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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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hätte sie Tom Bowman zumindest grüßen lassen. Vermutlich eine Nachbarin oder vielleicht auch eine Arbeitskollegin, überlegte er. Damit war die Sache für ihn erledigt.
    Lewis war schon seit geraumer Weile wieder ins Erdgeschoß zurückgekehrt und hatte begonnen, die mit Papieren vollgestopften Schubladen eines Eckschrankes durchzusehen und wichtige Unterlagen wie die jährliche Strom- und Wasserabrechnung, den Hypothekenbrief für das Haus, Ratenkaufverträge, Bankauszüge und die Versicherungs-Police für das Auto auszusortieren. Morse warf nur einen kurzen Blick auf das Durcheinander, dann setzte er sich in einen Sessel und zündete sich eine Zigarette an.
    «Wie sie hier noch durchgefunden haben, ist mir ein Rätsel», sagte Lewis mißbilligend.
    Morse nickte. «Mhm.»
    «Sieht schlimmer aus als nach einem Einbruch — als ob gerade alles durchwühlt worden wäre.»
    Morse schoß wie angestochen hoch. «Lewis, Lewis! Sie sind ein Genie! Natürlich! Und die Zeitung!»
    Lewis blickte Morse verständnislos an. «In der Küche liegt ein Stapel Zeitungen», erklärte Morse, «und wenn mich nicht alles täuscht, dann war die oberste von heute — mir ist nur vorhin nicht aufgegangen, was das bedeutet.»
    Lewis spürte, wie ihn eine Gänsehaut überlief, als er Morse in die Küche folgte und dieser triumphierend eine Sun in die Höhe hielt. Sie trug das Datum Montag, 6. Januar.
    «Das heißt, sie muß hier gewesen sein», bemerkte Lewis.
    Morse nickte. «Ja. Fragt sich nur, wann. Die Zeitung hat wie! immer auf der Matte gelegen, und sie hat sie aus Gewohnheit mit hineingenommen.»
    «Ob eine der Nachbarinnen sie gesehen hat?»
    «Vermutlich. Fragen Sie doch mal ein bißchen rum, Lewis.»
    Bereits zwei Minuten später. Morse war erst auf Seite drei des Bowmanschen Abonnement-Blattes angelangt, war Lewis schon wieder zurück. Die Frau von gegenüber hatte gesehen, wie Margaret gegen Mittag in einem Taxi vorgefahren war.
    «In einem Taxi?»
    «Ja. So gegen halb zwei Uhr.»
    «Als wir uns gerade mit Bowmans Chef unterhielten.»
    «Aber was hat sie hier gewollt?»
    «Ich nehme an, sie hat sich ihr Sparbuch geholt oder so etwas — vermutlich braucht sie Geld. Darum sehen auch die Schubladen so durchwühlt aus — sie hat es eilig gehabt.»
    «Soll ich versuchen herauszufinden, bei welcher Sparkasse oder Bank sie ihr Konto hat?» fragte Lewis.
    «Sie meinen, eine ähnliche Aktion wie bei den Schönheits-Salons?» sagte Morse mit freundlichem Spott. «Nein, nein, mein Lieber, damit sollen sich mal Phillips und die beiden Constables rumärgern... Ich wüßte allerdings gern, warum sie sich ein Taxi genommen hat. Sie hatte doch den Wagen.»
    «Dann kann Sergeant Phillips auch gleich noch die Taxifahrer befragen», feixte Lewis, während er mit Bedacht die Tür von Nummer sechs ins Schloß zog. Im Haus war es kalt gewesen, und so waren sie beide froh wegzukommen.

    Am selben Tag entdeckte ein Streifenpolizist gegen Viertel vor fünf Uhr in der St. Giles’ Street den Metro der Bowmans und verständigte das Präsidium in Kidlington. Doch der Taschenschirm, die Dose Anti-Frost-Spray sowie acht -Kärtchen mit einer Esso-Reklame auf der Rückseite halfen Morse auch nicht viel weiter.
    Erst am nächsten Morgen war ein Teilerfolg zu vermelden. Da erhielt Morse einen Anruf von dem Revier in der St. Aldate’s Street, und ein Sergeant Vickers teilte ihm mit, daß Margaret Bowmans Handtasche abgegeben worden sei. Der Mann klang ja so merkwürdig bedrückt, dachte Morse, als er den Hörer auflegte. Er ahnte nicht, daß niemand anderer als er selbst mit seiner Ankündigung, nach Oxford kommen zu wollen, um sich die Tasche anzusehen, der Auslöser für Vickers’ Niedergeschlagenheit gewesen war.

Kapitel Dreiunddreißig

DIENSTAG, 7. JANUAR

    JACK (in ernstem Ton): In einer Handtasche.
    LADY BRACKNELL: Einer Handtasche?
    Oscar Wilde, The Importance of Being Earnest

    «Waa...?»
    Wenn Morse tödlich verwundet worden wäre, so hätte sein Schrei kaum markerschütternder sein können, und Lewis empfand schon im voraus Mitleid mit dem armen Kerl von Kollegen, der gestern an der Fundannahme in St. Aldate’s Dienst getan hatte.
    «Wir kriegen jeden Tag einen ganzen Haufen von Handtaschen — und Schirmen, und Portemonnaies, und Brillen, und...» sagte Vickers entschuldigend.
    «Aber nicht alle sind mögliches Beweisstück bei einer Morduntersuchung, oder, Sergeant?» unterbrach ihn Morse in grobem Tonfall. «Einer Morduntersuchung

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