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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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beschlossen, sein Büro im zweiten Stock des Präsidiums in Kidlington zu verlassen, um nach Hause zu fahren, als er einen Anruf von Superintendent Bell von der Wache Oxford Mitte erhielt, der anfragte, ob er ihm einen Inspektor vom Criminal Investigation Department, kurz CID, zur Verfügung stellen könne.

    Das Telefon hatte schon an die zehnmal geläutet, ehe der Bewohner der Junggesellenwohnung in der Banbury Road in Nord-Oxford sich bequemte, das lautstark aufgedrehte Finale der Walküre etwas zu drosseln und den Hörer abzunehmen.
    «Hier Morse», sagte er unwirsch.
    «Hallo, Morse!» (Der Chief Constable erwartete, daß seine Stimme von seinen Untergebenen in allen Situationen sofort erkannt wurde.) «Ich nehme an, Sie sind inzwischen aufgestanden und wollten sich gerade fertigmachen, um eine weitere Nacht durchzusumpfen, habe ich recht?»
    «Ihnen auch ein erfolgreiches und glückliches neues Jahr, Sir!» erwiderte Morse mit Nachdruck.
    «Sieht so aus, als würde es vor allem ein erfolgreiches und glückliches Jahr für die Kriminalstatistik. Wir haben bereits den ersten Mord. Ist übrigens in Ihrer Straße passiert. Ich nehme aber erst einmal an, daß Sie nichts damit zu tun haben.»
    «Ich habe Urlaub, Sir», sagte Morse bestimmt.
    «Ja, ich weiß, aber das macht doch nichts. Dann nehmen Sie die restlichen Tage eben im Januar.»
    «Oder im Februar», grummelte Morse.
    «Oder im Februar», konzedierte der Chief Constable leutselig.
    «Aber heute abend kann ich auf gar keinen Fall, Sir. Ich bin in der Endausscheidung der Pub-Quizrunde im Friar .»
    «Es freut mich zu hören, daß Sie offenbar Freunde haben, die genug Vertrauen in Ihre intellektuellen Fähigkeiten haben, Sie als Spieler zu nominieren.»
    «Ich bin ziemlich gut», sagte Morse nicht ohne Stolz. «Mal abgesehen von Sport und Popmusik.»
    «Oh, ich zweifle nicht daran», sagte der Chief Constable verdächtig freundlich. «Ich selbst habe, wie Sie wissen, die allergrößte Hochachtung vor Ihrem Intellekt.»
    Morse seufzte hörbar, schwieg aber. Der Chief Constable fuhr fort: «Wir haben ungefähr ein Dutzend Männer hier, falls Sie jemand brauchen sollten.»
    «Hat Sergeant Lewis heute Dienst?» fragte Morse. Er wußte, wann er verloren hatte. i
    «Lewis? Gut, daß Sie mich daran erinnern. Er ist bereits auf dem Weg zu Ihnen, um Sie abzuholen. Ich dachte, daß es Ihnen...»
    «Das war sehr freundlich von Ihnen, Sir.»
    Morse legte auf, lief zum Fenster und blickte auf die stille Straße hinunter. Ein Streuwagen der Stadtwerke war am späten Nachmittag auf seiner Runde noch einmal vorbeigekommen, aber die wenigen Autos, die unterwegs waren, schlichen mehr, als daß sie fuhren. Lewis würde es jedoch nichts ausmachen, bei diesem Wetter unterwegs zu sein, das wußte er. Wahrscheinlich war er sogar froh, auf diese Weise dem miesen Neujahrsabend-Programm im Fernsehen zu entgehen.
    Und was empfand Morse in diesen Minuten? Als der Polizeiwagen in einer Fontäne aus Schneematsch mit quietschenden Reifen an der Bordsteinkante hielt, malte sich auf seinem Gesicht eine Art grimmiger Genugtuung. Die Fahrertür öffnete sich, und dem Wagen entstieg ein gedrungener, etwas linkischer Mann und blickte zu ihm empor. Lewis — dessen einziger Fehler in seiner unstillbaren Gier nach Spiegeleiern und Chips und seiner Leidenschaft für schnelles Fahren bestand. Morse hob grüßend die Hand.
    Lewis erwiderte den Gruß, indem er den Kopf etwas neigte. Hätte er Morse direkt gegenübergestanden, so hätte er, wenn er nur aufmerksam genug gewesen wäre, in den kalten grauen Augen beinahe so etwas wie Freude entdecken können.

Kapitel Acht

MITTWOCH, 1 . JANUAR: MITTAGS

    Ich trete vor sie, einzig gewappnet durch Illusionen von Angemessenheit, mit denen so viele von uns sich ausrüsten. Stellvertr. Luftmarschall A. D. Button

    Lewis hielt hinter zwei anderen Polizeifahrzeugen direkt hinter dem Hotel. Neben dem Eingang zum Foyer stand ein uniformierter Constable, ein Kollege, ebenfalls in Uniform, er bewachte die Dependance.
    «Wer leitet die Ermittlung?» fragte Morse den Constable, während er sich auf der Schwelle zum Foyer den Schnee von den Füßen trat.
    «Inspector Morse, Sir.»
    «Haben Sie ihn schon gesehen?» fragte Morse.
    «Nein, Sir. Ich bin gerade erst angekommen.»
    «Aber Sie würden ihn erkennen, wenn er käme?»
    «Nein, Sir, er ist mir noch nie begegnet.»
    Morse ging, ohne ein Wort zu sagen, weiter, aber Lewis blieb stehen, legte dem Constable eine Hand

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