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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Morse.
    Aber die Garage war leer, und als sie an der Haustür klingelten, sagte ihnen ihr Instinkt, daß das Haus verlassen sei.

Kapitel Neunundzwanzig

MONTAG, 6. JANUAR

    Am Ende ist das einzige Vergnügen im Leben das Gefühl, seine Pflicht getan zu haben.
    William Hazlitt

    Zwischen Allied Carpets und Straw Hat, dort, wo Morse sich entschieden hatte, nach rechts zu fahren, hatte Margaret Bowman sich nach links gewandt. Seit die Oxforder Verkehrsbehörden vor einiger Zeit dazu übergegangen waren, allen Autofahrern, die die in der Innenstadt zulässige Parkdauer von höchstens zwei Stunden überschritten (und sei es auch nur um eine Minute), eine saftige Geldstrafe zu verpassen, fand man in der belebten St. Giles’ Street, selbst zur Hauptgeschäftszeit, immer noch ein paar freie Parkplätze. Und so brauchte auch Margaret Bowman an diesem Vormittag nicht lange zu suchen. Sie parkte den Metro unmittelbar vor der Tür des Child and Eagle und ging dann langsam, so als sei sie zu Tode erschöpft, die wenigen Schritte zum Parkscheinautomaten. Seit sie vor noch nicht einer Stunde im Zimmer der Amtsleiterin Platz genommen hatte, hatte eine Art Betäubung von ihr Besitz ergriffen, die immer noch anhielt, so daß ihr ihre verzweifelte und ausweglose Situation auf ganz merkwürdige Art und Weise nur wie von fern bewußt war. Sie hatte sich bei der Befragung durch die Polizeibeamten wesentlich besser in der Gewalt gehabt, als sie das zu hoffen gewagt hatte — auch wenn sie sich hier und da eine Entgleisung erlaubt hatte. Aber schließlich waren die Umstände einer solchen Vernehmung derart, daß selbst Unschuldige mitunter die Nerven verloren. Hatten sie ihr geglaubt? Sie konnte es nicht sagen. Aber die Antwort war im Grunde auch nicht mehr wichtig. Dennoch wäre es falsch anzunehmen, daß Margaret bereits an dem Punkt angelangt war, ihrem Leben selbst ein Ende zu setzen. Natürlich hatte sie in den letzten Tagen immer wieder daran gedacht — seit dem vergangenen Dienstag waren ihre Tage nichts als Qual und ihre Nächte eine Hölle der Verzweiflung gewesen aber irgend etwas hielt sie zurück. Vor zwanzig Jahren hatte sie als Schülerin an der Gesamtschule von Chipping Norton einen Kurs attestiert hatte, konnte sie sich noch gut an jene Geschichte von Sokrates erinnern, der, bevor er den Schierlingsbecher trank, gesagt haben sollte, er heiße den Tod willkommen, vorausgesetzt, er gleiche einem langen, traumlosen Schlaf. Und genau das war es auch, was Margaret sich wünschte — ein Versinken in einen Zustand, da alle bedrohlichen Bilder ausgelöscht waren und aus dem es kein Erwachen mehr gab. Unvermittelt fiel ihr ihre Mutter ein, die mit Anfang Vierzig — sie selbst war damals gerade erst dreizehn gewesen — langsam an Krebs gestorben war. Kurz vor ihrem Tod hatte sie — erschöpft und hoffnungslos — gestanden, sie wünsche sich nichts als ein für allemal von ihren Schmerzen erlöst zu sein und nie wieder aufzuwachen...
    Erst mit einiger Verzögerung bemerkte Margaret, daß sie schon direkt vor dem Parkautomaten stand, und begann, in ihrer Handtasche nach Zehn-Pence-Münzen zu suchen, doch obwohl sie mit ihren Fingern den letzten Winkel ertastete, forderte sie nicht mehr als fünf zu Tage — sie brauchte sechs. Sie blickte hilflos um sich, nicht unähnlich einem Kind, das, ohne nachzudenken, erwartet, daß man ihm hilft. Ungefähr dreißig Meter die Straße hinunter sah sie in Höhe des Taylor Institute eine Politesse auf sich zukommen. Und plötzlich kam ihr der Gedanke, daß es vielleicht überhaupt nicht von Bedeutung sei, ob man sie faßte, ja, daß sie vielleicht sogar gefaßt werden wollte. Konnte es sein, daß man, wenn alle Hoffnungen zunichte waren, irgendwann an einem Punkt anlangte , da man auch in Erwartung des Schlimmsten nur noch Gleichgültigkeit empfand? Beim Anblick des Zettels (Hier kein Wechselgeld) an der Tür des Eagle wandte Margaret sich enttäuscht ab, doch dann kehrte sie um und trat entschlossen ein. Sie setzte sich an einen leeren Tisch und bestellte sich einen Orangensaft.
    «Eis?»
    «Wie?»
    «Möchten Sie Eis reinhaben?»
    «Ach so, Ja, äh — nein. Tut mir leid, ich habe Ihre Frage nicht gleich verstanden...»
    Sie bezahlte mit einer Ein-Pfund-Münze und spürte, wie die Bedienung sie unfreundlich musterte, als sie ihr

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