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Inspektor Jury spielt Domino

Inspektor Jury spielt Domino

Titel: Inspektor Jury spielt Domino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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zahlen?» sagte Adrian grinsend und führte ihn nach oben.
    Das Ölgemälde stand auf der Staffelei, die Adrian in die Nähe eines Fensters gerückt hatte, um das schwache Licht so gut wie möglich zu nutzen. Die Wirkung auf Jury war wieder dieselbe; es spukte in seinem Kopf.
    «Sind Sie sicher, daß sie genauso aussah?»
    Adrian seufzte, nahm einen Schluck aus der Kaffeetasse und versuchte dabei, nicht mit dem Löffel in Konflikt zu kommen. «Sie fragen mich immer das gleiche. Ja, ja und noch mal ja.»
    «Das ist nicht Gemma Temple.»
    Jury drehte sich um und ging nach unten. Adrian blieb oben zurück und starrte mit offenem Mund auf die leere Treppe und dann wieder auf das Bild.
     
    Jury zog seine irische Mütze aus der Tasche und schob sie sich auf den Kopf. Der Schnee schmolz sofort wieder weg. Als er die Hauptstraße entlangging, wünschte er sich, daß da große Haufen Schnee liegen würden – trocken, weiß, unberührt …
    Hinter sich hörte er eine Stimme, die seinen Namen rief. Er drehte sich um und sah Wiggins, der auf ihn zurannte.
    «Was ist mit Adrian Rees?» Der Sergeant atmete schwer und holte seinen Inhalator heraus, während sie Seite an Seite weitergingen.
    «Nichts. Ich wollte nur das Gemälde sehen.»
    «Gemälde? Welches Gemälde? Ich dachte, Sie seien los, um ihn zu verhaften. Sie sahen aus wie …» Wiggins fand nicht die richtigen Worte. Er hob den Inhalator an seine Nasenlöcher.
    «Das von Gemma Temple. Das heißt von dieser Frau, die er für Gemma Temple gehalten hat. Ich erkläre Ihnen das mal …»
    Sie waren in die Bridge Walk eingebogen und die kleine, enge Treppe hinaufgestiegen. Plötzlich blieb Jury stehen und schaute zur Brücke. «Wer zum Teufel ist das?»
    Wiggins blinzelte durch den Schnee, der inzwischen stärker fiel. «Sieht aus wie Mr. Plant und Arnold.»

5
    Melrose Plant lehnte an der Mauer des Cafés «Zur Brücke» und rauchte. Er zeigte auf ein kleines Schild hinter der Scheibe. GESCHLOSSEN. «Um zehn wird geöffnet. Wir müssen noch ein paar Minuten warten.»
    Keineswegs unfreundlich fragte Jury: «Was zum Teufel tun Sie denn hier? Und auch noch mit Arnold?» Arnold an der Leine? Er konnte es kaum glauben.
    «Ich dachte schon, Sie würden gar nicht mehr fragen. Oh, es macht einfach Spaß, einmal vor Ihnen an einem Ort zu sein. Zigarette?» Jury schüttelte den Kopf. «Soll ich jetzt eine lange, ermüdende, wenngleich brillante Erklärung vom Stapel lassen, oder warten wir lieber, bis es sich von selbst klärt? Aber an Ihrem wild entschlossenen Gesicht sehe ich, daß es jetzt sofort sein muß. Also gut, Arnold …»
    Die Jalousie an der Tür schnappte nach oben. Das kleine Schild wurde umgedreht und zeigte nun: OFFEN. Lilys lächelndes Gesicht erschien. Sie öffnete die Tür und sagte: «Entschuldigung, ich wußte nicht …» Dann fiel ihr Blick auf Arnold.
    Und Arnolds Blick fiel auf sie; Arnold knurrte.
    Nicht laut, aber das Knurren durch das fast geschlossene Maul schien aus der Tiefe seines Bauches zu kommen. Es klang gleichmäßig und klang gefährlich.
    Lily wich einen Schritt zurück. Sie versuchte zu lachen. «Um Himmels willen, was ist denn nur mit Arnold los?»
    Melrose sah zu Jury hin, und Jury nickte. Melrose zog etwas an der Leine, aber Arnold rührte sich nicht; er blieb einfach sitzen, unnachgiebig wie ein Stein. Jetzt erkannte Jury auch den Grund für die Leine, die Melrose ein paarmal um sein Handgelenk gewickelt hatte. Er zog daran. «Komm schon, Alter.» Zuerst reagierte Arnold nicht, aber dann drehte sich der Terrier um, und mit einer Selbstbeherrschung, die Jury noch bei keinem menschlichen Wesen erlebt hatte, trottete er neben Melrose den Bridge Walk entlang.
    Ein Gentleman und sein Hund auf ihrem morgendlichen Spaziergang.
    Lily machte Anstalten, die Tür zu schließen, aber Wiggins setzte seinen Fuß dazwischen und drückte seine schmale Hand gegen den Rahmen. «Wir hätten gern einen Morgenkaffee, Miss.»
    Jury hätte fast gelacht. Humor war nicht gerade Wiggins’ Stärke. Und Wiggins mußte sich über diesen Besuch sehr gewundert haben. Lily stand kerzengerade und kreidebleich in der Mitte des Raums.
    «Sie sind Lily Siddons», stellte Jury mit unterkühlter Förmlichkeit fest. Er erhielt natürlich keine Antwort. «Wir sind hier, um Sie wegen Mordes an Gemma Temple und Olive Manning und wegen versuchten Mordes an Bertie Makepiece zu verhaften. Ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß alles, was Sie ab jetzt sagen, zu Protokoll genommen

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