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Inspektor Jury spielt Domino

Inspektor Jury spielt Domino

Titel: Inspektor Jury spielt Domino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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paar Drinks servieren und sie dann hinter der Kathedrale absetzen. Haben Sie bemerkt, daß dieser Hund mich pausenlos anstarrt? Sie werden es mir bestimmt nicht verraten, aber wen haben Sie denn als Hauptverdächtigen ins Auge gefaßt?»
    «Keinen.»
    Melrose seufzte. «Ich wußte, daß Sie sich ausschweigen würden.»
    Jury schüttelte den Kopf und nahm den Fisch in Angriff. «Es ist die Wahrheit. Keinen.»
    «Bei Julian Crael springt einem das Motiv ins Auge.»
    «Inspektor Harkins ist da ganz Ihrer Meinung.»
    «Zu dumm! Mit ihm möchte ich nicht einer Meinung sein.»
    «Warum nicht? Ein cleverer Bursche.»
    «Ein Dandy und ein Leuteschinder – so schätze ich ihn ein. Außerdem scheint er sich Gedanken darüber zu machen, was ich – ein Fremder – bei den Craels zu suchen habe. Er hält mich für den Mörder, der über die Moore kam. Ah, hier ist der Wein.» Melrose rieb sich die Hände.
    Bertie war zurück, das Tablett unter dem Arm und die Weinflasche in der Hand. «Hier, schauen Sie, Sir, die werden Sie bestimmt nicht zurückgehen lassen.» Er hielt Melrose das Etikett unter die Nase. «Nicht genau das, was Sie haben wollten; er hat aber eine wunderbare Farbe. Rot.»
    «Ja. Rot. Aber er ist von 1966. 1964 gab’s wohl nicht?»
    Bertie verzog den Mund. «Frischer», meinte er hoheitsvoll. «Ich mach sie mal auf.» Die Flasche zwischen den Beinen, setzte Bertie den Korkenzieher an. Als er den Korken gezogen hatte, ließ er ihn über das Tischtuch kullern. «Der Korken, Sir.»
    «Sieht ganz so aus.»
    «Sollten Sie nicht daran riechen, Sir?»
    «Ach ja, wie dumm von mir.» Melrose bewegte den Korken unter seiner Nase. «Ein herrliches Bouquet.»
    Bertie preßte begeistert die Flasche gegen die Brust. «Dacht ich mir doch, daß Sie damit zufrieden sein würden. Probieren Sie.» Er umklammerte den Flaschenhals und goß Melrose vorsichtig etwas Wein ein. «Bewegen Sie ihn im Mund.»
    Melrose tat, wie ihm geheißen. «Ausgezeichnet. Etwas jung vielleicht, aber trotzdem ausgezeichnet.» Er zog einen Schein aus seinem Portemonnaie und steckte ihn in Berties Tasche. «Deine Vorfahren waren wohl alle Sommeliers!»
    Bertie strahlte. «Lassen Sie ihn etwas atmen, wie sich’s gehört.» Er verschwand, das Tablett auf der ausgestreckten Hand.
    «Das ging aber schwungvoll über die Bühne, dieses Ritual.»
    «Ja, ich bin ganz beeindruckt», sagte Jury. «Aber sagen Sie, warum halten Sie Crael für den Täter? Sie hatten ja mehr Zeit und Gelegenheit, ihn zu beobachten.»
    «Ich hab nicht gesagt, daß ich das tue. Ich sagte nur, daß er das einleuchtendste Motiv hat. Mit dem Wiederauftauchen dieser Dillys March wäre sein Erbe um einiges geschrumpft. Sie haben sie ja beinahe wie ihre eigene Tochter behandelt, der Colonel und Lady Margaret.»
    «Und würden es auch wieder tun, wenn sie zurückkäme. Wenn diese Frau, die ihren Auftritt hier hatte, nicht Dillys March, sondern Gemma Temple war, dann muß ihr jemand eine Menge erzählt haben. Und Julian wäre der letzte, der das getan hätte.»
    Melrose machte ein nachdenkliches Gesicht. «Ja, ich verstehe, was Sie meinen. Aber warum nehmen Sie Julian Crael eigentlich immer in Schutz?»
    «Tu ich gar nicht. Das war nur eine Hypothese. Sie mögen ihn wohl nicht besonders?»
    «Ich finde ihn kalt, hartherzig und verstockt.»
    «Verstockt?»
    «Ungesellig.» Melrose schubste sein Schnitzel auf seinem Teller herum und nahm dann einen Bissen. «Das Gegenteil von Sir Titus – der würde am liebsten die ganze Grafschaft zum Tee einladen. Das soll um Gottes willen kein Vorwurf sein … mir fiel nur eben auf, daß man sich gleich schuldig fühlte, wenn man über den Colonel etwas nicht so Nettes sagt. Julian ist jedenfalls ein richtiger Einsiedler. Er geht nicht auf die Jagd und haßt Parties. Nicht einmal auf den Kostümball ist er gegangen. Er und der alte Herr verstehen sich überhaupt nicht. Wegen dieser Gemma Temple oder Dillys March oder wie immer sie hieß, haben sie sich ganz gewaltig in die Haare gekriegt. Na ja, so gewaltig wohl auch nicht. Julian ist nicht der Typ dafür. Er lächelt nur eisig. Colonel Crael wollte sie gleich mit Sack und Pack bei sich einziehen lassen, und Julian ist felsenfest überzeugt, daß sie eine Schwindlerin war. Aber wie konnte sie annehmen, als diese March durchzugehen?»
    «Vielleicht wäre das gar nicht so schwierig: Ein Komplice und ein so leichtgläubiges Opfer wie der Colonel – mehr ist gar nicht dazu nötig. Nur Julian wäre zum Problem

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