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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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wieder herausgekommen, und sie hatte gesehen, wie er einen Moment lang mit einem Schlüssel am Schloß des Seiteneingangs herumgefummelt hatte, ehe es ihm schließlich gelungen war, ihn herumzudrehen, offenbar hatte er geglaubt, seine Gäste vor Eindringlingen schützen zu müssen.

    Es war erst kurz vor sieben, als Sarah aufwachte. Sie brauchte einen Moment, ehe ihr einfiel, wo sie sich befand. Als sie die Vorhänge aufzog, empfand sie beim Anblick der dicken Schneedecke draußen eine beinahe kindliche Freude. Sie hatte den Eindruck, daß es sehr kalt sein müsse. Um so angenehmer empfand sie die Wärme des Heizkörpers, der das kleine Dachzimmer mit molliger Wärme erfüllte. Bevor sie sich wegdrehte, warf sie noch einen letzten Blick durch die mit Eisblumen verzierten Scheiben: es sah aus, als hätte der Herrgott persönlich in den letzten Stunden des alten Jahres den Pinsel zur Hand genommen und der Erde einen glänzend weißen Anstrich verpaßt. Sarah überlegte, ob sie sich noch einmal hinlegen sollte, aber entschied sich dann doch aufzubleiben. Sie verspürte einen Anflug von Kopfschmerzen; es war wohl besser, sie holte sich aus der Küche Aspirin. Ohnehin hatte sie versprochen, beim Frühstück zur Hand zu gehen; es war also das vernünftigste, sich anzuziehen, und vielleicht würde sie sogar noch für ein paar Minuten nach draußen gehen - es machte Spaß, im Schnee zu laufen, wenn er noch so jungfräulich weiß war. Soweit sie sehen konnte, war noch niemand vor ihr auf die Idee gekommen, und der Schnee um das seltsam stille Hotel zeigte weder Fußspuren noch sonst irgendwelche Abdrücke, sondern lag noch vollkommen unberührt da. Eine Zeile aus einem ihrer Lieblingsgedichte fiel ihr ein:
    Das Wasser aus dem Hahn über dem Waschbecken hatte nach wenigen Sekunden die richtige Temperatur. Sie wollte gerade den Waschlappen aus ihrem Toilettenbeutel nehmen, als sie auf ihrer rechten Handfläche einen bräunlichen Fleck bemerkte und gleich darauf auf dem Handtuch, das sie gestern abend vor dem Zu-Bett-Gehen benutzt hatte, einen zweiten, ähnlichen Fleck entdeckte. Sie wußte sofort, wo die Flecken herrührten. Bestimmt hatte dieser verdammte Rasta auch Spuren auf ihrer Bluse hinterlassen, als er ihr beim Tanzen — für ihren Geschmack eine Spur zu besitzergreifend — einen Arm um die Taille gelegt hatte. Ein rascher Blick genügte, um festzustellen, daß ihre Annahme stimmte. Sie befeuchtete ein Taschentuch und versuchte, während ihre Kopfschmerzen von Sekunde zu Sekunde stärker zu werden schienen, den Fleck, so gut es ging, zu entfernen. Nach einer Weile gab sie auf. Sie bezweifelte, daß heute einer der Gäste auf so etwas achten würde.
    Um Viertel vor acht betrat sie die Küche. Allem Anschein nach war sie die einzige, die schon auf war. Was Sarah zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte, war, daß einer der Gäste überhaupt nicht mehr aufstehen würde. Das Fenster seines zu ebener Erde gelegenen Zimmers, des Zimmers Nummer drei in der Dependance, stand offen, der Heizkörper war abgedreht, und die Zimmertemperatur war ähnlich wie in einem Iglu. Die Leiche, die quer über der Tagesdecke ausgestreckt auf einem der beiden getrennt stehenden Betten lag, war denn auch eiskalt.

Kapitel Sieben

MITTWOCH, 1 . JANUAR: MITTAGS

    Aber wenn er dich findet und du ihn,
    Dann zählt der Rest der Welt gering:
    Denn der tausendste Mann wird mit dir untergehen oder mit dir schwimmen In welchem Meer auch immer.
    Rudyard Kipling, Der tausendste Mann

    Für den Chief Constable von Oxfordshire, einen Mann, der international bekannt war für seine geschickte Terroristenbekämpfung, begann das neue Jahr unerwartet ruhig. Der von den Medien hochgespielte Marsch der Atomwaffengegner von Carfax nach Greenham Common zählte aufgrund des Wetters wesentlich weniger Teilnehmer, als ursprünglich angenommen, das Erstligaspiel zwischen Oxford United und Everton hatte, wie schon so oft in der Vergangenheit, wieder verschoben werden müssen, und so war die Polizeireserve, die für diese Extraaufgabe zusammengezogen worden war, wieder aufgelöst worden. Entlang der A40 hatte es eine Anzahl kleinerer Unfälle gegeben; niemand war jedoch ernsthaft verletzt worden, nicht einmal länger anhaltende Verkehrsbehinderungen hatten sich ergeben. Für den ersten Tag des neuen Jahres war es, alles in allem, ausgesprochen friedlich geblieben, und so hatte der Chief Constable gegen 18 Uhr gerade

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