Inspiration – Du sollst mein sein!
schafften nicht alles und lehnten sich schließlich übersatt in ihre Sitzbänke zurück. Und wie bei jedem Treffen stellten sie übereinstimmend fest, dass sie sich die Pizza auch gleich auf die Hüften hätten kleben können und beim nächsten Mal eine kleinere auswählen würden. Rhetorische Augenwischerei. Sie würden natürlich wieder die Wagenradpizza bestellen.
Schließlich waren die Reste ihrer Mahlzeit abgeräumt und der normalerweise gemütliche Teil ihres allwöchentlichen Treffens begann. Bellinda griff nach ihrem Glas und nahm einen tiefen Schluck. »Habt ihr schon jemals davon gehört, dass ein Skriptschreiber wie ich Fanpost bekommt?«
Verwirrt runzelte Christine die Stirn. »Du hast …? Nicht, dass ich deine Arbeit herabwürdigen will, aber ich glaube, du weißt selbst, dass kein Mensch draußen vor der Flimmerkiste deinen Namen kennt. Und dann Fanpost? Von wem denn?«
»Tja, wenn ich das wüsste. Ich hab letzten Mittwoch den ersten und heute den zweiten Brief bekommen. Und beide sind sehr merkwürdig.«
Bellinda wühlte kurz in ihrer Tasche und zog die mittlerweile ziemlich zerknitterten Umschläge heraus. Sie reichte den ersten Brief an Christine weiter. »Hier, das ist der von letzter Woche. Lest das mal und sagt mir, was euch dazu einfällt.«
Langsam zog Christine den dünnen Bogen aus dem Kuvert. Schnell überflog sie das Geschriebene, schnaubte wenig damenhaft und reichte das Blatt an Elli weiter. Während Elli sich in gewohnt konzentrierter Art in den Inhalt des ersten Schreibens vertiefte, griff Christine bereits nach dem zweiten und las die eigenartigen Zeilen.
»Der hat wohl zu viele Schundromane gelesen. Mann, ist das ein Geschwafel.« Christine blickte kurz entschuldigend hoch. »Nichts gegen dich, ich kann gut verstehen, dass er dich toll findet. Aber der Rest? Ist dir schon aufgefallen, wie er dich beschreibt? Der Kerl muss dich kennen.«
Alarmiert riss Bellinda ihr das Blatt aus der Hand und las die Zeilen selbst noch einmal. Ihr lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Christine hatte recht. So, wie er schrieb, musste er zumindest schon einmal in ihrer Nähe gewesen sein. Der Kerl wurde ihr immer unheimlicher.
Wortlos reichte sie Elli, die sich bisher jeden Kommentar verkniffen hatte, den zweiten Brief. Elli blickte nur kurz auf und las dann langsam und genau auch diesen kurzen Text. Kopfschüttelnd gab sie das Schreiben schließlich zurück.
»Der Kerl ist krank … eindeutig krank. Was soll denn dieser ganze Quatsch mit der Brutalität? Du schreibst Skripte für Daily Soaps. Das ist bestenfalls brutal lustig. Und warum bist du der Anfang, und er ist das Ende? Der ist nicht nur böse, der ist komplett irre. Wenn ich du wäre, würde ich das zur Polizei bringen. Wer weiß, was dem Kerl sonst noch einfällt. Also, das ist wirklich und wahrhaftig total abgedreht. Wer schreibt denn so etwas?«
Während Christines coole Feststellungen Bellinda nur beunruhigten, war Ellis Entsetzen so greifbar, dass Bellinda ein Zittern unterdrücken musste. Zuvor war sie nur angewidert gewesen, jetzt hatte sie wirklich Angst.
Was, wenn die beiden recht hatten und der Kerl sich in ihrer Nähe aufhielt? Was, wenn sie ihn vielleicht täglich sah und es nicht wusste? Was würde diesem Typen noch einfallen, wenn sie nicht auf seine Briefe ansprang? Würde er sie vielleicht sogar angreifen?
»Gleich morgen früh bringst du die Briefe zu den Cops. Versprich mir das, hoch und heilig. Mit so etwas darf man nicht spaßen. Das ist einfach eklig, da kriegt man ja Angst. Außerdem hört man in letzter Zeit dauernd von solchen Stalkern. Die sind gemeingefährlich.«
Elli redete sich richtig in Rage. Bellinda sammelte mit leicht bebenden Fingern die beiden Briefe wieder ein und steckte sie zurück in ihre Tasche. »Okay, okay … ich gehe zur Polizei. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, was die damit anfangen sollen. Aber gut, ich verspreche es, hoch und heilig.«
3
Cooper Bradshaw rümpfte angewidert die Nase und angelte die kleine Dose mit Mentholcreme aus der Tasche, die er immer mit sich herumschleppte. Beinahe neidisch warf er seinem Partner einen Seitenblick zu, den die durchdringende Geruchsmischung von Desinfektionsmitteln und sich langsam zersetzenden menschlichen Körpern anscheinend nicht zu stören schien. Der unangenehmste Gestank stammte eindeutig von den drei abgedeckten Leichen auf den im Gang abgestellten Rollbahren. Offenbar waren sie erst vor kurzem eingeliefert und deswegen
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