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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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versuchte, sie daran zu hindern, jedoch ohne Erfolg.
    «Oh, sei doch nicht albern, Freddie. Der Superintendent braucht sich ja nur mit Stella in Verbindung zu setzen.»
    Düster wandte sich Mainwaring wieder dem Feuer zu.
    Sie bedachte Jury mit einem Blick, dem er entnahm, daß sie darauf brannte, ihm ihre Geschichte zu erzählen, ob er nun danach fragte oder nicht. «Freddie und Stella wollen sich scheiden lassen. Deshalb ist sie auch zu ihrer Mutter gefahren. Wir haben vor zu heiraten.»
    «Deswegen brauchst du doch nicht so blaß zu werden, Liebling», sagte Ramona zu Mainwaring. «Es wäre sowieso bald publik geworden. Außerdem verschafft uns das ein Alibi, nicht?» Kokett lächelte sie Jury an. «Ich meine, diese ‹Wo-waren-Sie-in-der-Mordnacht›-Frage, mit der uns der Inspektor zugesetzt hat. Nun, wir waren ganz einfach zusammen. Anscheinend dachte er, dieser Mord und die anonymen Briefe hätten was miteinander zu tun. Denken Sie das auch?»
    «Indirekt schon. Seit wann leben Sie in Littlebourne, Miss Wey?»
    Sie dachte nach. «Oh, seit ungefähr anderthalb Jahren. Ich hatte Glück: Meine Tante ist gestorben und hat mir ein bißchen Geld hinterlassen. Und weil ich mich schon immer für alten Schmuck interessiert habe, kaufte ich diesen kleinen Laden. Ich bin nicht schlecht im Geschäft, wenn ich das sagen darf.»
    «Und Lord Kennington gehörte zu Ihren Kunden?» Es schien sie zu überraschen, daß er darauf zu sprechen kam. Bevor sie ihm antwortete, hielt sie Mainwaring ihr Glas hin, um sich einen weiteren Drink eingießen zu lassen. «Ja. Er hatte eine tolle Schmucksammlung. Er kaufte im Lauf der Monate immer wieder etwas – keine besonders wertvollen Sachen; so etwas wie dieses Smaragdcollier, das ihm gestohlen wurde, führe ich nicht. Ich nehme an, Sie haben gehört, daß sein Sekretär damit abgehauen ist?» Jury nickte. «Trevor Tree.» Sie sah weg.
    Mainwaring gab ihr das Glas zurück und sagte: «Ich wußte gar nicht, daß du ihn gekannt hast, Ramona.»
    «Na ja, habe ich auch nicht, nicht gut zumindest. Er kam ein- oder zweimal in meinen Laden, um für Kennington einzukaufen. Ich würde sagen, daß er ganz gut aussah, wenn auch etwas gewöhnlich.»
    Jury bezweifelte, daß dieses «gewöhnliche» Aussehen Ramona, von der man durchaus dasselbe sagen konnte, daran gehindert hatte, sich mit Trevor Tree einzulassen. «Und haben Sie ihn gekannt, Mr. Mainwaring?»
    «Nein. Nein, ich nicht. Er ist ein paarmal in Littlebourne gewesen, wie ich hinterher erfahren habe – im Blue Boy, wo er sich anscheinend mit einigen Stammgästen angefreundet hat. Mit Derek Bodenheim, genauer gesagt, der da auch häufiger auftaucht. Aber ich glaube nicht, daß seine Familie Tree gekannt hat. Aber warum interessiert Sie denn das jetzt?»
    «Dieser Smaragd war doch ziemlich wertvoll?» Sie nickte. «Warum? Weil er so groß war?»
    «Nein, so groß war er gar nicht. Es war die Qualität des Steins. Er hatte vielleicht sechs oder sieben Karat. Ein ägyptischer Stein, und völlig makellos. Kein Defekt, nicht die geringste Unregelmäßigkeit. Von einem sanften, intensiven Grün, leicht blaustichig. Und er war graviert. Sehr alt und wirklich erlesen. Mindestens eine viertel Million Pfund wert.»
    Jury blickte sie an. «Sie scheinen sich den Stein ja sehr genau angeschaut zu haben.»
    Sie erwiderte seinen Blick und entgegnete kühl: «Fällt doch in mein Fach, oder nicht?»
    «Und was hat Lord Kennington bei Ihnen gekauft?»
    Sie überlegte kurz. «Mehrere Broschen. Trauerschmuck. Ein paar Ringe, über die Monate verteilt. Ein Lapislazuliarmband und ein Halsband. Und andere Kleinigkeiten. Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern. Aber was hat das mit der andern Geschichte zu tun?» Sie lächelte ihn an; ihre purpurrot geschminkten Lippen schimmerten im Schein des Feuers dunkel. «Sollten Sie uns nicht fragen: ‹Wo waren Sie in der Mordnacht?›»
    Jury lächelte: «Das haben Sie doch bereits gesagt.» Er blickte von einem zum andern. «Sie waren zusammen. Aber wo waren Sie am Dienstag nachmittag vor vierzehn Tagen?»
    Mainwaring und Ramona starrten ihn verblüfft an. «Was zum Teufel ist denn da passiert?» fragte sie.

14
    Jury blickte auf seine Hand , die er Melrose Plant eben zum Gruß gegeben hatte, und fragte: «Warum würden Sie jemandem die Finger abhacken, Mr. Plant?»
    Im Bold Blue Boy schlug es gerade halb zehn, als Melrose Plant die Serviette ausbreitete und erwiderte: «Sie sind noch keine fünf Minuten hier und

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