Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus
suchten in der Umgebung der Hütte und auf dem Hof. Ellis war es, der die Schuhe auf dem flachen Dach entdeckte und sie Bony zuwarf. Harmon kam heran, stellte sich dicht neben Bony und wartete auf dessen Äußerung. Er starrte in die blauen Augen, die auf einmal größer wurden und ihn so bannten, daß er sie nie vergessen sollte. Und dann vernahm er Bonys Stimme.
»Dies sind die Schuhe, von denen die Spuren stammen und von denen Gipsabdrücke gemacht wurden, Wachtmeister. Es könnten auch die Schuhe sein, von denen die Abdrücke im Hof des Hotels aus der vorigen Nacht stammen. Denken Sie aber daran, daß Sie weder der Richter des jungen Mannes noch die Jury sind.«
»Scheren Sie sich zum Teufel!« fluchte Harmon, drängte Bony grob zur Seite, trat vor, packte Carr an einem Arm und riß ihn hoch. Er schleifte den halb Bewußtlosen über die Straße zur Polizeistation, gefolgt von Ellis und Joyce.
Bony ging zum Hotel zurück und prüfte unterwegs, bei Tonys Hütte angefangen, noch einmal die Fußspuren des Mörders.
13
Fünf Uhr, und für Daybreak der vierte dieser ereignisreichen Tage. Um fünf Uhr war die Einwohnerschaft von Daybreak noch geteilt: Eine Gruppe lungerte vor dem Polizeirevier herum, die andere hielt sich in der Nähe des Hotels auf. Man erwartete in der nächsten Stunde die Polizei und einen Arzt aus Kalgoorlie.
In der Kneipe strich Bony fortwährend Geld für Melody Sam ein, und Sam bediente persönlich die Gäste, ohne die geringste Andeutung zu machen, was seine Gedanken eigentlich in Anspruch nahm. Falls er überhaupt denken konnte, denn er wirkte wie betäubt. Und auf dem Bett in ihrem Zimmer lag stumm Katherine Loader.
Noch niemals waren die Gäste in diesem Lokal so still gewesen. Gesprochen wurde nur flüsternd, und das vielstimmige Murmeln und Raunen hörte sich an wie ferne Meeresbrandung, untermalt von Lauten, die baldigen Sturm ankündigten.
Dem Vernehmen nach hatte Harmon seinen Gefangenen noch gerade in die Zelle bringen können, bevor es einen Zwischenfall mit bösen Folgen gab, denn Melody Sam versuchte, die Leute aufzustacheln. Sie sollten Harmon den Verhafteten entreißen und nach eigenem Ermessen mit ihm verfahren. Dieser Vorschlag, dessen Ausführung ein Verbrechen gewesen wäre, konnte nur mit dem, was die Menschen in Daybreak durchgemacht hatten, entschuldigt werden.
Erfreuliches Ergebnis der angedrohten Volksjustiz war, daß Harmon nach seinem unbeherrschten Angriff auf Carr zu größerer Vorsicht veranlaßt wurde. Seine Unbesonnenheit hätte Bony beinah dazu gebracht, sich zu erkennen zu geben und seine Vollmachten auszuüben, was er bestimmt getan hätte, wäre er überzeugt gewesen, daß Carr der so lange gesuchte Mörder war.
Als er von der zweiten Fährtensuche zurückkam, stellte er fest, daß Carr zwei Freunde hatte, einen ganz unerwarteten – Bert Ellis und noch jemanden, der ihm Beistand leisten würde: Esther Harmon. Ellis erzählte ihm vom Verlauf des Vormittags. Sie kamen zu dritt mit dem Verhafteten bei der Polizeistation an. Dort begegnete ihnen Harmons Schwester, die beim Anblick des übel zugerichteten Carr sofort wissen wollte, was passiert war. Ellis konnte nicht an sich halten und sagte ihr die Wahrheit über den brutalen Kolbenschlag, den ihr Bruder dem jungen Mann versetzt hatte. Harmon sperrte den Gefangenen ein und wurde danach von seiner Schwester so beschimpft, daß er ihr voller Wut drohte, er werde sie auch in eine Zelle sperren, wenn sie sich nicht sofort ins Haus scherte.
Als sie mit ihren schwerfälligen Schritten fortging, holte sich Harmon aus seinem Dienstzimmer ein schweres, altes Vorhängeschloß, mit dem er Carrs Zelle noch extra sicherte. Dann befahl er Ellis und Fred Joyce, mit ins Büro zu kommen, und nahm dort ihre Aussagen zu Protokoll.
»Wo ist dieser Bonnar geblieben?« fragte er mit starrem Blick und einem Gesicht, das vor Zorn weiß gefleckt war.
»Keine Ahnung«, antwortete Joyce, »ich dachte, er käme hinter uns her.«
»Geben Sie mir den Revolver«, sagte Harmon zu Ellis, der erst jetzt merkte, daß er die Waffe noch trug. Harmon nahm sie und reinigte sie mit einem Lappen. Beide Zeugen sahen mit Erstaunen, daß der Revolver gar nicht geladen gewesen war, denn der Wachtmeister nahm jetzt eine Schachtel Patronen aus dem Schreibtisch und lud die Kammern der Trommel, die alle leer waren.
»Dieser junge Mann wollte mich angreifen, das wißt ihr ja«, sagte er. »Ich erwarte also entsprechende Aussagen.«
Ellis wollte
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