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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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bloßen Zufall handelt.»
    «Haben wir schon gemacht. Das Mädchen hat Urlaub.»
    Frustriert sagte Mainwaring: «Und was zum Teufel hat diese Binns veranlaßt, durch den Wald von Horndean zu gehen?»
    «Wie haben Sie denn der Dame von der Agentur den Weg beschrieben?»
    «Ich hab gesagt, sie soll den Zug nach Hertfield nehmen; die fünf Pfund für das Taxi sollen sie ihr vorstrecken, Lady Kennington wird dafür aufkommen.»
    «Cora Binns hat aber kein Taxi genommen. Sie nahm den Bus von Littlebourne nach Horndean und ist dann in Littlebourne ausgestiegen.»
    «Schön, aber davon weiß ich nichts. Wie sollte ich auch?» Sein Gesicht war puterrot.
    «Ihre Frau ist wohl nicht zu Hause, Mr. Mainwaring?» fragte Jury, plötzlich das Thema wechselnd.
    Das irritierte Mainwaring noch mehr. Die Hand mit dem Glas blieb in der Luft hängen. «Nein, ist sie nicht. Sie ist zu ihrer Mutter gefahren.» Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter war dem Ehemann offensichtlich ein Dorn im Auge.
    «Diese anonymen Briefe – können Sie sich dazu äußern?»
    Nun beinahe lächelnd, sagte er: «Wie ich Ihrem Sergeant schon erklärte, nein. Ist ja Quatsch, das Ganze.»
    «Sie scheinen sich da ziemlich sicher zu sein. Warum? Ich meine, was Sie selbst betrifft, können Sie das ja sein, aber wie sieht es zum Beispiel mit Dr. Riddley oder Ramona Wey aus?»
    Mainwaring gefiel diese Verquickung nicht, das war nicht zu übersehen. «Einfach absurd.»
    «Können Sie sich für die beiden verbürgen?»
    «Gewiß, zumindest was –»
    Für wen er sich auch immer verbürgen wollte, es ging unter im melodischen Läuten des Glockenzugs an der Tür, dessen hohe, silberne Töne den dunklen Korridor erfüllten. Nervös blickte Mainwaring zur Tür. «Entschuldigen Sie mich bitte.»
    Die Stimme einer Frau ließ sich im Korridor vernehmen; zuerst klang sie ganz normal, dann jedoch fing sie an zu flüstern.
     
     
     
    Die Hand , die Ramona Wey Jury hinstreckte, war so weiß und kühl wie Marmor. Sie trug ein kurzes, schwarzes Samtcape über einem weißen Wollkleid und mehrere Schnüre Jettperlen um den Hals. Jury nahm an, daß die weiße Haut und der schwarze Helm des Haares zu solchen Zusammenstellungen verführten. Offensichtlich war sie eine Frau, die dramatische Effekte liebte; im Augenblick probierte sie deren Wirkung auf Jury aus, ohne jedoch zu bemerken, daß sie keinen Erfolg damit hatte. Abgesehen vielleicht davon, daß er sich an Katie O’Brien erinnert fühlte, die wie Schneewittchen in ihrem Glassarg lag: Wenn er Ramona Wey ansah, dachte er automatisch an die Königin mit dem vergifteten Apfel.
    Die Gegenwart eines Mannes von Scotland Yard schien sie nicht daran zu hindern, sich wie zu Hause zu fühlen. Sie wußte, wo der Schrank mit den Flaschen und wo die Zigaretten waren, und sie wartete nicht ab, bis sie ihr angeboten wurden. Jury schloß daraus, daß sie Besitzrechte demonstrieren wollte. Mit ihrer Zigarette und einem Glas Whisky ließ sie sich in einen bequemen Sessel neben dem Feuer sinken.
    «Schön, daß Sie noch vorbeigekommen sind, Miss Wey», sagte Jury. Mainwaring schien davon weniger begeistert zu sein. Ihm war offensichtlich klar, wie diese Selbstverständlichkeit, mit der sie sich in seinem Haus bewegte, interpretiert werden würde. «Wie ich höre, haben Sie einen Antiquitätenladen in Hertfield.»
    «Ja. ‹Die Schatztruhe›. Ich handle ausschließlich mit altem Schmuck und Halbedelsteinen. Sie sind wohl wegen diesem Mord gekommen?»
    «Sie haben die Frau nicht gekannt?»
    «Natürlich nicht. Ich habe dem Inspektor aus Hertfield schon alles erzählt, was ich weiß – das heißt, so gut wie nichts. Ich nehme an, es war jemand auf der Durchreise, eine Fremde, die sich etwas umsehen wollte.»
    «Ein komischer Ort, um sich umzusehen, dieser Wald.» Jury wartete, aber Ramona Wey zuckte nur vage die Achseln.
    «Sie hieß Cora Binns.»
    «Ach ja?» Ihre Stimme klang tonlos und gelangweilt.
    Eine solche Gleichgültigkeit gegenüber einem Mord, der praktisch vor ihrer Haustür stattgefunden hatte, konnte nur gespielt sein.
    «Sie gehören auch zu den Leuten, die einen anonymen Brief bekommen haben?»
    «Ja. Aber die sind ja nicht ernst zu nehmen.»
    «Sie sollen sowohl mit Dr. Riddley wie auch mit Mr. Mainwaring ein Verhältnis haben.»
    Sie lachte. «Derjenige, der das geschrieben hat, ist offensichtlich nicht auf dem laufenden.»
    Mainwaring schien zu ahnen, daß sie gleich mit einer Enthüllung aufwarten würde. «Ramona –» Er

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