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Inspektor Jury küsst die Muse

Inspektor Jury küsst die Muse

Titel: Inspektor Jury küsst die Muse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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nach Jimmy, nicht, solange das hier andauert.» Und kaum hörbar fügte sie hinzu: «Jimmy ist tot, nicht wahr?»
    «Nein», sagte Jury. «Wenn dem so wäre, hätten wir das inzwischen erfahren. Und glaube ja nicht, daß wir die Suche aufgegeben haben. Die Polizei von Warwickshire kämmt die ganze Grafschaft durch.»
    Jury hoffte nur, als er das Mädchen ansah, daß er sich da nicht täuschte.

27
    Die Bücher lagen in Stapeln auf dem Boden.
    James Carlton hatte das oberste, ungefähr einen Meter fünfzig lange Regalbrett auf den Schreibtisch gehievt. Dann kletterte er selbst auf den Schreibtisch, drehte es um und schob es durch die Öffnung, die entstanden war, als einer der Gitterstäbe schließlich nachgegeben hatte. Da die Öffnung schmaler war als das Brett, mußte er es kippen, was es ziemlich schwierig machte, das andere Ende auf einen Ast des Baumes vor dem Fenster zu manövrieren. Der Schweiß lief ihm herunter, und einmal dachte er schon, das Brett würde ihm aus den Händen rutschen und hinunterfallen. Dann wäre alles aus gewesen. Aber nichts dergleichen passierte. Es gelang ihm schließlich, das Brett so auf den Ast zu legen, daß es einen einigermaßen ebenen Steg bildete. Das ihm zugewandte Ende legte er auf einen mehrere Zentimeter breiten Mauervorsprung. Die Konstruktion machte einen ziemlich stabilen Eindruck. Zentimeter um Zentimeter schob er seinen Oberkörper durch die Fensteröffnung und lehnte sich probehalber auf das Brett, so fest er konnte; es schien zu halten. Natürlich war das keine richtige Probe; er wußte immer noch nicht, ob das Brett sein ganzes Gewicht tragen würde. Er blickte zum Himmel hoch und war froh, daß es so dunkel war. Nur die oberen Äste des gegenüberliegenden Baumes waren in kaltes Mondlicht getaucht.
    Die graue Katze saß neben ihm auf dem Schreibtisch und dachte anscheinend, das Ganze werde zu ihrem Vergnügen inszeniert. Sie schlüpfte durch die Öffnung, spazierte auf dem Brett auf und ab, ließ sich schließlich auf dem dicken Ast nieder und begann ihre Krallen daran zu wetzen.
    Es war vier Uhr morgens. James Carlton hatte den Zeitpunkt seiner Flucht so kalkuliert, daß er noch im Schutz der Dunkelheit entkommen konnte, aber nicht allzu lange im Dunkeln herumtappen mußte. Außerdem war es eine Zeit, in der seine Entführer – wie viele es waren, wußte er nicht – fest schlafen würden.
    James Carlton ging in die Hocke und streckte zuerst die Beine durch die Öffnung. Dann – wobei er die Gitterstäbe ergriff, um eine feste Stütze zu haben – wand und drehte er sich so lange, bis er mit dem ganzen Körper die Öffnung passiert hatte und halb auf dem Vorsprung, halb auf dem Brett lag. Er bewegte sich mit äußerster Vorsicht, damit das Brett nicht verrutschte. Seine Füße baumelten über die Kante des Vorsprungs. Er sah nicht hinunter, als er sich langsam aufrichtete und auf dem Vorsprung einen Halt für seine Füße suchte, während er sich an den Gitterstäben festhielt.
    Das Brett hatte sich nur um wenige Millimeter verschoben. Aber schließlich war es kaum mehr als einen Meter zu dem Ast. Zwei große Schritte, und er säße mit der Katze im Baum. Doch dann sah er zum schwarzen Himmel und den kalten Sternen empor und fühlte die schreckliche Leere der Nacht um sich.
    Die graue Katze saß im Mondlicht wie ein Gespenst auf dem Ast. Sie schien diesen nächtlichen Ausflug mehr zu genießen, als zusammengerollt auf James Carltons Bett herumzuliegen. Mach schon , schien sie zu sagen.
    Doch James Carltons Hände klebten an den Gitterstäben, wie die Sterne unbeweglich am Himmel zu kleben schienen. Er fragte sich, ob Gott das Universum geschlossen hatte. Ging seine Uhr noch? Und sein Herz? Oder hatte alles aufgehört zu schlagen?
    Vielleicht sollte ich beten, dachte er, während er auf das Brett sah, das einen ebenso weiten Raum überspannte wie das Universum, zu dem er eben hochgeblickt hatte. Er mußte seinen Kopf gar nicht freimachen – er schien ein Teil der großen Leere da draußen zu sein. Er wußte nicht, welches Gebet er sprechen sollte. Und dann schwirrten ihm allerlei Bilder durch den Kopf. Sein Vater als Kriegskorrespondent, Flieger-As, Baseballspieler. Natürlich war sein Vater auch ein toller Fallschirmspringer gewesen … Sein Vater wäre nicht stolz auf ihn … ebenso wenig wie der Mann mit der eisernen Maske, der wahrscheinlich nicht einmal ein Brett brauchte. Der würde einfach springen.
    Ein Finger löste sich von den Stangen und bohrte sich

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