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Inspektor Jury spielt Domino

Inspektor Jury spielt Domino

Titel: Inspektor Jury spielt Domino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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aufzufüllen. Er hob die Karaffe und blickte Jury fragend an. Jury lehnte den Whisky ab. «Was ist mit ihr?» fragte Julian, während er sich einschenkte. «Sie wollen wissen, warum mein Vater sie für Dillys March hält und ich nicht? Das ist nicht weiter erstaunlich, wir sind uns auch sonst nie einig.» Er hob sein Glas, schenkte Jury ein frostiges Lächeln und nahm einen Schluck. Dann postierte er sich wieder neben dem Kamin, den Arm auf dem Sims ausgestreckt, eine Geste wie die der Frau auf dem Porträt. Jury war sich jedoch sicher, daß Julian das völlig unbewußt tat.
    «Sie sind sich ganz sicher, daß sie nicht Dillys March war?»
    «Ja, absolut. Es war ein Schwindel. Das heißt, ein Versuch.»
    «Dann haben Sie sich bestimmt auch gefragt, wer mit ihr unter einer Decke steckte, Mr. Crael? Diese Gemma Temple muß von jemandem, der Dillys gekannt hat, unterrichtet worden sein.»
    Julian rauchte und spielte mit einem silbernen Feuerzeug; die Hand lag immer noch auf dem Kaminsims. «Das ist anzunehmen.»
    «Aber von wem, Mr. Crael?»
    Julian ließ das Feuerzeug in seine Tasche gleiten, nahm den Arm von dem Kaminsims und stellte sich mit dem Rücken zum Feuer, die Zigarette in der Hand. «Keine Ahnung.»
    «Aber Sie würden auch sagen, daß das die einzige Erklärung ist, wenn man davon ausgeht, daß sie nicht Dillys March war.» Jury wollte wenigstens diese Bestätigung von ihm haben und wunderte sich, warum Julian sich so dagegen sträubte. «Mr. Crael?»
    Julian nickte kurz. «Ja.»
    «Sagen Sie: Wie erklären Sie sich Dillys’ plötzliches Verschwinden?» Julian rauchte und schüttelte den Kopf. «Colonel Crael sagte, sie wäre auch vorher schon ab und zu verschwunden?»
    Er nickte. «Dillys war eigensinnig, egoistisch und verwöhnt. Sie haben ihr wohl jeden Wunsch erfüllt, um sie über den Verlust ihrer Eltern hinwegzutrösten. Ich hätte ihr alles zugetraut.»
    In dem Kamin brach ein Holzscheit auseinander, Funken sprühten, kleine, züngelnde Flammen schossen empor. Julians Augen loderten wie die bläulichen Enden der Flammen. Jury war aufs neue überrascht von der Schönheit dieses Gesichts, einer Schönheit, die irgendwie nicht hierherpaßte. Sie schien einer andern Zeit, einem andern Ort anzugehören, Arkadien vielleicht. «Sie haben Dillys March nicht besonders gemocht?»
    Julian wandte sich einen Augenblick lang ab und schwieg. Jury nützte die Gelegenheit und nahm die Streichhölzer aus der Kristallschale neben seinem Stuhl, mit denen er sich eine Zigarette angezündet hatte. Streichholzmäppchen kamen von den seltsamsten Orten. Er fragte sich auch, was die Streichhölzer hier überhaupt zu suchen hatten neben den beiden Tischfeuerzeugen – das eine war aus grünem Muranoglas, das andere aus Porzellan – und Julians silbernem Feuerzeug.
    «Sollten Sie mich nicht wichtigere Dinge fragen, Inspektor? Zum Beispiel, wo ich mich in der Mordnacht aufgehalten habe.»
    Jury lächelte. Sein Vater hatte dasselbe gefragt. «Sie haben erklärt, Sie hätten sich in Ihrem Zimmer aufgehalten.»
    «So war es. Ich hasse diese Kostümbälle zum Dreikönigsfest. Meine Mutter hat damit angefangen. Sie mochte Parties, und der Colonel auch. Mir sind sie ein Greuel. Ich bin auch sonst ziemlich ungesellig.» Er schien darauf zu warten, daß Jury widersprach. «Ich möchte Ihnen etwas zeigen.» Julian ging zu den Flügeltüren hinüber, öffnete sie und bedeutete Jury, ihm zu folgen. Sie traten auf die eiskalte Terrasse hinaus. Rauhreif lag auf der Balustrade, an der Julian nun stand, das Meer und die Brandung im Rücken. Julian blickte die glatte Fassade hoch. Er streckte den Finger aus. «Das sind meine Fenster.» Dann ging er auf die andere Seite und zeigte auf das Dorf. «Da drüben ist ein Pfad, der von den Stufen der Terrasse bis zum Dorf führt. Ein hübscher Weg an den Klippen entlang. Am andern Ende ist die Treppe zur Kaimauer. Am einfachsten und schnellsten kommt man hier hinauf, wenn man die Fuchsstiege nimmt, an der Kaimauer entlanggeht und dann dem Pfad bis zur Terrasse folgt. So sind auch die meisten gekommen und gegangen.» Er trat zu Jury. «Die ganze Nacht lang, Inspektor Jury.» In seinen Augen blitzte zum erstenmal so etwas wie Humor auf. «Drinnen sieht es folgendermaßen aus: Meine Räume haben zwei Türen, die beide auf den Treppenabsatz gehen, auf dem die Musiker die ganze Nacht über gespielt haben. Sie haben zwar auch mal eine Pause gemacht, aber irgend jemand stand immer rum. Ich habe mich um zehn

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