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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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meinte Ernestine: «Wahrscheinlich nichts. Muß wohl eine Verkäuferin gewesen sein.»
    «Was veranlaßt Sie, das anzunehmen?»
    «Ich weiß nicht. Sie sah eben so aus. Etwas nuttig mit diesen ganzen Armreifen und Ohrringen. ‹Geschmückt wie ein Pfingstochs›, pflegte unsere Mutter zu sagen. Stammte wohl von Woolworth, der ganze Kram.»
    «Sie haben sie sich ja genau angeschaut.»
    «Ich sah die Leiche zuerst hierdurch.» Sie hob ihren Feldstecher hoch. «Aber ich war mir nicht sicher, was es war, und bin zu der Stelle rübergegangen. So lange hab ich sie mir auch nicht angeschaut – das können Sie sich wohl denken –, wer aber wie ich ein scharfes Auge für Details hat, braucht da nicht viel Zeit. Ich bin dann sofort zur nächsten Telefonzelle gegangen und habe die Polizei informiert.»
    Da die Antworten nur so aus ihr heraussprudelten, zögerte Jury etwas mit seiner nächsten Frage. «Die, äh, die Verstümmelungen wurden ihr mit einer kleinen Axt zugefügt, die neben dem Baumstumpf gefunden wurde. Es soll sich dabei um Ihre Axt handeln, Miss Craigie. Wieso hatten Sie sie da liegen?»
    Eine Axt am Tatort brachte Miss Craigie noch lange nicht aus der Fassung. «Ich bahne mir damit den Weg, was sonst. Ich hacke Zweige ab und so weiter, um etwas sehen zu können.»
    «Wissen Sie, ob sonst noch jemand diese Axt benutzt hat?»
    «Ich denke schon. Sie liegt immer rum. Nicht gerade dort – die Vogelbeobachter benutzen sie hin und wieder, man hätte sie also überall in der Nähe finden können.»
    Jury wechselte das Thema. «Sagen Sie, haben Sie Katie O’Brien gekannt?»
    Einen Augenblick lang schien sie seine Frage nicht zu verstehen. «Oh, die kleine O’Brien. Die hab ich ganz vergessen. Wurde sie nicht vor zwei Wochen zusammengeschlagen? Na ja, wenn ihre Mutter sie einfach so in London rumlaufen läßt, dann wundert mich das ja nicht.»
    Wie Jury vermutete, verteidigte Augusta Katie wahrscheinlich nur, um ihrer Schwester widersprechen zu können. «Ein nettes Ding, diese Katie. Sie hat für einige Leute in Littlebourne geputzt. Und sie war sehr gründlich; ich hab sie auch ab und zu geholt. Richtig geschuftet hat sie; zuverlässig war sie auch und gut erzogen, nicht so wie diese andern Gören, die mit ihr zur Schule gingen.»
    Ernestine machte eine wegwerfende Handbewegung. «Ja, ja, immer nett, die Kleine, aber stille Wasser … Was hab ich gesagt, wetten, daß sie bei der erstbesten Gelegenheit mit einem Jungen abhauen wird!»
    «Vielleicht», meinte Augusta, «wollte sich dieses Mädchen auf Stonington vorstellen.»
    «Auf Stonington?» wiederholte Jury.
    «Ja, bei den Kenningtons. Ich hab gehört, Lady Kennington suchte jemanden, der für sie tippt. Stonington liegt auf der andern Seite des Waldes, an der Horndean Road. Ich erinnere mich genau, daß Mrs. Pennystevens mir erzählt hat, sie – ich meine Lady Kennington – hätte eine Bewerberin, die sich in ein, zwei Tagen vorstellen wollte. Vielleicht war sie das, die Frau im Wald.»
    «Aber ist es nicht ziemlich unwahrscheinlich, daß ein Ortsfremder durch den Wald von Horndean geht?»
    Augusta strahlte ihn an: «Aber Inspektor, vielleicht wurde sie dorthin verschleppt. Sie verstehen – nachdem sie irgendwo anders umgebracht worden war. Oder hingerichtet. Wirklich, es sieht doch ganz nach einem Ritualmord aus. Haben Sie daran schon gedacht?»
    Jury mußte zugeben, daß ihm dieser Gedanke noch nicht gekommen war.
    «Das ist doch Quatsch, Augusta. Du hast zu viele Krimis von Polly gelesen. Das ist unsere Märchentante, eine Kriminalautorin», erklärte sie Jury. «Sie ist gar nicht so schlecht. Ich hab auch schon versucht, sie für unsern Verein anzuwerben –»
    Jury ging der Name Kennington im Kopf herum. Wo hatte er ihn nur schon gehört? Er konnte sich nicht erinnern, daß Carstairs oder Peter Gere ihn erwähnt hatten. «Haben Sie ein Telefon?» fragte er die Craigies.
    «Natürlich», sagte Ernestine. «Ich muß wegen der Gesellschaft ständig rumtelefonieren. Ja, natürlich können Sie es benutzen», erwiderte sie auf Jurys Frage. «Es steht dahinten in meinem Arbeitszimmer. Passen Sie auf, daß Sie mir nicht die Karten durcheinanderbringen!» rief sie Jury nach.
     
    «Stonington?» wiederholte Inspektor Carstairs einigermaßen überrascht. «Nein, niemand hat die Frau im Zusammenhang mit Stonington erwähnt. Der Busfahrer sagt, er erinnert sich an eine Frau, auf die diese Beschreibung zutrifft; sie sei in Littlebourne aus dem Bus von Hertfield

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