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Inspektor Jury spielt Domino

Inspektor Jury spielt Domino

Titel: Inspektor Jury spielt Domino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Geräusche über sich. Stimmen. Hunde. Während die Hand, die die seine hielt, ihn von seinem Halt herunterschwang und ein anderer Arm ihn an den Schultern packte, überlegte er einen Moment lang, ob diese verfluchten Idioten mit den Hunden ausritten.
    «Bertie!»
    Diese Stimme kam von der Felskante oben und war ihm bekannt; sie gehörte Inspektor Jury. Er wurde langsam hochgehievt, was wohl harte Arbeit war, nach dem keuchenden Atem der verschwommenen Gestalt neben ihm zu urteilen. Ein letzter Ruck – und er stand wieder auf festem Boden.
    Bertie konnte nur Lichtpunkte und formlose Umrisse erkennen, die sich wie im Traum in seinem Blickfeld bewegten. Aber sie interessierten ihn überhaupt nicht.
    «Arnold!» schrie er. Der Terrier bellte, und Bertie fiel auf die Knie und schlang seine Arme um das nasse Fell des Tieres.
    Jemand stand neben ihm und wischte ihm das Gesicht mit einem Taschentuch ab. «Bertie, alter Junge.» Es war Inspektor Jury. «Schau, wir haben deine Brille gefunden.» Er setzte sie Bertie auf die Nase.
    Das Geschehen um ihn nahm plötzlich Formen an, als wäre ein Vorhang hochgezogen worden. So mußte sich ein Blinder fühlen, der plötzlich wieder sehen konnte, dachte Bertie. In der pechschwarzen Nacht wirkten die Menschen wie weiße Statuen in einem dunklen Garten.
    Einer von ihnen trat einen Schritt vor, und er erkannte Inspektor Harkins, der sich eine Zigarre anzünden wollte und die Hand schützend vor ein Streichholz hielt. Jury sprach mit jemandem, der hinter Bertie stand – nicht mit Harkins, sondern mit einem anderen. «Ein Glück, daß Sie hier draußen waren.»
    Bertie drehte sich um und sah Julian Crael hinter sich. Er stand nicht in dem Licht der Taschenlampe. Er säuberte sich gerade die Hände mit einem Taschentuch. In seinem Hemdsärmel war ein großer Riß. Dann hob er den Mantel auf, den er auf den Boden geworfen hatte, damit er ihn beim Abstieg nicht behinderte, und zog ihn an.
    «So ein Zufall», sagte Harkins.
    Julian schwieg.
    Jury schluckte, als hätte er selbst diese bittere Pille verpaßt bekommen. Nicht gerade einfach zu verdauen – des versuchten Mordes an jemandem beschuldigt zu werden, dem man gerade das Leben gerettet hatte.
    «Ich glaube, es ist besser, wir gehen zum Haus zurück und unterhalten uns dort», sagte Harkins.
    «Ich begleite Bertie nach Hause», sagte Jury.
    «Wir müssen den Jungen aber vernehmen», warf Harkins ein.
    «Das kann ich machen, wenn er zu Hause ist. Nicht hier.» Harkins wandte sich unwillig ab, und Jury zog Wiggins beiseite. «Gehen Sie mit ihnen zum Old House und sorgen Sie dafür, daß er von Harkins nicht gelyncht wird. Danach kommen Sie zu Berties Haus.»
    Harkins gab zwei seiner Männer Anweisungen, nach der Waffe zu suchen, und ging mit Julian fort.
    «Mr. Crael», Bertie riß sich von Jury los, rannte zu Julian hinüber und schlang seine Arme um ihn, als hätte auch Julian ein dichtes, nasses Fell.
    Als er ihn losließ, hob Julian die Hand und salutierte kurz: «Jederzeit, Sportsfreund.»
    Arnold bellte und ließ den Schwanz wie eine Peitsche durch die Luft sausen.
    Das sieht ja beinahe nach Wedeln aus, dachte Jury .

Siebter Teil
Simon sagt …
1
    Da Bertie beinahe im Stehen einschlief, steckten sie ihn gleich ins Bett. Jury bestand darauf, bei ihm zu bleiben und auf der Couch zu übernachten. Großzügig verzichtete Wiggins auf sein Zimmer im «Fuchs» und blieb auch. Und Melrose, der nichts verpassen wollte, erwachte am frühen Morgen mit schmerzender Schulter, weil er auf einem Sessel eingeschlafen war.
    Nun saßen sie alle um den Küchentisch mit dem Wachstuch: Jury, Bertie, Melrose, Wiggins und Arnold. Melrose hatte den letzten freien Stuhl Arnold überlassen und sich selbst auf einen Hocker gesetzt.
    Während sie Bertie mit Tee und Toast fütterten, wiederholte er immer wieder: Nein, er hätte nichts gesehen; nein, er hätte nichts gehört; nein, er hätte nichts gerochen, was ihm einen Hinweis darauf geben könnte, wer ihn gestoßen hatte.
    Um seinem Gedächtnis etwas nachzuhelfen, schob Jury noch ein paar Speckstreifen auf Berties und auch auf Arnolds Teller. «Du mußt dich doch an irgend etwas erinnern, Bertie.»
    «An überhaupt nichts», sagte Bertie entschieden und spießte den Speck auf. «Wer bezahlt denn das hier?» Er hielt einen aufgespießten Speckstreifen hoch.
    «Das geht auf mich», sagte Melrose. «Sergeant Wiggins hat in aller Frühe den alten Kaufmann aus dem Bett geholt.»
    Wiggins sah nach der

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