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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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wahrscheinlich nicht mehr an die Geschichte. Sie machte keine Schlagzeilen, es war aber ein schlauer, kleiner Trick, dem dieser Lord Kennington aufgesessen ist. Da Sie sich schon einen ganzen halben Tag hier rumtreiben, haben Sie wahrscheinlich von seinem Landsitz Stonington gehört –»
    «Hab ich», sagte Melrose. «Es sieht so aus, als würde ich ihn erwerben.» Melrose strahlte. «Ich mußte meine Anwesenheit schließlich irgendwie rechtfertigen.»
    «Gute Idee. Jedenfalls hat dieser Tree sich mit Schmuck im Wert von einer viertel Million aus dem Staub gemacht. Das kostbarste Beutestück war ein Collier. Aber anscheinend hat der Hausherr immer wieder etwas vermißt in den paar Monaten, die Tree bei ihm war. Nichts sehr Wertvolles, nur Trödel. Offenbar machte Tree einen so vertrauenswürdigen Eindruck, daß er nie verdächtigt wurde. Kennington dachte, er hätte die Dinge selbst verlegt. Ich vermute, Tree hat das gemacht, um zu testen, wie weit ihm sein Arbeitgeber vertraute.»
    Melrose schüttelte den Kopf. «Mir bleibt auch nur blindes Vertrauen übrig. Immer wieder entdecke ich an Agatha Schmuckstücke meiner Mutter. Heute morgen trug sie einen Mondsteinring am Finger. Weiß der Himmel, wie sie das macht.»
    «Und dann ging mir endlich ein Licht auf.»
    «Ein Licht, das Agathas Finger angeknipst hat?»
    «Nein. Cora Binns’ Finger. Ernestine Craigie, die die Leiche gefunden hat, meinte, die Tote sei geschmückt gewesen ‹wie ein Pfingstochs›! Cora Binns trug eine Halskette, Armbänder, bombastische Ohrringe. Aber keine Ringe. Zumindest nicht an der Rechten. Der Ring oder auch die Ringe, die sie getragen haben könnte, stammten vielleicht aus Kenningtons Kollektion. Es waren bestimmt keine sehr wertvollen Sachen, sondern einfach alter Schmuck, der sich nicht leicht identifizieren ließ.»
    «Aber wieso die Frau umbringen, wenn die Polizei sich gar nicht für die Sache interessierte?»
    «Die Polizei vielleicht nicht, aber Lady Kennington! Cora wollte sich bei ihr vorstellen, und jemand, dem sie auf dem Weg nach Stonington begegnet ist, hat den Ring oder die Ringe erkannt. Und hat sich gefragt, wieviel Cora Binns wußte.»
    «Aber was hatte die Frau in dem Wald verloren?»
    «Die Chefin der Agentur hat ihr fünf Pfund gegeben, damit sie sich ein Taxi nach Stonington nehmen konnte. Aber sie hat das Geld eingesteckt und ist statt dessen mit dem Bus gefahren.
    In Littlebourne ist sie dann ausgestiegen, anscheinend dachte sie, Stonington sei von dort aus zu Fuß erreichbar. Es sind aber beinahe vier Kilometer. Der Weg durch den Wald ist bedeutend kürzer.»
    «Und woher hätte sie das wissen sollen?»
    «Jemand, den sie nach dem Weg fragte, muß es ihr gesagt haben.»
    Melrose, der mit dem zähen Steak kämpfte, legte schließlich Messer und Gabel zur Seite. «Und dieser Jemand ist ihr dann gefolgt, da er, wenn ich recht verstehe, die Ringe gesehen hatte und wußte … Aber würde das nicht auch bedeuten, daß diese Person von Anfang an in die Sache verwickelt war?»
    Jury nickte. «Das Collier ist nie wieder aufgetaucht. Tree hat es irgendwie verschwinden lassen und jemandem – seinem Komplizen vielleicht – das Versteck verraten. Ich tappe da völlig im dunkeln. Trees Autounfall liegt schon ein ganzes Jahr zurück.»
    «Aber was hat das mit der kleinen O’Brien zu tun?»
    «Katie wurde in der Underground-Station Wembley Knotts überfallen. Sowohl Trevor Tree als auch Cora Binns wohnten in diesem Teil des East End. Beide verkehrten in einer bestimmten Kneipe, dem Anodyne Necklace. Auch Katie ist ein paarmal mit ihrem Musiklehrer dort gewesen. All diese Leute, die sich unter demselben Dach einfanden, wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten – das kann kein Zufall sein. Irgend jemand ist hinter dem Smaragd her, und er ist ungeheuer scharf darauf – kein Wunder, wenn man bedenkt, um welche Summe es da geht.»
    Melrose schob seinen Teller von sich. «Ich kann nur hoffen, daß Sie das alles aufgeklärt haben, bevor man mich zwingt, meine Gummistiefel anzuziehen, um nach diesem fürchterlichen Tüpfelsumpfhuhn Ausschau zu halten.»
    «Oh, ich sehe, Sie haben Miss Craigies Bekanntschaft gemacht.»
    «Ja. Ich habe das Gefühl, diesen Vogel in- und auswendig zu kennen. Ich bin überzeugt, ich würde ihn bei einer Gegenüber-Stellung sofort wiedererkennen. Obwohl ich mich, offen gestanden, etwas unbehaglich fühlen würde, wenn ich wie Ernestine mit diesem Superfeldstecher um den Hals im Dorf herumliefe. Jemand

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