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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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haben uns letzten Sommer kennengelernt, als ich bei den Dacharbeiten in der Delegacy eingesetzt war. Wir durften, wenn wir wollten, in der Kantine essen, und dort habe ich Margaret eines Mittags angesprochen.»
    «Und wann haben Sie sich zum erstenmal außerhalb der Arbeitszeit getroffen?»
    «Irgendwann im Juni. Sie besuchte einen Abendkurs an der Volkshochschule; ich habe sie anschließend abgeholt, und wir sind zusammen etwas trinken gegangen.»
    «Haben Sie sie regelmäßig abgeholt?»
    «Nach einiger Zeit ja.»
    «Und irgendwann haben Sie sie gefragt, ob sie mit zu Ihnen nach Hause käme?»
    «Ja.»
    «Haben Sie miteinander geschlafen?»
    «Ja.»
    «Aber irgendwann hat sie dann die Lust verloren und wollte die Beziehung beenden — ist das richtig?»
    «Nein, das ist nicht richtig!»
    «Liebten Sie sie?»
    «Ja.»
    «Und Sie lieben sie noch immer?»
    «Ja.»
    «Und sie liebt Sie auch?» (Morse lauschte erstaunt und entzückt, mit welcher Souveränität sein Sergeant Fragen zum Thema zu variieren verstand.)
    «Glauben Sie etwa, ich hätte sie gezwungen?» Es klang aggressiv, aber man spürte seine Unsicherheit. Und jetzt auf einmal wurde auch ein gewisser ordinärer Unterton hörbar, der vorher verborgen gewesen war.
    «Stammt der von Ihnen?» Lewis gab Wilkins den fotokopierten Brief, den er in der Tasche von Bowmans Sakko gefunden hatte.
    «Ja, den habe ich geschrieben.»
    «Und da wollen Sie wirklich behaupten, Sie hätten sie nicht gezwungen?»
    «Ich wollte sie wiedersehen, das war alles.»
    «Um mit ihr zu schlafen?»
    «Nicht nur deswegen — nein.»
    «Haben Sie sich an dem besagten Montag getroffen?»
    «Ja.»
    «Und Sie haben sie mit zu sich nach Hause genommen?»
    «Ja.»
    «Haben Sie bemerkt, daß Ihnen jemand gefolgt ist — in einem Wagen?»
    «Wie kommen Sie denn darauf?»
    «Mr. Bowman war über Sie im Bilde — diese Fotokopie Ihres Briefes fanden wir in einem seiner Jacketts.»
    Wilkins schüttelte langsam, scheinbar bedauernd, den Kopf. «Das habe ich nicht gewußt — wirklich nicht. Ich habe Margaret immer gesagt, daß ich auf keinen Fall wolle, daß irgendjemand — nun,... verletzt würde.»
    «Sie wollen also behaupten, Ihnen sei nicht bekannt gewesen, daß Mr. Bowman Bescheid wußte?»
    «Ja.»
    «Mrs. Bowman hat Ihnen demnach nichts erzählt?»
    «Nein. Wir haben an jenem Montag miteinander Schluß gemacht. Sie sagte, sie könne die Belastung, zwei Männer gleichzeitig zu lieben, nicht länger aushalten und habe sich entschieden, bei ihrem Mann zu bleiben. Es war ein ziemlicher Schlag für mich, aber ich habe versucht, ihren Entschluß zu akzeptieren — etwas anderes blieb mir ja auch schließlich nicht übrig.»
    «Und haben Sie sie danach noch einmal gesehen?»
    Wilkins’ Mund verzog sich zu einem schwachen Lächeln. Er hatte regelmäßige Zähne, die allerdings durch Nikotin unschön verfärbt waren. «Ja, ja ich habe sie noch einmal gesehen.» Er blickte auf seine Uhr. «Vor etwas über einer Stunde, um genau zu sein. Sie ist kurz vor Ihnen gekommen und war noch bei mir, als Sie plötzlich auftauchten, um mich abzuholen.»
    Morse schloß die Augen wie jemand, der einen unerträglichen Schmerz verspürt, während Lewis Wilkins einen Moment lang fassungslos anstarrte, bis er schließlich hervorbrachte: «Soll das heißen...»
    «Sie kam, wie ich schon sagte, kurz vor Ihnen — ungefähr eine halbe Stunde früher, würde ich sagen, so gegen Viertel vor sechs. Sie sagte, sie wisse sich keinen Rat mehr; sie brauche Hilfe.»
    «Wollte sie Geld?»
    «Nein. Davon hat sie jedenfalls nichts gesagt. Es hätte aber auch keinen Zweck, mich zu fragen — das weiß sie auch.»
    «Hat sie gesagt, was sie vorhat?»
    «Nicht genau. Aber ich glaube, daß sie versucht hat, sich mit ihrer Schwester in Verbindung zu setzen.»
    «Wo lebt diese Schwester?»
    «Irgendwo in der Nähe von Newcastle.»
    «Haben Sie ihr angeboten, daß sie bei Ihnen bleiben könnte?»
    «Das erschien mir nicht ratsam.»
    «Denken Sie, daß sie jetzt noch bei Ihnen ist?»
    «Nein, bestimmt nicht. Sie wird, nachdem wir gegangen sind, zugesehen haben, so schnell wie möglich wegzukommen.»
    (Morse winkte Sergeant Phillips heran und flüsterte ihm etwas zu, woraufhin dieser eilig den Raum verließ.)
    «Sie glauben also, sie ist auf dem Weg nach Norden?» fragte Lewis.
    «Ich weiß es nicht, ich kann es wirklich nicht sagen. Ich habe ihr geraten, das Land zu verlassen, per Schiff oder wie auch immer, aber sie sagte, das

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