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Inspektor Jury lichtet den Nebel

Inspektor Jury lichtet den Nebel

Titel: Inspektor Jury lichtet den Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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irgendwann mal auf dem Hühnerhof verscharrt worden.
    «Ich gebe nie auf, Freddie. Sie haben Sam, weiß Gott, richtig bemuttert.»
    «Ha! Wenn man vonnen Teufel spricht, dann kommter, wa, Mac? Bei Sie zischt ja der Cider bein Runterkölken.»
    «Gottverdammich, Ihr Cider zischt sogar auf Stein. Sie sind doch völlig vernagelt, und Ihre rechte Hand weiß seit vierzig Jahren nicht mehr, was die linke tut», sagte Macalvie, griff nach seinem Apfelwein und suchte sich einen Tisch.
    Freddie grinste Jury an. «Was soll’s für Sie sein, Baby?»
    Jury erwiderte das Grinsen. «Ich probiere den Cider, man lebt nur einmal.»
     
    «Das war die blödeste Verhaftung, die die Polizei von Devon und Cornwall jemals vorgenommen hat.» Die Rede war vom Fall Rose Mulvanney. «Ausgerechnet Sam, ein Neunzehnjähriger, der in Clerihew Marsh lebte, Luftschlösser baute und vielleicht für Rosilein schwärmte. Rose Mulvanney war scharf auf alles, was Hosen anhatte. In den Vereinigten Staaten hätte sie sich noch von einer Vogelscheuche antörnen lassen.»
    Aus dem, was der Divisional Commander Macalvie Jury auf dem Weg zum Pub erzählt hatte, wurde klar, daß er mit dem Herzen in Amerika war – seine Mutter war halb Irin, halb Amerikanerin –, auch wenn sein Leib in Devon weilte. Er war zwar besessen von seinem Beruf als Polizist, nahm aber trotzdem jedes Jahr Urlaub, den er immer in New York verbrachte. Er spickte seine Rede mit altmodischen, knallharten Wörtern aus Bogart-Filmen: Weiber, Miezen – diese Richtung.
    «Woher wissen Sie diese Sachen über Rose Mulvanney?»
    «Weil ich den Einwohnern von Clerihew Marsh äußerst delikate Fragen gestellt habe», sagte Macalvie. «Ob Rosilein rumbumste und so –»
    «Kann ich mir vorstellen, daß Sie so gefragt haben.» Jury trank einen Schluck Cider. Es war wirklich ein Teufelszeug, und er verzog das Gesicht.
    «Vorsicht, Freddie braut ihn selber. Meine Fragen an die Dorfbewohner waren diskreter, geradezu widerlich diskret. Aber als ich den Milchmann und die alte Schrulle in die Zange nahm, die den Laden und die Poststelle führt, da stellt sich doch heraus, daß Rose Mulvanney ein paar Tage vor ihrem Tod plötzlich mehr Milch und mehr Brot gekauft hat. Und das, obwohl ihre Tochter Mary auf Klassenfahrt war. Gute fünf Tage lang hatte sie diesen erhöhten Lebensmittelbedarf. Eins steht jedenfalls fest, Sammy Waterhouse hat nichts davon abgekriegt. Der wohnte direkt in Clerihew Marsh.»
    «Wollen Sie damit sagen, daß jemand bei ihr wohnte?»
    «Genau.»
    Jury unterdrückte ein Lächeln. Wenn Macalvie von etwas überzeugt war, dann von Macalvie. «Möglich wäre es.»
    «Schön. Das reicht mir.» Macalvie steckte sich noch ein Fisherman’s Friend in den Mund.
    «Die Polizei von Devon und Cornwall hat sich also auf Sam Waterhouse eingeschossen. Aber warum? Sie haben gesagt, es dauerte Monate bis zu seiner Verhaftung.»
    «In einer Mordsache zu ermitteln ist eine teure Angelegenheit, das wissen Sie selber. Sie wollten schon viel früher zupacken, aber ich habe ihnen Knüppel zwischen die Beine geworfen, habe versucht, die Scheißbullen aus Devon davon zu überzeugen, daß sich Sam Waterhouse nicht bei Rose eingemietet haben konnte.»
    «Ob Sie aus einem gesteigerten Verbrauch an Milch und Brot nicht etwas viel ableiten?»
    «Nein! Rose hat das Brot sicher nicht für den Kirchenbasar gekauft.»
    «Es muß doch aber Beweismaterial gegen Sam Waterhouse gegeben haben. Welches?»
    «Daß er Rose immer so angehimmelt hat. Mein Gott, er war neunzehn.» Macalvie schob den Aschenbecher zur Tischkante. «Und die alte Tante von nebenan hat ausgesagt, sie habe ein paar Abende vor Roses Tod einen Riesenkrach mitangehört. Sie hat Sam wutschnaubend aus dem Haus kommen sehen.»
    «Und Waterhouse? Was hat der dazu gesagt?»
    «Hat es nicht abgestritten. Er war wütend, weil Rose ihn heiß gemacht hat und er sich einbildete, sie hätte ernsthaft was für ihn übrig. Erzählte ihm, sie habe einen Freund, so ähnlich jedenfalls.»
    «Was hat die Gerichtsmedizin herausgefunden?»
    «Nichts. Die haben nur die Achseln gezuckt. Klar, daß überall Fingerabdrücke waren. Sam hatte ja auch zugegeben, im Haus gewesen zu sein. Aber auf dem Messer? Nichts. Mein oberschlauer Vorgesetzter behauptete, er hätte es abgewischt. Ich fragte ihn, wieso er dann nicht auch alles andere abgewischt hat, was ihm zwischen die Finger gekommen war. Und nachdem man die Fingerabdrücke von den beiden Töchtern und von ein paar

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