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Inspektor Jury küsst die Muse

Inspektor Jury küsst die Muse

Titel: Inspektor Jury küsst die Muse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Kinderchen.»
    Sie gab ihm einen Klaps auf den Arm. «Na hören Sie. Ein attraktiver Mann wie Sie? Na, wenn Sie noch Junggeselle sind, müssen Ihre weiblichen Kollegen ja ganz wild nach Ihnen sein.»
    «Nicht alle. Aber ich komme natürlich auf meine Kosten.»
    Sie rückte ein wenig näher. «Waren Sie schon mal in den Staaten? Es geht nichts über die Rennbahn von Hialeah. Auf die Pferde setzen?»
    «Wieso, Lady Dew –»
    «Vi.»
    «Vi, Sie haben doch bereits Mr. Plant eingeladen.»
    «Na und? Wir können uns doch auch zu dritt gut amüsieren?»
    «Davon bin ich überzeugt. Wie wär’s, wenn Sie mir in der Zwischenzeit ein paar von meinen Fragen beantworten würden?»
    «Für Sie tue ich alles. Schießen Sie los!» Sie legte ihre knotige Hand auf Jurys.
    «Wo waren Sie gestern abend?»
    «Wo –?» Die Vorstellung, zu den Verdächtigen zu gehören, schien ihr großen Spaß zu machen; sie lachte und schlug sich auf den Oberschenkel.
    «Wäre ich doch nur mal rausgegangen. Leider habe ich es nicht getan, sondern den ganzen Abend mutterseelenallein auf meinem Zimmer verbracht.»
    «War Cyclamen nicht bei Ihnen?»
    «Nein. Cyclamen ist mit Farraday und dem Mädchen ins Theater gegangen. Wie ich schon sagte, war ich ganz allein, ohne Zeugen. Und habe mein Rasiermesser geschärft.»
    «Das ist nicht zum Scherzen. Haben Sie denn gar keine Angst?»
    «Hätten Sie nach drei Gläsern Gin etwa Angst? Und wie können Sie glauben, ich hätte Angst, wenn Sie mich für die Mörderin halten? ‹Wo waren Sie gestern abend?›» äffte sie Jury nach.
    «Angenommen, Sie sind nicht die Mörderin, dann müßte Ihnen doch ziemlich unwohl sein bei dem Gedanken, daß bereits drei Frauen aus Ihrer Reisegruppe ermordet worden sind. Es trifft anscheinend nur Frauen.»
    «Was ist mit dem kleinen James Carlton? Glauben Sie, er könnte ein weiteres Opfer sein? Nur daß die Leiche noch nicht gefunden worden ist? Natürlich habe ich Angst, Sie Idiot. Was meinen Sie wohl, warum ich hier unten sitze und mich betrinke.» Sie gab dem Kellner ein Zeichen, eine zweite Tasse zu bringen.
    «Sie sagten, Ihre Nichte sei ins Theater gegangen?»
    «Ja. Sie kam gegen halb zwölf oder zwölf zurück. Ich kann ihr also kein Alibi verschaffen. Vielleicht die anderen – Farraday und Penny.»
    «Wäre sie zu einem Verbrechen wie diesem imstande?»
    «Vermutlich nicht. Aber von den anderen würde ich das auch nicht denken. Da sind Farraday und Schoenberg und Cholmondeley. Ich glaube nicht, daß es einer von ihnen war. Sie glauben doch nicht wirklich, daß der Täter eine Frau ist, oder? Es ist ein Sexualverbrechen, glauben Sie mir.»
    «Dafür gibt es keine Beweise. Und selbst wenn, dann könnte es immer noch eine Frau gewesen sein, oder?»
    «Das müßte eine komische Frau sein.»
    «Eine entschieden komische. Erzählen Sie mir von Ihrer Nichte, Lady Dew.»
    Sie ließ seine Hand, die sie wieder in Besitz genommen hatte, mit einem dumpfen Schlag auf den Tisch fallen. «Ich weiß nicht, was Sie meinen.»
    «Natürlich wissen Sie es.» Eine gute Pokerspielerin war sie nicht. Hätte sie nicht so abwehrend reagiert, hätte Jury keinen Grund gehabt, Cholmondeleys Bemerkung über Cyclamen Dew zu glauben.
    Als sie schwieg, drang Jury weiter in sie: «Gwendolyn Bracegirdle und Cyclamen waren ziemlich eng befreundet, habe ich gehört –»
    «Eine verdammte Lüge!»
    «Was?»
    «Daß Cyclamen – nun, daß sie andersrum ist.»
    «Und was ist mit Miss Bracegirdle?»
    «Ich spreche nicht schlecht von Toten», sagte sie in fragwürdiger Selbstgerechtigkeit.
    Jury lächelte. Lady Dew würde über jeden schlecht sprechen, wenn es ihr in den Kram paßte. Man mußte lediglich ein wenig nachhelfen. Obwohl sie ihre Nichte offensichtlich nicht besonders mochte, würde sie die Tatsache, daß sich unter den Dews eine Lesbe befand, vermutlich als Makel auf ihrer eigenen Sexualität auffassen. Jury zog einen Packen Zeitschriften aus seiner Tasche.
    «Was haben Sie da?»
    «Ein paar Zeitschriften, die ich einem Freund mitbringen wollte. Die Sitte hat gestern abend wieder mal aufgeräumt.»
    «Die Sitte? Was ist das?»
    «Die Truppe gegen Drogen und Pornographie.»
    Sie wollte schon danach greifen, doch Jury hielt die Hefte außer Reichweite. «Nicht doch! Beweismaterial.»
    «Sie sagten doch, Sie wollten sie einem Freund mitbringen.»
    «Na, der ist auch bei der Polizei.»
    «Also werden Sie sich zusammen geifernd darüber hermachen? Widerlich!»
    «Wir müssen uns ja auch mal

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