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Inspektor Jury spielt Domino

Inspektor Jury spielt Domino

Titel: Inspektor Jury spielt Domino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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sich ihren schwarzen Hut aufzusetzen. Ihr schwarzer Mantel lag neben ihr auf dem Schreibtisch. «Hier, das habe ich für Sie rausgekriegt.» Sie nahm einen Block vom Tisch, riß ein Blatt ab und reichte es Jury. «Royal Victoria Hotel. In Victoria.»
    «Fiona, Sie sind wunderbar! Ich würde Sie zum Lunch einladen, aber ich muß noch ein paar Leute aufsuchen.»
    Sie winkte ihn mit verschwörerischer Miene und gekrümmtem Finger zu sich und sagte dann: «Eigentlich sollte ich darüber nicht sprechen, aber der Vize und der Super haben sich vor ein paar Tagen Ihretwegen ziemlich gestritten.»
    «Sehr schmeichelhaft.»
    «Sie wissen, Sie werden zum Superintendent befördert.»
    «Ich wäre da nicht so sicher.» Jury nahm einen Schluck von Fionas bitterem Kaffee und setzte die Tasse wieder ab.
    «Diesmal ist es anders. Sie hätten schon längst befördert werden sollen, das weiß doch jeder. Ich muß sagen, ich finde, es ist eine Schande, wie er sich Ihnen in den Weg stellt.» Sie zeigte mit dem Daumen zu Racers Tür. «Alle reden darüber.» Sie schloß ihre Tasche mit einem energischen «Klick» und legte sie samt ihrem Arm auf den schwarzen Mantel. «Ja, ich habe sogar jemanden sagen gehört, Sie sollten Commander werden. Komisch …»
    «Was ist komisch?»
    Sie zuckte die Achseln. «Es scheint Sie so gar nicht zu kümmern.»
    Jury blickte auf ihren Arm. Die weiße Haut hob sich gegen den schwarzen Wollstoff ihres Mantels ab.
    «Das mag schon sein», war alles, was er sagte.

6
    Die Raineys wohnten in einer winzigen Maisonettewohnung in Lewisham, in einer Straße, die reichlich hochtrabend Kingsman’s Close hieß. Lewisham war ein ziemlich heruntergekommener, lauter Stadtteil, aber Jury hatte diesen Teil Londons auf der anderen Seite der Themse schon immer gemocht. Auf dem Weg dorthin kam man durch Greenwich und Blackheath mit ihren vielen Grünflächen und Bäumen – und dem Schnee im Winter.
    Der Efeu an der Vordertür, der sich mühsam einen Weg nach oben bahnte, sah nicht gerade gesund aus. Die Tür wurde auf sein Klopfen hin schließlich von einem sechs- oder siebenjährigen Jungen mit verschmiertem Gesicht geöffnet. «Meine Mami ist nicht da!» verkündete er und schlug die Tür wieder zu.
    Jury klopfte erneut und hörte jemand rufen: «Gerrard! Wer war das?» Nach einigem Hin und Her wurde die Tür von einer jungen Frau aufgerissen, die mit ihrer freien Hand das Kind verprügelte. «Du ungezogener Junge!»
    «Ich bin Inspektor Jury von der Kriminalpolizei.» Sie schaute seinen Ausweis an, als verspüre sie ein unstillbares Verlangen auf alles Lesbare. «Ich möchte zu Mrs. Rainey.»
    «Also, ich gehör dazu», sagte sie, blähte ihre Backen auf und strich sich die braunen Haare aus dem Gesicht. «Aber ich vermute, Sie wollen zu Mama. Zu meiner Schwiegermutter, Gwen. Aber Gwen ist heute nicht da. Sie ist ins Kino gegangen. Kommen Sie doch rein.» Sie wischte sich ihre rauhen, roten Hände an ihrer Schürze ab, hielt mit der einen Hand die Tür auf und schlug mit der anderen nach den Fingern ihres Sohnes, der, während er Jury anstarrte, unentwegt in der Nase bohrte.
    «Mama sagte mir, daß vorgestern schon mal ein Polizist hier war.» Sie schaute sich ratlos in dem kleinen vollgestopften Wohnzimmer nach einer Sitzgelegenheit für Jury um. Die Couch war von einem großen Wäschekorb besetzt. Eine Katze sprang vom Korb herunter und strich genüßlich um die vielen Beine. Gerrard gab der Katze einen Fußtritt und bekam einen zweiten Klaps. Jury nahm an, daß Mutter und Sohn sich auf diese Art meistens verständigten.
    «Wir könnten vielleicht in die Küche gehen? Wenn die Zwillinge aufwachen, ist es hier wie im Irrenhaus.»
    Sie schliefen in einem Laufstall hinter der Couch. Gerrard tat sein Bestes, sie wieder aufzuwecken, indem er mit einem Stock auf die Sofakissen einschlug. «Hör damit auf!» Er bekam von seiner Mutter eine Ohrfeige. «Kommen Sie», sagte sie freundlich zu Jury. Wahrscheinlich war sie für jede Abwechslung dankbar.
    Jury folgte ihr in die Küche, mit Gerrard im Schlepptau, der aus vollem Hals brüllte: «Mami, du hast versprochen, mir ein Brot zu machen!»
    Jury faßte ihn an den Trägern seines Overalls. «Du bist verhaftet, alter Junge.»
    Das Heulen schlug in Gekicher um. Die jüngere Mrs. Rainey drehte sich um und schenkte Jury einen etwas dümmlichen, aber sehr dankbaren Blick dafür, daß er sich des Kindes annahm. Er fand, sie könne ein wenig Hilfe gebrauchen.
    Während das Wohnzimmer

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