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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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er, rutschte von seinem Stuhl und flitzte wie ein Pfeil aus der Tür.
    Nur White Ellie zeigte sich völlig ungerührt. Sie ließ ihre Zigarette auf den Boden fallen, zertrat sie wie einen Käfer und inspizierte die Klinge. «Sapperlot. So was könnte ich auch gebrauchen. Sind Sie soweit? Ich zieh mir noch schnell die Hosen aus, dann gehn wir zum Necklace rüber.»
    Während er wartete, betrachtete Melrose die Tapete.
    Er sagte sich, daß er zu lange mit seiner Tante Agatha gelebt hatte, um sich noch von irgendwelchen Unregelmäßigkeiten im Ablauf des Weltgeschehens erschüttern zu lassen. Noch ein, zwei Jahrtausende, und dieser Mikrokosmos würde keine Geheimnisse mehr für ihn bergen.
     
     
     
    H ä tte Jury Tagebuch gef ü hrt , hätte er als erstes White Ellie beschrieben, wie sie am Arm von Melrose Plant im trüben Licht des «Anodyne Necklace» auftauchte.
    Er hatte gerade den Hörer aufgelegt, als sie hereinkamen und sich dann trennten: White Ellie ging zu den Frauen auf den Bänken (und warf einen Bierkrug um, als sie sich zwischen den Tischen durchquetschte), Plant zu Jury, der an der Bar saß.
    «Darf ich Sie zu einem Drink einladen, Superintendent?» Er nickte in die Richtung des Telefons. «Ich nehme an, Sie haben von dem Mord an Ramona Wey gehört?»
    Jury nickte. «Wiggins war dran. Sie haben im Krankenhaus angerufen. Was ist passiert?»
    Melrose erzählte Jury von dem kleinen Bummel, den Ramona unternommen hatte. «Sie schien sich nicht gerade allgemeiner Beliebtheit zu erfreuen, soweit ich das feststellen konnte.» Plant legte eine Pfundnote auf den Tresen und winkte Harry Biggins heran. «Ich habe mich gefragt, welche Rolle sie wohl spielte. Wenn Ramona Wey Lord Kennington Schmuck verkauft hat, wäre es dann nicht möglich, daß sie den Ring, den Cora Binns trug, wiedererkannte? Vorausgesetzt natürlich, daß sie ihr überhaupt in Littlebourne begegnet ist.» Harry Biggins kam zu ihnen, und Melrose bat ihn, Mrs. Cripps reichlich mit dem, was für ihr Wohlbefinden notwendig sei, zu versorgen. Erstaunt stellte er fest, daß der Wirt seine Bestellung einer Flasche Old Peculier mit der größten Selbstverständlichkeit entgegennahm.
    «Ramona Wey und Cora Binns, das erinnert mich an etwas. Bestellen Sie mir ein Bier, ich telefoniere mal rasch.»
    «Gut. Ich sehe solange bei dem Spiel zu. Ist das da drüben der Tisch?»
    Jury lächelte. «Ein äußerst kompliziertes Spiel, Mr. Plant. Der Dicke heißt Dr. Chamberlen. Zumindest nennt er sich so. Er ist der Meister, er bestimmt, was läuft. Ich glaube nicht, daß Sie viel aus ihm rauskriegen – weder aus ihm noch aus den andern.»
    «Wir werden sehen. Können Sie mir mal Ihre Kopie von Emilys Plan leihen, Superintendent?»
    «Sicher.»
    Melrose bestellte Jurys Bier und ging mit Handschuhen, Spazierstock und seinem Glas Old Peculier zum Spieltisch hinüber.
    All diese Dinge legte er auf der großen, runden Tischplatte ab. Die Männer blickten mit gespielter Überraschung zu ihm auf; Melrose war jedoch sicher, daß sie ihn die ganze Zeit über beobachtet hatten.
    Nur Dr. Chamberlen war entweder zu klug oder zu eitel, um Erstaunen zu heucheln.
    «Wer von den Herren ist der Meister?» fragte Melrose.
    Dr. Chamberlen hielt seinen dicken rosa Zeigefinger hoch und fragte ironisch: «Und mit wem habe ich die Ehre, Sir?» Der Blick, der Melroses Kaschmirmantel streifte, ließ keinen Zweifel daran, daß dies an einem Ort wie dem «Anodyne Necklace» eine recht fragwürdige Ehre war.
    Melrose zog aus der Innentasche seines Mantels ein Etui mit Visitenkarten, die er für solche Notfälle bei sich hatte. Er schob ihm seine Karte hin.
    Dr. Chamberlen setzte seinen Zwicker auf, beugte sich darüber und las; dann lehnte er sich wieder zurück, wahrte aber nur mit sichtlicher Mühe seine gleichgültige Haltung.
    Den übrigen war es alles andere als gleichgültig. «Ein Earl! Verdammt, ein Earl im Necklace?» sagte Ash Cripps. «Und woher kennen Sie Elefant?»
    Melrose brauchte einen Augenblick, bis er begriff, daß damit Mrs. Cripps gemeint war. «Sie war so freundlich, mich hierherzubegleiten.»
    «Und Superintendent Jury», sagte Dr. Chamberlen, «scheint ein Freund von Ihnen zu sein.»
    «Richtig. Aber ich bin kein verkleideter Polizist, falls Sie das annehmen.»
    Chamberlen schnappte sich einen Würfel und ließ ihn in der Hand hin- und herkullern. «Was führt Sie dann zu uns?»
    « Das Spiel», erwiderte Plant lächelnd. Sie sahen einander an, und Melrose stocherte

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