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Inspektor Jury lichtet den Nebel

Inspektor Jury lichtet den Nebel

Titel: Inspektor Jury lichtet den Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Bekannten aus Clerihew Marsh identifiziert hatte, blieben noch die Abdrücke von zwei Unbekannten. Hätte jeder sein können, und einer war sicher der, der einige Tage bei ihr gewohnt hatte.»
    «Und die Mädchen? Die Töchter? Wo waren die?»
    «Die Fünfzehnjährige war auf Klassenfahrt. Die Kleine dürfte zu Haus gewesen sein, abgesehen vielleicht von ein, zwei Abenden, an denen sie bei einer kleinen Schulfreundin zum Spielen war.»
    «Das heißt aber doch, sie muß den Mann irgendwann gesehen haben – vorausgesetzt, daß Sie recht haben.»
    Macalvie sah Jury mit messerscharfem Blick an. Wagte da jemand seine Theorie anzuzweifeln? «Stimmt. Sie hätte nur sagen müssen ‹Nein, Sammy war es nicht›. Und Sie können mir glauben, das hätte sie auch getan. Hing wie eine Klette an Sam. Beide Mädchen übrigens. Er hatte sie sehr gern. Sie hätte also sagen können, daß er es nicht war, und den Mörder vielleicht identifizieren können. Nur daß Teresa nie wieder ein Wort gesagt hat.» Macalvie starrte in die Kaminecke, schien selbst nie wieder ein Wort sagen zu wollen, ein ganz und gar untypisches Schweigen, fand Jury.
    Im einfachen Teil des Pubs hatte Freddie jetzt einen Elvis-Gegner von der Jukebox verjagt und selber eine Münze eingeworfen. Nach dem «Jailhouse Rock» dröhnte jetzt «Are You Lonesome Tonight» durch das Lokal.
    Jury sah, daß Macalvie zur Jukebox schaute, vielleicht wollte er Elvis’ Frage beantworten – und nebenbei vielleicht auch Freddies Frage, die falsch und ziemlich angesäuselt mitsang: «D’ya miss me tooo-night?» Macalvie schnappte beide Gläser und sagte: «Es wäre ja alles noch zu ertragen, wenn Freddie bloß die Klappe halten würde.» Er ging zur Theke, sie kabbelten sich ein bißchen – das war anscheinend der übliche Umgangston zwischen den beiden –, kam zurück und nahm den Faden seiner Geschichte von den Mulvanneys wieder auf. Er berichtete über ihr Leben wie ein Verwandter. Die Einzelheiten hatte er im Laufe der Untersuchung zusammengetragen.
    «Scheint mir immer noch ziemlich fadenscheiniges Beweismaterial zu sein», sagte Jury.
    Macalvie trank einen Schluck Cider. «Oh, natürlich hatte die Staatsanwaltschaft auch einen Zeugen. Allerdings hatte er nichts gesehen. Ein Freund von Sammy.»
    «Hört sich nicht gerade nach einem Freund an.»
    «Tja. Tue Recht und scheue niemand. Er studierte auch in Exeter. Jura. Behauptete, Sam Waterhouse hätte mehrfach gesagt, daß er sie umbringen würde. Und so stand denn der gute George im Zeugenstand und sagte aus, daß Sam in jener Nacht mit Blutflecken an den Kleidern nach Haus gekommen sei. Eine glatte Lüge.»
    «Und was hat Sam Waterhouse dazu gesagt?»
    «Daß er Rose umbringen wollte, hätte er nur so dahingesagt. Und das Blut sei sein eigenes gewesen, er hätte sich im Labor geschnitten. Na wunderbar. Der Staatsanwalt hat Sam natürlich in die Pfanne gehauen.»
    Lag es am Cider oder an Elvis? Jedenfalls sang Freddie immer noch mit: «Doon yer haaaart fill wit pain?
    Should ay come back a-gaaaiin? …» jaulte sie. Macalvie brüllte, sie solle endlich die Schnauze halten. Aber Freddie ließ sich nicht stören.
    «Mein Gott, einmal ein Song von Elvis, der keine Mauern zum Einstürzen bringt, und schon muß sie mitsingen.» Dann fuhr er fort: «Das Mädchen, also Mary Mulvanney, habe ich nur zweimal gesehen. Zuerst, als das Ergebnis der Obduktion bekanntgemacht wurde. Da war sie kaum in der Lage, Fragen zu beantworten.»
    Er verstummte, starrte die Jukebox an und dann zu Jury.
    «Leider war es ja nicht mein Fall. Pech für Devon. Was ich unternommen habe, das ging auf meine eigene Kappe. Mußte mich zurückhalten. Ein paar Fragen hier, ein paar blaue Flecken da.» Seine blauen Augen glänzten im Widerschein des Feuers, ums Haar hätte er gelächelt. «Angeblich mein Stil: Drohungen, Einschüchterung, Schüsse in die Beine.» Er zuckte die Achseln.
    «Ich pfeife auf Stil. Wann war das zweite Mal?»
    Macalvie starrte ins Feuer und verrückte mit dem Fuß einen Riesenholzklotz, der im Kamin lag wie ein alter Köter. «Was für ein zweites Mal?»
    Jury wußte, daß Macalvie genau wußte, was er meinte. «Das zweite Mal, daß Sie Mary Mulvanney gesehen haben.»
    «Monate später. Nachdem sie Sam Waterhouse längst eingebuchtet hatten. Das junge Ding stürmt in mein Büro – fünfzehn, klapperdürr und voller Sommersprossen –, sah aus wie eine Vogelscheuche. Oh, Mann, ist die auf mich losgegangen.
    Die hatte Schimpfwörter auf

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