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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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zum Aschenbecher vorschnellte, schimmerten die heilen, rotgoldenen Haare an seinem Handgelenk in der Sonne. «Mary ist am Boden zerstört. Ich mache mir wirklich Sorgen um sie.»
    Seine Anteilnahme scheint über die eines Arztes hi nauszugehen, fand Jury. Er hätte Riddley nie mit Mary O’Brien in Verbindung gebracht. Vielleicht war er älter, als er aussah. Aber wahrscheinlich war Mary O’Brien jünger, als sie in dieser schlimmen Phase ihres Lebens wirkte.

7
    « Am besten lasse ich sie sich gegenseitig umbringen. So räume ich sie am schnellsten aus dem Weg.»
    Diesen Plan teilte Polly Praed ihrer Katze Barney mit, die wie ein Briefbeschwerer auf dem Manuskript lag.
    Die Motive für diese Morde interessierten Polly nicht besonders – nur die Methode beschäftigte sie. Tap, tap, tap klapperten die Tasten ihrer Schreibmaschine und beschworen das Bild von Julia Bodenheim herauf, mit einer Sticknadel in der Hand, die gerade in Curaregift getaucht worden war.
    «Oh, paß auf, Mami», sagte ihre Tochter Angela, während sie in einer Modezeitschrift blätterte. «Du weißt, du trägst keinen Fingerhut.»
    Natürlich trug Mami keinen Fingerhut. Polly lächelte. Angela hatte nämlich alle Fingerhüte gut versteckt.
    Angela tat nur so, als würde sie lesen. In Wirklichkeit beobachtete sie, wie die flinken Finger ihrer Mutter geschickt einen zartrosa Faden am Rand des Stickrahmens entlangführten. «Oh, Mami! Siehst du, jetzt hast du dich doch in den Finger gestochen!»
    Polly schob die Brille hoch und lehnte sich zurück. Muttermord? Würde das bei den Lesern ankommen? Oder war es zu abstoßend? Schließlich hatte schon Sophokles – An der Tür war ein ominöses Klopfen zu vernehmen.
    Sie fuhr zusammen und schob sich, verärgert über die Störung, die Brille auf die Nase. Warum mußte gerade jetzt, wo Mami Sylvia sich ihrem qualvollen Ende näherte (ihre Kehle umklammernd? Wild um sich schlagend?), jemand an die Tür klopfen? Mit dem Vorsatz, mehr über die Wirkungsweise von Giften in Erfahrung zu bringen, ging sie zum Fenster, um hinauszuschauen – Allmächtiger! Er!
    Panikartig drehte sie sich um und ließ die Augen im Zimmer umherschweifen, als könnte sie da ein Goldpaillettenkleid finden – ein Goldpaillettenkleid statt ihres langweiligen Twinsets! Warum hatte sie heute morgen auch nicht ihr Blaues angezogen … und ihr Haar, es war einfach fürchterlich … kein Lippenstift … Jesus Maria! Schon wieder klopfte es!
    «So – foart, so – foart …» versuchte sie zu flöten, aber ihre Stimme tat nicht mit. Sie rannte ins Bad, um sich zu kämmen.
    Vor sich hin summend wartete Jury auf Polly Praeds Treppe und genoß den Ausblick auf die Grünanlage. Wann würde Melrose Plant wohl eintreffen? Es wunderte Jury, daß er noch nicht aufgetaucht war, da er ihn schon in aller Frühe angerufen hatte. Wahrscheinlich hatte sich Lady Ardry an seine Fersen geheftet. Gleichzeitig hielt Jury Ausschau nach dem Mädchen mit den blonden Haaren. Er war überzeugt, daß sie irgendwo auf der Lauer lag. Hmm. Da, in der Türöffnung auf der andern Seite der Grünanlage. Diese Teestube, die sich «Muffin» soundso nannte – Die Tür von Sunnybank Cottage öffnete sich.
    Die Frau sah aus, als röche sie nach frischer Farbe; schuld daran war ihr Make-up, das den Eindruck erweckte, sie wolle gleich mit den Dreharbeiten beginnen. Aber trotz der dicken Schicht Mascara und des völlig unpassenden, grün-golden glitzernden Lidschattens konnte er erkennen, daß die Augen darunter einfach umwerfend waren. Vielleicht hatten ihn die Dreharbeiten an Elizabeth Taylor denken lassen. Das Gesicht mochte ansonsten nichtssagend sein, aber bei solchen Augen fiel es einem schwer, auf etwas anderes zu achten. Doch Jury zwang sich dazu; schließlich war das sein Job. Die Augen gehörten einer eher zierlichen, etwa fünfunddreißigjährigen Frau in einem Twinset aus graubrauner Wolle und mit einer Fülle hübscher, dunkler Locken, die anscheinend nicht zu bändigen waren.
    «Miss Praed? Ich bin Superintendent Jury. Scotland Yard. Kriminalpolizei.» Er zückte seinen Ausweis.
    Sie schien so überrascht, daß sie ihre lässig verführerische Haltung – die eine Hand gegen den Türrahmen gestemmt, die andere auf der Hüfte ruhend – beinahe aufgab. Sie sagte jedoch nichts.
    «Könnte ich Sie kurz sprechen?»
    Ihr Arm führte eine zögernde Bewegung aus, wohl um ihn ins Haus zu bitten. Sie räusperte sich, als wolle sie etwas sagen, brachte aber keinen Ton

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