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Inspektor Jury küsst die Muse

Inspektor Jury küsst die Muse

Titel: Inspektor Jury küsst die Muse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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in Maryland», fügte sie in neutralem Ton hinzu. «Honey Belle ist ständig umlagert. Sie braucht nur mit ihrem Arsch die Straße runterzuwackeln, und schon fallen sie über sie her wie die Fliegen über die Scheiße. Ich hatte auch mal ’nen Freund.»
    Sie seufzte. Jury konnte sich vorstellen, was mit dem Freund geschehen war. «Ich weiß, Sie glauben, ich bin bloß eifersüchtig. Ich streite das auch gar nicht ab. Mein Gott, haben Sie die Shorts gesehen, die sie anhat? Praktisch bis unter die Achselhöhlen. Na ja, Sie müssen zugeben, daß Sie kapieren, was ich damit über Honey Belle sagen will.»
    Jury gab zu, daß er kapiert hatte, was sie meinte.
    «Und diese Amelia Blue ist um kein Haar besser. Zwei vom gleichen Schlag. Mir wird ganz schlecht, wenn ich sie mit den Männern rummachen sehe. In unserer Gruppe ist ein Engländer, mit dem hat sie bestimmt schon was gehabt, jede Wette –»
    «Wer ist das, Penny?»
    «Chum oder Chomly. Es wird aber nicht so geschrieben. Mit Vornamen heißt er George. Er sieht ganz passabel aus, Amelia und Honey Belle machen sich seinetwegen beinahe die Hosen naß. Aber was ich Ihnen sagen wollte – wenn Sie mir Ihr Ohr leihen wollen –, ich glaube, Jimmy ist vielleicht abgehauen.»
    «Du meinst, er ist davongelaufen? Aber doch bestimmt nicht in einem fremden Land.»
    «Sie kennen Jimmy nicht. James Carlton nennt sie ihn. Ich schwör’s Ihnen, im Süden haben die alle diese blöden Doppelnamen, deshalb denkt Amelia Blue, sie müsse uns auch welche verpassen. Ihn nennt sie James Cecil, als ob ein Name nicht reichen würde. Gott sei Dank hab ich keinen zweiten Vornamen.» Sie blickte zum Himmel auf. «Als James Farraday Amelia heiratete, lebten wir schon seit vier Jahren in seinem Haus. Er ist wohl in Ordnung … Verdient sein Geld mit Kohle. Ihm gehört der größte Teil von West Virginia und der Westen Marylands. Und eine Hotelkette. Er hat ein riesiges Ferienhotel in Maryland. Da hat auch meine Mutter gearbeitet. Als Kellnerin und so. Jimmy war noch ein Baby, als wir dorthin zogen.»
    «Ich glaube, Mr. Farraday macht sich große Sorgen um deinen Bruder.»
    «Hmm, ja, vielleicht. Alles war in Ordnung, wenn er sie nicht geheiratet hätte. Oder vielleicht sollte ich sagen, die beiden. Als wir sie das erste Mal die Auffahrt hochkommen sahen, dachten wir, Miss Dolly Parton würde uns mit ihrem Besuch beehren – dieses blonde Schafsgekräusel und Titten bis da. Sie wollte mir das Fluchen abgewöhnen, damit er denkt, sie sei ’ne feine Dame, während sie ganz offensichtlich ’ne Schlampe ist. Immer hat sie Besuch – Männerbesuch – und sitzt auf der Terrasse – Veranda, wie sie’s nennt –, trinkt Bier und fächelt sich Kühlung zu, als wäre sie auf einer Plantage geboren. Man könnte glauben, sie sei Scarlett O’Hara. Würde mich nicht wundern, wenn sie die Vorhänge von den Fenstern reißen und brüllen würde: ‹Morgen ist auch noch ein Tag!› Ein falscher Fuffziger ist sie, weiter nichts.» Sie sah Jury unter dem seidigen Vorhang ihrer langen Haare hervor an, offensichtlich in der Hoffnung, er würde ihr zustimmen.
    «Was ist deiner Meinung nach mit Jimmy passiert?» Er bot ihr noch eine Zigarette an. Sie schien entzückt.
    Während sie den Rauch in die Luft blies, sagte sie: «Sie sollten Jimmy kennenlernen. Er ist anders als die anderen.»
    Jury glaubte ihr das aufs Wort.
    «Jimmy hat Pläne geschmiedet, wie er Amelia Blue und Honey Belle loswerden könnte. Er wollte ihnen nicht einfach nur Frösche ins Bett stecken oder sonstige üblen Streiche spielen. Jimmy ist wirklich pfiffig. Er kann sich auch ausdrücken. Er hat sich gesagt, daß man es zu nichts bringt, wenn man sich nicht ausdrücken kann. Sie wissen schon, wie die Politiker und so. Also hat er sich lauter Bücher über Poltergeister aus der Leihbücherei geholt. Das sind Geister, die Geräusche machen und Dinge bewegen. Steven Spielberg hat einen Film darüber gemacht. Haben Sie ihn gesehen?»
    Jury schüttelte den Kopf.
    «Dann hat er Honey Belle erzählt, in dem Haus würde es spuken. Sie ist der größte Angsthase, den es gibt. Und dann – ich weiß nicht, wie er das gemacht hat – bewegte er Stühle und ließ die Gläser in den Schränken herumwandern. Schubladen sprangen auf und was nicht noch alles. Sie machten sich vor Angst beinahe in die Hosen, aber sie blieben.» Sie zog an ihrer Zigarette und starrte auf den Fluß. «Jimmy hat wirklich was drauf – wie er.»
    Es war kaum zu glauben, sie

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