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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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ginge nicht.»
    «Wieso?»
    «Ihr Paß ist offenbar abgelaufen, und sie hatte Angst, einen neuen zu beantragen, da sie wüßte, daß man versuchte, Sie zu finden.»
    «Haben Sie darüber gesprochen, daß wir auch versuchen würden, Sie zu finden?»
    «Nein, natürlich nicht; wie kommen Sie zu einer solchen Vermutung?»
    «Sie haben noch gar nicht gefragt, warum wir Sie hier vernehmen — ich nehme an, das liegt daran, daß Sie sich den Grund denken können», sagte Lewis und sah Wilkins scharf an.
    Dieser zuckte in gespielter Gleichgültigkeit die Achseln. «Nein, da irren Sie sich», sagte er. «Ich bin, ehrlich gesagt, immer noch überrascht, daß Sie glauben, sich mit mir befassen zu müssen.»
    «Ach wirklich? Mrs. Bowman wäre sicherlich kein bißchen überrascht; sie hat es nämlich erwartet. Deshalb ist sie auch, obwohl sie wußte, daß sie ein Risiko lief, von uns gestellt zu werden, noch einmal in ihr Haus nach Chipping Norton zurückgekehrt, um etwas zu holen, das uns möglicherweise auf Ihre Spur hätte bringen können — ich spreche von der Ansichtskarte, die Sie ihr aus dem Lake District geschickt haben.»
    Es war plötzlich totenstill im Raum, so als hätten alle gleichzeitig einen tiefen Atemzug getan und dann die Luft angehalten.
    In die Stille hinein sagte Lewis mit ernster Stimme: «Hiermit erkläre ich Sie wegen Mordes an Thomas Bowman für verhaftet!»
    Wilkins sackte plötzlich in sich zusammen. Mit aschfahlem Gesicht stammelte er heiser: «Sie machen da einen schrecklichen Fehler!»

Kapitel Neununddreißig

DIENSTAG, 7. JANUAR

    Wenn du ärgerlich bist, zähl bis vier; bist du wütend, dann fluche!
    Mark Twain

    «Habe ich alles richtig gemacht, Sir?» erkundigte sich Lewis etwas unsicher, als er fünf Minuten später mit Morse in der Kantine saß.
    «Ja, sehr gut — ausgezeichnet sogar», antwortete Morse lächelnd. «Aber wir müssen uns jetzt genau überlegen, wie wir weitermachen, weil wir nicht viel in der Hand haben und es uns bei ein oder zwei Dingen schwerfallen dürfte, sie tatsächlich zu beweisen. Ich schlage vor, wir gehen den ganzen Fall noch einmal durch; lassen Sie uns mit dem anfangen, was ich der Einfachheit halber einmal Plan eins nennen möchte. Also: Es hat damit begonnen, daß Bowman den Brief fand, den Wilkins an Margaret geschrieben hatte, und den beiden an jenem Montag zum Diamond Close folgte. Nachdem Margaret von dem Treffen zurück war, hat er sie vermutlich mit der Tatsache konfrontiert, daß er im Bilde sei, und ihr seinen Plan bezüglich Wilkins’ Ermordung enthüllt. Und Margaret, ohnehin durch Wilkins in Bedrängnis, erklärte sich zunächst bereit mitzumachen. Der erste Punkt laut Plan war nun, daß Margaret Wilkins darüber informierte, daß ihr Mann über Silvester wegen eines Weiterbildungskursus verreist sei, und ihn fragte, ob er, Wilkins, nicht Lust habe, Silvester und Neujahr mit ihr in einem Hotel zu verbringen. Bowman ging wohl, nicht ganz zu Unrecht, wie ich meine, davon aus, daß sich Wilkins nicht zweimal würde bitten lassen. So. Der nächste Schritt sah dann vor, daß Margaret mit ihrem Geliebten vereinbarte, ihn am Nachmittag des Silvestertages, sobald sie den Zimmerschlüssel hätte, anzurufen und ihm die Zimmernummer mitzuteilen, so daß er, ohne gesehen zu werden, zu ihr kommen konnte. Nach seiner Ankunft hätten Margaret und Wilkins dann zunächst noch ein Schäferstündchen miteinander verbringen dürfen. Gegen sechs Uhr aber hätten sie anfangen müssen, sich zu verkleiden — Voraussetzung für das Ganze war übrigens, daß Wilkins recht frühzeitig seine Bereitschaft erklärte, sich auch tatsächlich kostümieren zu wollen. Um sieben Uhr dann hätte Margaret unter einem Vorwand hinausgehen sollen, um ihrem Mann, der — genau wie Wilkins als Rasta verkleidet — schon draußen wartete, den Zimmerschlüssel zu geben. Nun ist Wilkins, wie wir wissen, sehr viel kräftiger als Bowman, und diese Tatsache dürfte letzterem, als er Margaret und Wilkins zusammen gesehen hat, wohl ebenfalls aufgefallen sein. Ich nehme deshalb an, daß Bowman es nicht auf einen Kampf Mann gegen Mann ankommen lassen wollte und vorhatte, sich zu bewaffnen — mit einem Messer vielleicht oder auch mit einer Pistole. Nach dem Mord dann sollte das große Täuschungsmanöver über die Bühne gehen. Bowman hätte natürlich in seinem Plan auch einfach eine Flucht vorsehen können, aber das war ihm wohl zu riskant: er konnte ja nicht ausschließen, daß einer der

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