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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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günstig er sie bekommen hätte. Um die Wahrheit zu sagen – ich hab mich gefragt, ob die beiden nicht unter einer Decke steckten. Wie Topf und Deckel, diese beiden.»
    «Sie halten wohl nicht viel von ihr?»
    «Oh, sie ist schon in Ordnung. Aber warum interessiert Sie das überhaupt?»
    «Weiß ich auch nicht», sagte Jury. «Littlebourne scheint von mehr Unheil heimgesucht zu werden, als es verdient hat.»
     
     
     
    « Altes Klatschmaul !» sagte Nathan Riddley und zog sich den Knoten seiner Krawatte wie den einer Schlinge vom Hals. Sie hatten über Augusta Craigie gesprochen. «Polly sollte ihr eine Verleumdungsklage anhängen. Zum Teufel mit ihr.»
    Wütend ließ Dr. Riddley seinen Drehstuhl kreisen, und bei jeder Drehung schien er wütender zu werden, zumindest hatte Jury diesen Eindruck.
    «Meiner Meinung nach», fuhr Riddley fort, «brauchen Sie nicht länger nach dem Verfasser dieser blöden Briefe zu suchen. Ich weiß, Sie werden mir entgegenhalten, daß sie selbst einen bekommen hat.» Riddley zuckte die Achseln. «Sie hat eben einen an die eigene Adresse geschickt. Um den Verdacht von sich abzulenken etc. Ihrer war ja beinahe schon schmeichelhaft: ‹Durch einen Spalt im Vorhang hab ich Sie splitternackt rumspazieren sehen. Raten Sie mal, was ich am liebsten getan hätte?› Kichern – mehr nicht – würden die meisten von uns, wenn sie Augusta splitternackt sähen.» Der Drehstuhl quietschte, als er sich vorbeugte, um sich noch eine Zigarette zu nehmen. Er zündete sie an und lehnte sich wieder zurück, um sich auf dem Stuhl hin und her zu drehen. Außer dem Aluminiumtisch, auf dem er seine Patienten untersuchte, waren alle Einrichtungsgegenstände seiner Praxis aus altem, pockennarbigem Holz.
    «Woher wissen Sie denn, was in ihrem Brief steht, Dr. Riddley?»
    «Sie hat ihn doch überall herumgezeigt, Mann. Sie betrachtete das als ihre Bürgerpflicht.» Sie schwiegen, während Riddley rauchte und mit seinem Feuerzeug spielte. Der Aschenbecher quoll schon über. Seine Finger waren vom Nikotin verfärbt. Ein sehr nervöser junger Mann. Jury schätzte ihn auf Mitte Dreißig. Er fragte sich, ob ein Arzt selbst in einem so winzigen Dorf wie Littlebourne dauernd unter Stress stand. Kein Wunder, dachte Jury, daß sich die Frauen in Ärzte verlieben. Riddleys Chancen im Rennen schienen ziemlich groß zu sein: ungebunden, gutaussehend und wahrscheinlich auch Macho genug, um zu faszinieren. All das machte wohl sogar seine irische Abstammung wen – diese blauen Augen, dieses kupferfarbene Haar.
    In die anhaltende Stille hinein klopfte Riddley die Asche von seiner Zigarette und sagte: «Superintendent, Ihr unbarmherziges Verhör zwingt mich zu einem Geständnis.»
    Jury lächelte. «Sie gestehen was?»
    «Alles. Alles, was Sie wollen. Sie haben mir genau zwei Fragen gestellt, seit Sie dieses Haus betreten haben. Nein, mit der letzten sind es drei. Sie haben mich einfach reden lassen. Habe ich mich selbst überführt? Natürlich haben Sie auch den Brief über mich und Ramona Wey gelesen. Ganz in Blau. Der Verfasser hat nicht gerade viel Phantasie bewiesen, er hat Ramona nämlich auch mit Mainwaring in Verbindung gebracht. Als würde jemand einfach auf gut Glück seine Pfeile werfen, um zu sehen, welche ins Schwarze treffen und welche nicht.»
    «Haben Sie denn ein Verhältnis mit ihr?»
    «Oh, jetzt geht’s schon wieder los. Fragen, nichts als Fragen. Mein Verhältnis zu ihr ist das eines Arztes zu einer Patientin, Punkt. Aber Mainwaring –» Nathan Riddleys blaue Augen wandten sich ab.
    «Mainwaring?»
    Riddley zuckte die Achseln. «Den Tratsch lassen Sie sich besser von den Craigies und den Bodenheims erzählen.»
    Jury wechselte das Thema. «Wie geht es Katie O’Brien?»
    Die Frage bewirkte, daß der Stuhl zum Stillstand kam. «Katie? Mein Gott, das hab ich beinahe vergessen … Sie haben bestimmt gehört, daß sie in einer Londoner Underground-Station zusammengeschlagen wurde.» Jury nickte. «Sie liegt im Koma. Schon seit zwei Wochen geht das so, und je länger es dauert, desto schlechter werden die Aussichten. Wer immer das war, er muß es ernst gemeint haben. Er hat ihr einen fürchterlichen Schlag auf den Schädel versetzt. Die Folge davon war eine Hirnstammverletzung, wie man das manchmal bei Autounfällen sieht. Außer in Romanen gibt es da selten ein wunderbares Erwachen. Es ist wirklich schlimm.»
    «In welchem Krankenhaus liegt sie?»
    «Im Royal Marsden. In der Fulham Road.» Als Riddleys Hand

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