Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus
stehenblieben. Sie drehten sich um und horchten nach dem jetzt unsichtbaren Wald hinüber. Am Lagerfeuer blickten Harmon und Bony nach dem Wald, den sie nicht sehen konnten, denn von dort, tief aus seinem Innern, drang eine Stimme bis zu ihnen, eine Stimme, die der Welt trotzen wollte und doch seltsam klein und verlassen klang.
Der dunkelhäutige Mann, der an dem kleinen, feierlich gehüteten Feuer hockte, hob den Kopf und wandte sein Gesicht Bony und dem Wachtmeister zu. Seine weißen Zähne schimmerten, und sein Mund lächelte triumphierend.
24
Der Mann, der schwerfällig durch den hellroten Sand über dem festen Untergrund ging, in dem die Mulgabäume gleichmäßig wie angepflanzt standen, kochte vor Wut. Dieser verfluchte Schankkellner! Immer schon hatte er gespürt, daß etwas an dem nicht recht war! Er war von einer zu lässigen Sicherheit und stand sich zu gut mit Harmon.
Er hätte ihn kaltblütig niederknallen sollen, als er ihn vor dem Gewehrlauf hatte.
Aber es war sinnlos, sich vor Wut hier noch selbst umzubringen. Er konnte sich da bei der Kultstätte hinlegen und die Lösung austüfteln. Da war er sicher vor Harmon und diesem elenden Schnüffler, wenn er die Sache nur richtig anfaßte. Und die Eingeborenen? Na, wenn die etwa mitmachten, was nicht anzunehmen war, dann wagten sie bestimmt nicht, ihn zu töten. Auf ihrer Kultstätte? Nein! Und wenn es wirklich zum Äußersten käme, dann würde er erst mehr als einen umlegen, ehe sie ihn zu fassen kriegten.
Einmal blieb er stehen, um den Sack mit Proviant abzusetzen und sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen. Als er hinter sich blickte, konnte er seine Fußspuren erkennen, eine gewundene Fährte zwischen den bräunlichgrünen Baumstämmen dieses erstarrten Zauberwaldes. Spuren zu machen ließ sich nicht vermeiden.
Er warf sich den Sack wieder auf die Schulter, hängte über die andere das Gewehr und schritt schneller weiter. Fußspuren! Wie, zum Teufel, hatte er sich bloß so strohdumm benehmen können – in der Nacht, als er Kat Loader erledigt hatte? Ja, davon hatte doch Harmon gesprochen, wie dieser Schankkellner behauptete. Er entsann sich wohl, daß er über die verfluchte Wurzel gestürzt war, und nun sollte Harmon gesagt haben, Tony Carr hätte vergessen, zu hinken? Oder vielmehr – er hätte vergessen, so zu hinken wie Tony Carr?
Er sah jetzt schon die Steine bei der Kultstätte zwischen den Bäumen, in einer Lichtung, die er dann breiter fand, als sie von weitem aussah. Und da lag ein Steinhaufen – eine Festung, die er bis zum Letzten verteidigen konnte.
Das Dunkel der Baumkronen über ihm lichtete sich, als er zwischen den Bäumen hervortrat; der Sonnenschein kam ihm sehr heiß vor. Einen Stein, der die Abgrenzung des Platzes bildete, stieß er heftig mit dem Fuß beiseite, durchschritt den durch Steinreihen gebildeten Gang und gelangte so zu dem Steinhaufen, dem Ende seines Fluchtweges. Es war gut, von diesen Felsbrocken umgeben zu sein und den schweren Proviantsack abzuwerfen. Und in dem Felsloch gab es kaltes, klares Wasser in Fülle.
Fred Joyce richtete sich in seiner Festung ein. Er fand eine Stelle, wo er bequem liegen und dabei den freien Platz mit den so merkwürdig angeordneten Steinen völlig überblicken konnte.
Hier war er jedenfalls den Eingeborenen überlegen. Ganz in seiner Nähe mußte ja ihre verborgene Schatzkammer liegen, mit den Zauberknochen, den Regensteinen, den männlichen und weiblichen Churingasteinen, ›Vater‹ und ›Mutter‹ genannt. Und ringsum waren auch ihre Toten bestattet, die sich – nach ihrem Glauben – alle erheben und wild vor Wut würden, wenn auf diesem Platz nur ein Tröpfchen Blut vergossen würde. Nein, die Eingeborenen würden hier nicht gegen ihn vorgehen, hier nicht! Harmon und die anderen, das war möglich, aber dann wendeten sich vielleicht die Eingeborenen gegen sie.
Nichts regte sich. Kein Blatt an den Bäumen hinter ihm bewegte sich, nicht ein einziger Vogel war da. Hier gab es auch keine Jerboaratten, keine Kaninchen und keine Ameisenbären. Die einzige Fährte eines Lebewesens, die er gesehen hatte, war seine eigene.
Es wehte auch kein Wind – eine windstille Periode. Die gab es zu dieser Jahreszeit öfter. Windstille, das war der richtige Ausdruck. Als die Nacht kam, fiel die Lautlosigkeit noch mehr auf, weil nicht einmal mehr etwas zu erkennen war. Der Verstand, der bei Tage mit dem beschäftigt war, was das Auge wahrnimmt, versucht bei Nacht Geräusche
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