Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspektor Bony 29 - Gefahr fuer Bony

Inspektor Bony 29 - Gefahr fuer Bony

Titel: Inspektor Bony 29 - Gefahr fuer Bony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W Upfield
Vom Netzwerk:
worden sein. Die Überbleibsel eines Lagerfeuers waren nicht zu entdecken. Sollte Maidstone tatsächlich hier abgekocht haben, war die Asche längst vom Sand zugeweht worden.
    Gewohnheitsmäßig steckte Bony die Zündholzschachtel ein. Es handelte sich um eine andere Marke als die, welche er im Lager von Quinambie erstanden hatte. Die Schachtel war also zweifellos von Maidstone weggeworfen worden.
    Der Verwalter hatte vor der Polizei ausgesagt, daß Maidstone an dieser Stelle ein Feuer angezündet habe, um sich das Mittagessen zu bereiten. Die Überreste dieses Lagerfeuers habe er gesehen. Der Wind hatte zwar die Asche zugeweht, aber Bony war entschlossen, die Angaben des Verwalters nachzuprüfen. Er holte deshalb seinen Rechen und harkte den Boden auf, wobei er den kleinen sandigen Erhebungen besondere Beachtung schenkte. Nachdem er einige Baumstümpfe freigelegt hatte, fand er die Überreste von Maidstones Feuer. Der Sand war streifenförmig geschwärzt, denn auch die Asche war davongetragen worden. Halbverbrannte dünne Zweige lagen da, aber auch die nur angesengten Enden dicker Äste. Es hatte sich also um ein großes Feuer gehandelt – viel zu groß um lediglich im Kochgeschirr das Teewasser zu erhitzen.
    Diese Entdeckung warf verschiedene Fragen auf. Die Überreste des Lagerfeuers bewiesen eindeutig, daß es eine ganze Nacht gebrannt hatte.
    Bisher hatte man angenommen, daß Maidstone an diesem Brunnen haltgemacht hatte – und zwar an dem Tag, an dem er Quinambie verlassen hatte. Man glaubte, er habe hier fotografiert, sich für das Mittagessen Tee gekocht und sei dann zu Brunnen zehn weitergefahren. Hatte er aber an dem Tag, an dem er von Quinambie abgereist war, hier sein Lager aufgeschlagen, konnte er Brunnen zehn nicht schon am achten, sondern frühestens am neunten Juni erreicht haben.
    Bony erinnerte sich an die Geschichte, die Bohnenstange Kent über die vorüberziehende Viehherde erzählt hatte. Angeblich hatte Bohnenstange zwei Meilen nördlich des Gattertors kampiert und am Morgen des zehnten Juni, gegen zwei Uhr, die vorbeiziehende Rinderherde gehört. Die Viehdiebe wären also mit der Herde nicht – wie bisher angenommen wurde – vierundzwanzig Stunden nach Maidstones Ermordung bei Brunnen zehn eingetroffen, sondern in den frühen Morgenstunden des Tages, an dem der Lehrer an dieser Stelle eintraf.
    In diesem Fall war es durchaus möglich, daß die Viehdiebe etwas mit der Erschießung Maidstones zu tun hatten. Trotzdem fehlte bis jetzt immer noch ein Motiv. Und vermutlich hatten die Viehdiebe Brunnen zehn bereits wieder verlassen, bevor Maidstone dort eintraf. Die Zeitdifferenz war allerdings bereits beträchtlich zusammengeschrumpft.
    Es war durchaus möglich, daß der Verwalter von Quinambie die Größe des Lagerfeuers nicht erkannt hatte – die beiden Eingeborenen aber mußten zweifellos die richtigen Schlüsse gezogen haben. Bony hätte nun zu gern gewußt, warum die Abos den Verwalter nicht darauf hingewiesen hatten, daß Maidstone am achten Juni hier übernachtet hatte. Vielleicht waren sie dazu einfach zu faul gewesen. Vielleicht hatte der Verwalter die Schwarzen nicht ausdrücklich danach gefragt, weil er überzeugt gewesen war, daß Maidstone nicht schon hier sein Lager aufschlagen, sondern bis Brunnen zehn weiterfahren würde.
    Bony nahm den Rechen und harkte Sand über die Asche. Dann verwischte er mit einem Zweig die Spuren, die der Rechen hinterlassen hatte, löschte auch seine eigenen Spuren aus. Als er zum Zaun zurückmarschierte, war er überzeugt, daß die Abos sich absichtlich dumm gestellt hatten. Zweifellos waren sie Mitwisser des Mordes und hatten Anweisung, weder den Verwalter noch die Polizei in irgendeiner Weise zu unterstützen.

8
    Bony war sich klar darüber, daß er es mit einem gerissenen Gegner zu tun hatte, wenn tatsächlich Eingeborene an der Ermordung Maidstones beteiligt gewesen waren. Es wäre allerdings nicht das erstemal, daß er es mit einem schwarzen Gesetzesbrecher zu tun hätte. Zwar war es bisher nichts weiter als eine Theorie – aber wenn die Eingeborenen von Quinambie tatsächlich Maidstones Mörder kannten, war leicht zu erklären, warum die bisherigen polizeilichen Ermittlungen ergebnislos bleiben mußten.
    Diese Frage beschäftigte Bony auch noch, als er seine Arbeit am Zaun fortsetzte. In den letzten Tagen war es klar und windstill gewesen. In den kalten Nächten spendete das Lagerfeuer wohlige Wärme, während die Sterne am Firmament funkelten.

Weitere Kostenlose Bücher