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Inspektor Jury spielt Domino

Inspektor Jury spielt Domino

Titel: Inspektor Jury spielt Domino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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zwischen den Händen und die Ellbogen auf dem Tisch.
    «Fünfzig Jahre halten die schwarzen Reetdächer, wie ich sie gemacht hab. Und Besenbinder bin ich auch gewesen. Gib mir mal die Besennadel.» Diese Aufforderung war an Melrose gerichtet, der sich wohl nützlich machen sollte, statt nur herumzustehen.
    «Besennadel?»
    «An der Wand.» Ungeduldig schnellte Percys Finger hervor und wies auf die Werkzeuge an der Wand. Melrose ging zu der Stelle, an der die merkwürdigsten Werkzeuge hingen. Sie waren sorgfältig beschriftet. Traufhaken, Dreher. Und was zum Teufel war ein Hufmesser? Er entdeckte die Besennadel und nahm sie vom Nagel. Es war ein langer, pfriemähnhcher Gegenstand mit einer Schlinge, eine Nähnadel für einen Riesen.
    Percy Blythe machte sich nicht die Mühe, ihm zu danken, als er sie ihm hinüberreichte. «Ja, einer von den Besten, das können Sie mir glauben. Und mein Alter vor mir, der war der beste Schnitter, den’s hier gegeben hat. Einmal hat er drei Morgen an einem Tag gemäht. Er schnitt das Gras und bündelte das Heu so schnell, wie ein anderer drüberging. Und er mähte sich einen Weg frei mit einem Sixpencestück auf dem Sensenblatt. Von ihm hab ich auch gelernt, wie man das Korn in Haufen setzt. Den ganzen Tag lang hab ich das gemacht – einen Haufen nach dem andern –, damals, als ich noch ein ganz junger Kerl war. Man muß ganz nahe rangehen und, wie der Alte sagte, dem eigenen Schwung folgen. Sieht großartig aus, so ’n Feld voller Haufen. Nur der alte Bob Fishpool mit seinen Schaufelhänden kam an meinen Alten ran. Er legte sich erst schlafen, wenn das Korn geschnitten und aufgeschichtet war. Solche wie ihn gibt’s heutzutage gar nicht mehr.»
    Melrose spürte, wie ihn sein zorniger Blick streifte, als wolle er damit zu verstehen geben, daß es seinesgleichen seien, die an die Stelle dieser sehr viel tüchtigeren alten Garde getreten waren.
    «Was von dem Gagelbier, junger Mann?» fragte Percy Blythe Jury. «Oder vielleicht etwas Lachs?» Ohne Jurys Antwort abzuwarten, hievte er sich hoch und holte einen Krug von dem Regal herunter.
    «Ihr von der Polizei dürft euch doch wohl nie einen genehmigen?» Er kicherte, als würde er das sehr komisch finden. Jury lachte und leerte sein Glas.
    Melrose fragte sich, was wohl darin war; da er aber nicht aufgefordert worden war, sich zu ihnen zu setzen, bestand wenig Hoffnung, es jemals zu erfahren.
    «Ausgezeichnet», sagte Jury und wischte sich den Mund mit dem Handrücken hab. «Hab ich noch nie getrunken.»
    «Macht ja auch keiner mehr. Die Hefe und das Geröstete schwimmen oben.»
    Melrose bedauerte nicht mehr, übergangen worden zu sein.
    Percy Blythe bog den Daumen nach hinten und sagte: «Ihr seid wohl wegen dieser Frau gekommen, die hier abgemurkst wurde?»
    «Richtig, Percy. Wenn Sie was wissen, was uns weiterhelfen könnte?»
    «Vielleicht, vielleicht auch nicht.» Schweigen.
    «Bertie Makepiece meinte, Sie hätten sie von früher her gekannt.»
    «Vielleicht doch nicht. Hab sie im ‹Alten Fuchs› gesehen, dachte, wär ’n Geist. Vor fünfzehn Jahren ist sie abgehauen und hat sich seitdem nicht mehr blicken lassen.»
    «Sie meinen Dillys March?»
    «Ja. Ein Luder war das.»
    «Ein Luder? Wieso?»
    Percy Blythe schloß jedoch die Augen vor den Sünden der Jugend und wandte sich seinem Bier zu.
    «Sie haben Mr. Plant gesagt, er solle jemanden namens Evelyn fragen.»
    Percy Blythe drehte sich nach Melrose um, und sein Blick war wie ein Faustschlag auf die Nase. «Na ja, haben Sie doch», sagte Melrose über einen versteinerten Seestern hinweg. «Ist gerade zwei Stunden her. Sie sagten, ich soll mich wegen der kleinen March am besten an sie wenden.»
    Percy Blythe spuckte in den Napf. «Nich an sie , du Depp! An ihn , Tom Evelyn.» Er wandte sich wieder Jury zu, als wäre er der einzig vernünftige Mensch in seiner Umgebung. «Der Aufseher der Jagdhunde. Kümmert sich um die Meute des Colonel. Wohnt auch bei den Zwingern, Richtung Pitlochary.»
    «Er hat Dillys March gekannt?»
    Aber Percy Blythe wollte sich nicht weiter über dieses Thema auslassen. Er konzentrierte sich auf sein Bier.
    «Haben Sie Lily Siddons’ Mutter gekannt, Mary?»
    «Sie hat doch im Old House gekocht. Klar hab ich die gekannt. Ist ertrunken. Schade.» Er schüttelte den Kopf.
    «Und Lily, kennen Sie die auch?»
    «Ja. Wenn sie vorbeikommt, schaun wir in die Kugel. Ich hab ihr das beigebracht. Die Touristen mögen sich gern wahrsagen lassen. Aber Lily –»

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