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Inspektor Jury spielt Domino

Inspektor Jury spielt Domino

Titel: Inspektor Jury spielt Domino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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hoffnungsloses Unterfangen. Aus Julian Crael war nichts rauszukriegen, obwohl das wahrscheinlich seine, Melroses Schuld war. Er dachte an Jury, der wie in der Bibel Wasser aus dem Felsen schlug: Er brauchte nur den Fuß auf Percy Blythes Schwelle zu setzen, und schon fing Percy an zu reden.
    Melrose beschloß, daß er sich, wenn es auf die eine Weise nicht ging, seine Informationen eben auf andere Art beschaffen würde. Und das hatte er auch getan. Es war vielleicht nicht gerade fein, die Zimmer eines Gentleman zu durchsuchen. Aber Mord war auch nicht gerade fein.
     
    Er hatte sich in Julians Räume geschlichen, ohne recht zu wissen, welche Beweisstücke er eigentlich zu finden hoffte. Und er hatte auch nicht damit gerechnet, auf etwas zu stoßen. Er war jedoch fündig geworden.
    Im Haus hatte sich nichts gerührt. Der Colonel trieb sich in seinen Hundezwingern in Pitlochary herum. Olive Manning war nach Whitby gefahren, und die Dienstboten drehten Daumen.
    Melrose hatte also das Haus praktisch für sich allein gehabt. Er war aber schlau gewesen und hatte die Tür zu Julians Zimmer sperrangelweit offenstehen lassen, falls doch jemand vorbeikommen sollte. Dann wäre erst gar nicht der Verdacht aufgekommen, er würde bei ihm herumschnüffeln; er hätte einfach behaupten können, er habe sich ein Buch ausleihen wollen oder etwas dergleichen. Julian besaß eine großartige Sammlung wertvoller, alter Bücher über Yorkshire.
    Melrose hatte lautlos jede Schublade, jedes Regal, jeden Wandschrank durchsucht. Es hatte nicht viel Zeit in Anspruch genommen, da die Räume mit den moosfarbenen Vorhängen und den schweren Tudor-Möbeln sehr spartanisch, ja schon beinahe trostlos leer waren.
    Melrose zog die Vorhänge auf und schaute aus den hohen Fenstern, die alle aufs Meer hinausgingen; er wollte sich vergewissern, daß Julian Crael nicht doch beschlossen hatte, wieder umzukehren. Da sich der Nebel etwas gelichtet hatte und die Sonne durchgekommen war, konnte er den Weg, der an den Klippen entlangführte, bis zur nächsten, großen Biegung verfolgen. Von Julian war jedoch nichts zu sehen.
    Es gab zwei Räume, ein Schlafzimmer und ein kleineres Arbeits- oder Lesezimmer. Er fing mit dem Schlafzimmer an. Die Kommode enthielt die üblichen Accessoires einer gepflegten Herrengarderobe, einschließlich einer viktorianischen Geldkassette und einer Toilettengarnitur mit zwei silbernen Haarbürsten (die Melrose in die Hand nahm und neidisch betrachtete). Außerdem lagen noch Schlüssel, ein Fläschchen Bittersalz und ein Foto von Lady Margaret herum. Sehr interessant war das alles nicht. In dem Schrank hingen ein paar tadellos geschnittene Anzüge, ein Bademantel und eine Reitjacke. Er hatte gesehen, wie Julian einmal in aller Frühe eines der Pferde aus dem Stall holte; an der Jagd selbst wollte er jedoch nicht teilnehmen.
    Melrose ging in das Arbeitszimmer, wo in einer Nische zwischen den Regalen ein hübscher, kleiner Sekretär stand. Er klappte die Platte hoch, fand aber nur die üblichen Schreibutensilien – keine privaten Briefe, nur ein paar Rechnungen von einem Londoner Schneider. Systematisch durchsuchte er jede Schublade, stieß aber auf nichts von Bedeutung: Briefpapier, Füllfederhalter und in einer Schublade ein paar Schnappschüsse, die er sich etwas genauer anschaute. Es waren vor allem Moorlandschaften und Ansichten von dem Haus, die schon etwas älter sein mußten. Er schloß die Schubladen und wandte sich den Bücherregalen zu. Sie machten einen sehr ordentlichen Eindruck; nichts schien sich hinter ihnen zu verbergen, keine Geheimfächer oder geheimen Dokumente.
    Auf den Regalen standen mehrere gerahmte kleine Fotografien. Eigentlich waren es nur Schnappschüsse, ein Dutzend ungefähr. Sie hatten diese bräunliche Farbe, die sich im Lauf der Jahre einstellt. Auf einigen erkannte er Julian in jüngeren Jahren und die elegante Lady Margaret am Arm ihres Mannes; er wußte auch, daß das schwarzhaarige Mädchen Dillys March sein mußte – er hatte die Fotos gesehen, die der Colonel der Polizei zur Verfügung gestellt hatte.
    Dillys war auf mindestens einem halben Dutzend zu sehen, und wenn man die Fotos dazuzählte, auf denen sie mit den andern zusammen posierte, waren es sogar noch mehr. Eines zeigte sie mit Lady Margaret, ein Schnappschuß, der im Garten gemacht worden war; sie war noch beinahe ein Kind, zehn oder elf Jahre vielleicht. Ein anderes mit Julian und einem jungen Mann, der Julians Bruder Rolfe sein mußte.

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