer Manneswürde.
    Nach und nach kamen die ersten Glieder dieser menschlichen Kette Bony so nahe, daß er sie deutlich unterscheiden konnte. Die Führer und die mannbaren Jünglinge trugen

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