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Inspektor Jury küsst die Muse

Inspektor Jury küsst die Muse

Titel: Inspektor Jury küsst die Muse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Babbington.»
    «Ich hatte mir schon gedacht, daß Babbington etwas mit der Babbington-Verschwörung zu tun hatte.» Melrose rückte seine Goldrandbrille zurecht und widmete sich wieder Country Life , einer Zeitschrift, die er eigentlich gar nicht leiden konnte. Er hatte sie sich jedoch vom Lesetisch gegriffen, um sich dahinter verstecken zu können. Er blätterte langsam die Seiten um, während Schoenberg ihn über den Sir Walter Raleigh nachgesagten Atheismus und dessen Bemühungen aufklärte, aufrührerische Bücher in Umlauf zu bringen, um die Sache Maria Stuarts, der Königin von Schottland, voranzutreiben. Melrose betrachtete Pferde, Landhäuser und Hundemeuten, während Harvey ihm von Kit Marlowes Schlägereien berichtete, wobei er viel Zeit und Energie vor allem auf die eine in Hog Lane verwendete. Oder besser, auf diese eine Serie von Schlägereien, denn Kit schien sich ununterbrochen geprügelt zu haben. Melrose gähnte, wurde dann aber plötzlich wieder hellwach.
    Gerettet! Superintendent Jury trat durch die Hoteltür, sah ihn in seinem Sessel sitzen und bemerkte auch sofort, daß er beinahe umkam vor Langeweile. Detective Sergeant Lasko im Schlepptau, kam er auf sie zu.
    «Detective Superintendent Richard Jury. Mr. Schoenberg», sagte Melrose und sah Harveys Augen aufleuchten. Ein neues Opfer.
    «Harv genügt.» Er ergriff Jurys Hand.
    «Klar, Harv», sagte Jury mit einer Leutseligkeit, die Melrose einfach empörend fand. Aber so war Jury eben. «Das ist Detective Sergeant Lasko.»
    Harvey schüttelte auch ihm die Hand. «Ich hab Mel gerade ein paar Dinge über Shakespeare erzählt, die ihm noch nicht bekannt waren. Sehen Sie, ich bin Computer –»
    «Ja, Mr. Plant hat mir von Ihnen erzählt. Mich interessiert jedoch vor allem, was Sie über die Elisabethaner wissen.»
    Scotland Yard fragte Harvey Schoenberg um Rat? Melrose hatte das Gefühl, sich mit lauter Verrückten auf einer Teegesellschaft zu befinden.
    Schoenberg rang nach Luft, so begeistert war er, Scotland Yard aushelfen zu können. Und beide rangen nach Luft, als Lasko ihnen die Details des Mordes erläuterte.
    «Mein Gott», sagte Harvey ein bißchen grün im Gesicht. «Hm … aber schießen Sie los. Was möchten Sie wissen?»
    Lasko zitierte die vier Verse des Gedichts. «Kommt Ihnen das bekannt vor?»
    Harvey wiederholte sie mehrmals mit stummen Lippenbewegungen, aber die Erleuchtung wollte nicht kommen. Ohne seinen Ishi schien er völlig hilflos. Schließlich schüttelte er den Kopf. «Tut mir leid. No comprende.»
    «‹Ein goldner Schimmer in der Luft› – kommt mir wirklich sehr bekannt vor.» Melrose wiederholte es mehrmals, als würde der Schimmer ihm wirklich wie goldne Schuppen von den Augen fallen.
    «‹Der Schönheit rote Nelken› kann nicht der Anfang sein. Sonst hätten wir schon längst herausgefunden, um welches Gedicht es sich handelt. Es ist unmöglich, jede Zeile in einem Index aufzunehmen …»
    Harvey fuhr sich mit der Hand durchs Haar. «O Gott! Hätte ich bloß meinen IBM 8000 hier.»
    Alle sahen ihn an und sahen wieder weg.
    «Wenn es von Shakespeare oder Marlowe ist – egal von welchem der beiden –, finde ich es garantiert. Auf den Computern, die ich zu Hause habe, finde ich alles. »
    Jury wünschte, dies gälte auch für vermißte kleine Jungen.

17
    Jell-O.
    Die Schritte hatten vor der Tür innegehalten, das Tablett war scheppernd auf dem Boden abgesetzt worden, und wer immer es gebracht hatte, hatte auf das Stöhnen im Zimmer gelauscht. Und dann war er oder sie, ganz nach dem Vorbild der Eisernen Maske , wieder weggegangen, ohne sich im geringsten um das letzte Röcheln des Dahinsiechenden zu kümmern. Die Schritte waren langsam verklungen, nur Stille und Jell-O zurücklassend.
    James Carlton Farraday besah sich das Tablett und dachte, daß zumindest die graue Katze sich freuen würde. Diesmal schwamm das tote Häufchen nämlich in einem kleinen See von Milch.
    Die Katze, die beim Geräusch der Schritte die Ohren aufgestellt hatte, ließ sich wie ein weiches Kissen auf den Boden plumpsen und wanderte zum Tablett hinüber, um das Essen zu inspizieren. Lunch, dachte sie jetzt wahrscheinlich. Sie sog den Geruch des Hamburgers ein, schnupperte an den Pommes frites und trat in das Schälchen mit dem Krautsalat, um an das Jell-O heranzukommen. Sie rollte den Schwanz ein und fing dann an zu schlabbern und zu lecken.
    James Carlton setzte sich auf den Boden, nahm den Hamburger und überlegte, ob Katzen sich

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