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Inspektor Jury spielt Domino

Inspektor Jury spielt Domino

Titel: Inspektor Jury spielt Domino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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March gut gekannt hat. Einer, der darauf spekulierte, etwas von der Beute abzukriegen. Oder der aus Eifersucht, aus Rache handelte … es gibt viele Motive.»
    «Aber so ein Riesenschwindel, das ist doch irgendwie undenkbar.» Er seufzte. «Ich seh schon, Sie denken auch, Julian hat recht.»
    «Nein. Ich denke gar nichts. Ich weiß einfach nicht genug. Aber solche Dinge hat es schon gegeben, Colonel Crael. Wer käme denn in Frage, wer hat sie so gut gekannt?»
    «Außer Julian und mir kommen nur noch Olive Manning, Wood, der Butler, und eine alte Hausangestellte, Stevens, in Frage. Die Vorstellung, daß einer von ihnen … aber lassen wir das … Ich hab auch häufig mit Maud Brixenham, einer guten Bekannten von mir, über sie geredet. Sie lebt im Dorf, in der Lead Street. Und mit Adrian Rees, als er Margarets Porträt gemalt hat. Ich saß bei ihm im Atelier rum und schaute ihm bei der Arbeit zu …» Er massierte Bracewoods Hals. «Als Margaret noch lebte, war alles ganz anders. Das Haus war immer voller Gäste. Und Rolfe und Julian tollten herum. Rolfe war vierzehn Jahre älter als Julian. Sie sahen ihr beide sehr ähnlich, beide hatten dieses goldglänzende Haar. ‹Die Goldjungs› wurden sie genannt. Julian ist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten, wenn er ihr nur auch in seinem Wesen etwas ähnlicher wäre! Keine Ahnung, wem er nachgeschlagen ist. Rolfe war sehr viel lebenslustiger, vielleicht zu sehr. Immer hinter den Frauen her. Und dann war da auch noch Dillys. Margaret machte aus dem kleinen Pummelchen sozusagen ihr Ebenbild, was Kleidung, Auftreten und so weiter betraf. Sie besaß natürlich nicht ihr Aussehen. Und auch nicht Julians. Margaret war zwar nicht das, was man eine gute –» Er wandte den Blick ab, und ein Schatten flog über sein Gesicht. «Aber Julian hing sehr an ihr. Eine Schönheit wie sie … irgendwie konnte man sie nicht mit normalen Maßstäben messen. Finden Sie nicht auch?»
    Jury schaute ihn sich genau an, die scharfen Züge, die kräftigen Hände, die die Zügel hielten, das eisgraue Haar und den vollen Schnurrbart. «Nein, finde ich nicht.»
    Der Colonel blickte auf den vom Nebel bedeckten Boden. Sie schienen zu schweben, während sie sich stumm gegenüberstanden; ihre Füße und die Hufe des Pferdes verschwanden in dem See aus Nebel. Schließlich meinte er müde lächelnd: «Warum fragen Sie mich nicht, wo ich mich in der betreffenden Nacht aufgehalten habe? Inspektor Harkins’ Lieblingsfrage.»
    «Wollte ich gerade», sagte Jury und grinste. «An dem Abend vor dem Dreikönigsfest fand hier ein Ball statt, nicht? Ich nehme an, Sie waren mit Ihren Gästen beschäftigt?»
    «Sie drücken sich nur etwas höflicher aus.»
    «Ich wollte gar nicht höflich sein. Ich hab nur Ihre Aussage gelesen.»
    «Ach so, es reicht also, wenn ich wiederhole, was ich bereits gesagt habe. Ja, ich war mal da, mal dort und kümmerte mich um meine Gäste. Aber ich habe kein richtiges Alibi, ich meine, ich weiß auch nicht genau, wo ich war zu der fraglichen Zeit. Im Gegensatz –» er blickte Jury ins Gesicht – «zu Julian.»
    «Aha. Vielleicht sollte ich mal mit Julian reden.» Jury schaute zu dem Haus hinüber. «Ich finde mich schon zurecht. Sie wollten doch gerade ausreiten?»
    «Sind Sie sicher? Ja, das wollte ich. In ein paar Tagen fängt die Jagd an; ich hatte vor, mal nach den Hunden zu schauen. Wood wird Julian schon ausfindig machen – falls er zurück ist. Julian macht endlos lange Spaziergänge, egal, wie das Wetter ist.» Er schwang sich wieder in den Sattel und tätschelte sein Pferd. «Gut, ich reite los. Falls Sie mich brauchen, ich stehe Ihnen immer zur Verfügung.»
    «Ich denke, das wird der Fall sein. Noch was anderes: Sie haben Besuch, nicht wahr?»
    Sir Titus war überrascht. «Ja, warum? Hab ich tatsächlich. Ein alter Freund – oder vielmehr der Sohn eines alten Freundes, Lord Ardry: ein prachtvoller Mensch und natürlich auch ein passionierter Jäger. Dieser Lord Ardry – ich meine den Sohn – läßt sich mit seinem Familiennamen anreden. Melrose Plant nennt er sich.»
    Jury lächelte. So wie der Colonel seinen Namen aussprach, klang er eher wie ein Pseudonym.
    «Er hat jedenfalls auf den Titel verzichtet – warum, weiß ich auch nicht. Ich hab lang genug auf meinen gewartet, und ich bin nur Baron. Nicht der Rede wert, hm? Aber Plant – er läßt einfach –»
    «Ich weiß, ich bin ihm schon begegnet. Damals in Northamptonshire.»
    «Ach ja, jetzt erinner ich mich wieder;

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