Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus
der Welt?«
»Sie dreht sich noch, Sam. – Ich habe Ihnen das Frühstück gebracht. Es gibt noch einiges zu besprechen. Wir hatten späte Gäste.
Harmon brachte auf der Rückfahrt Inspektor Mann, Sergeant Wellings und Doktor Flint mit. Mann kennen Sie ja.«
»Den Sergeanten auch, Flint nicht. Was sonst?«
»Die gerichtliche Leichenschau soll heute vormittag erfolgen, und das Verhör wird dann wahrscheinlich nach Kalgoorlie verlegt. Tony Carr hat seine Handschellen abgestreift und ist Harmon entwischt. Drei Meilen vor Laverton. Bis jetzt haben sie ihn noch nicht wieder gefaßt.«
»Ich würde alles darum geben, wenn ich ihn selbst fassen könnte.«
Der alte Mann reckte seinen langen Oberkörper und stellte seine Tasse so heftig auf den Nachttisch, daß der Tee überschwappte. Seine grauen Augen blitzten, und er schien schwer mit seiner Erregung zu kämpfen. »Meine kleine Kat hat ihm niemals das geringste getan! Überhaupt keinem Menschen in Daybreak hat sie Böses getan.«
»Sie gehen von falschen Vorstellungen aus«, sagte Bony rasch.
»So? Was soll das heißen?«
»Das sage ich erst, wenn Sie sich beruhigt haben, Sam. Sie wissen ja, daß sie mich als Privatdetektiv engagiert haben?«
»Ja, was ich schuldig bin, bezahle ich. Ich habe stets meine Schulden bezahlt.«
»Sie haben mich noch nicht entlassen.«
»Der Auftrag war erledigt, als Carr verhaftet wurde.«
»Er ist nicht erledigt, bis der Mörder Ihrer Enkelin und der anderen Opfer verhaftet worden ist, Sam. Der Mörder befindet sich noch hier im Ort, deshalb bitte ich Sie ja, Ihren Zorn zu zügeln. Die Polizei verläßt Daybreak noch vor Mittag, und wenn sie fort ist, haben wir, Sie und ich, den Mörder ganz für uns, das heißt, wenn Sie sich nach mir richten.«
Bony, der merkte, wie sehr Sam sich mühte, seiner Aufregung Herr zu werden, blieb still, bis der Alte seine Pfeife gestopft und in Brand gesetzt hatte.
»So ist’s besser«, sagte er. »Ziehen wir nun am selben Strang?«
»Wie kann ich dabei am meisten nützen, Nat?«
»Indem Sie sich nicht unnötig aufregen und sich schließlich noch den Herzschlag holen.«
»Erzählen Sie mir erst noch mehr«, verlangte Melody Sam.
»Ich lasse nicht mit mir handeln«, sagte Bony, auf einmal ganz kalt. »Ich will Ihr Versprechen haben, daß Sie sich ganz nach mir richten. Sonst gehe ich allein vor. Also?«
»In Ordnung, Nat. Ich weiß immer gern vorher, mit wem ich’s zu tun habe, und habe nur das hören wollen, was Sie eben sagten. Sie verstehen es zwar, Pferde zuzureiten, aber Zureiter von Beruf sind Sie nicht. Was soll ich also tun?«
»Sie übernehmen wieder die Leitung Ihres Hotels. Alles wie sonst, klar? Sagen Sie der Köchin, was sie kochen soll, und mir, daß ich mich für meinen Lohn als Hausdiener gefälligst anstrengen soll. Zählen Sie das Geld in der Kasse nach und buchen es wie sonst. Man wird Sie auffordern, die Tote zu identifizieren und die Vorbereitungen zur Beerdigung zu treffen. Nachher machen Sie das Lokal auf. Und was ich Ihnen jetzt noch sage, behalten Sie eisern für sich. Einverstanden?«
Melody Sam nickte stumm.
»Wie Sie erwähnten, bin ich kein Pferdezureiter, bin jedoch jetzt beruflich als Fährtensucher tätig«, sagte Bony. »Neulich nachmittags sprachen wir ja über Fußspuren und darüber, daß die Eingeborenen damals so mangelhafte Aussagen gemacht hatten. Deshalb hatten Sie mich doch gewissermaßen als Privatdetektiv engagiert? – Gestern morgen um diese Zeit bin ich der Fährte des Mannes gefolgt, der Ihre Enkelin tötete. Und im Lauf des Vormittags noch einmal, um ganz sicher zu sein, daß ich mich nicht geirrt hatte. Und dieser Mann, Sam, ist nicht Tony Carr, dieser Mann hat die Strandschuhe und die Lederschuhe, die er nachher trug, absichtlich zu Carrs Hütte gebracht, die einen drin und die andern auf dem Dach versteckt. Ich habe Harmon nicht mitgeteilt, was ich wußte, denn ich will, daß der Mörder in dem Glauben bleibt, sein Vorhaben sei geglückt und Tony in der Falle.«
»Wie Sie an den Fährten erkannten, daß sie nicht von Tony stammten, wollen Sie mir wohl nicht sagen?«
»Nein.«
Bony hatte das so entschieden verneint, daß Sam keinen Versuch machte, ihn umzustimmen.
Froh, sich durchgesetzt zu haben, und überzeugt, daß Sam keine Dummheit begehen und etwa jetzt, wo normales Verhalten so notwendig war, eine seiner berühmten ›Touren‹ beginnen würde, ließ Bony ihn beim Anziehen allein und begab sich an seine morgendlichen
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