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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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diese gleichförmige Oberfläche unterbrochen — offenbar hatte niemand auf diesem Weg die Dependance betreten oder verlassen. Morse wandte sich um und betrachtete nachdenklich die Spuren, die die schmutzigen Schuhe — seine eigenen und die seiner Begleiter — auf dem dunkelroten Teppichboden hinterlassen hatten, eine Farbe übrigens, die Morse mit ebensoviel Abscheu betrachtete wie die billige Reproduktion des späten Renoir-Bildes , das rechter Hand im Flur aufgehängt war.
    Während er so in Nachdenken versunken dastand, fiel ihm plötzlich auf, wie simpel die Architektur der Dependance angelegt war. Vom Flur gingen nur vier Türen ab: rechts von ihm die Zimmer mit der Nummer zwei und eins, direkt gegenüber der Nummer eins die Nummer vier und gleich links von ihm, etwas verdeckt durch eine schmale Treppe, die im Moment noch gesperrt war, aber später eine Verbindung zum ersten Stock herstellen würde, das Zimmer Nummer drei. Aus dem, was er von Binyon erfahren hatte, schloß Morse, daß wenig Hoffnung bestand, auf dem Türknauf irgendwelche Fingerabdrücke zu finden, die zur Aufklärung des Falles beitragen würden. Nicht nur Binyon, sondern vermutlich auch eine Menge anderer Leute hatten inzwischen einen neugierigen Blick in das Zimmer geworfen und dabei den Knauf angefaßt. Dennoch nahm sich Morse Zeit, ihn gründlich zu betrachten, und schenkte auch dem DO NOT DISTURB-Schild seine Aufmerksamkeit.
    «Über das gehören Strichelchen, das muß ein Umlaut sein», sagte er nach einer Weile zu Binyon gewandt und wies mit ausgestrecktem Zeigefinger auf das Wort .
    «Ja, ich weiß, das habe ich schon des öfteren gehört», antwortete Binyon auf deutsch . Zu Morses Überraschung sprach er diese Sprache offenbar fließend. Da Morse seine eigenen geringen Deutschkenntnisse im wesentlichen durch das Hören von Wagner- und Richard-Strauss-Opern erworben hatte und demzufolge für eine längere Unterhaltung auf Deutsch extrem schlecht vorbereitet war, beschloß er, auf den fehlenden <ö>-Strichelchen lieber nicht weiter herumzureiten — und wer weiß, möglicherweise war Binyon ja gar nicht so eine taube Nuß, wie sein fliehendes Kinn und der weichliche Mund hatten erwarten lassen.
    Morse mußte sich einen kleinen Ruck geben, bevor er die Tür zum Zimmer Nummer drei öffnete. Der Raum war nicht besonders groß. Direkt rechts führte eine Tür in ein enges Badezimmer, das mit einem Waschbecken, einer Toilette und einer Badewanne mit Duscharmatur ausgestattet war. Das Zimmer selbst war nur mit dem Notwendigsten eingerichtet. An der rechten Schmalseite standen zwei einzelne Betten, die jetzt jedoch nebeneinandergerückt waren, beide mit weißen Tagesdecken; an der Wand gegenüber entdeckte Morse eine Frisierkommode und links davon einen eingebauten Wandschrank. In der linken hinteren Ecke war gerade noch Platz für ein kleines Fernsehgerät. Morses Aufmerksamkeit, während er einen Moment lang auf der Schwelle verharrte, galt jedoch nicht dem Mobiliar, sondern dem Toten, der auf dem hinteren der beiden Betten, nur knapp einen Meter vom offenen Fenster entfernt, ausgesteckt lag. Wie immer verspürte Morse ein gewisses Widerstreben, sich die Leiche genauer anzusehen, doch er wußte, daß es sich nicht würde vermeiden lassen. So trat er denn mit langsamen Schritten näher. Der Anblick, der sich ihm bot, war außerordentlich bizarr. Der Tote war als Rastafari aufgemacht, ganz stilecht tnit kaffeebrauner Farbe und Dreadlocks. Sein Kopf lag, das Gesicht dem Innern des Zimmers zugewandt, in einem scharlachroten See aus geronnenem Blut. Die linke Hand war durch seinen Körper verdeckt, doch die rechte ragte deutlich sichtbar aus dem Ärmel des blauen Hemdes, und sie war — das machte den Anblick des Toten noch gespenstischer — weiß.
    Morse wandte sich, nachdem er sich das Bild des Toten eingeprägt hatte, abrupt ab, starrte sekundenlang auf das offene Fenster, lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Fernseher und warf schließlich auch noch einen Blick in das kleine Badezimmer.
    «Haben Sie schon der Spurensicherung Bescheid gesagt?» wandte er sich an Phillips.
    «Es ist schon jemand unterwegs, Sir.»
    «Sagen Sie ihm, wenn er eintrifft, er soll sich besonders die Heizung, das Fernsehgerät und den Spülknopf im Klo ansehen.»
    «Und was ist mit den anderen Sachen?»
    Morse zuckte die Achseln. «Ach, das bleibt ihm überlassen; ich habe ohnehin nie viel auf Fingerabdrücke gegeben.»
    «Also,

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