Inspiration – Du sollst mein sein!
noch nicht in den Kühlboxen verstaut worden.
Cooper war im Grunde gerne Polizist; er liebte es, die Rätsel zu lösen, die ihm ein Mordfall stellte. Was er jedoch an seinem Beruf absolut und aus tiefster Seele hasste, das waren die obligatorischen Besuche im Leichenschauhaus.
Während er sich unter jedes Nasenloch etwas Mentholsalbe rieb und dabei das Gesicht verzog, konnte er sich ein »Wie halten die das hier nur auf Dauer aus?« nicht verkneifen. Rick Valdez gab sich nicht die geringste Mühe, das Grinsen zu kaschieren, das sich auf seinem markanten Gesicht ausbreitete.
»Tja, mein Lieber, wenn du weiter bei Dr. Purcell baggern willst, wirst du dich wohl endgültig an dieses Aroma gewöhnen müssen. Oder du lebst künftig mit Duftstäbchen in der Nase. Es sei denn, du wartest, bis du sie an einem Tatort triffst, oder passt sie immer erst draußen auf dem Parkplatz ab. Aber vielleicht hast du ja auch Glück, und sie ist ohnehin nicht interessiert.«
Als er Coopers beinahe gekränkten Gesichtsausdruck sah, konnte Rick ein leises Lachen nicht unterdrücken, obwohl der Ort wahrlich nicht zum Lachen einlud. Daher wurde Rick auch sofort wieder ernst, als sie die Tür zum Autopsieraum aufstießen. Dr. Elli Purcell, eingehüllt in ihren grünen OP-Kittel, eine Schutzbrille über den großen grauen Augen, ihre schwarzen Haare unter einem zum Kittel passenden Häubchen versteckt und die Hände in den üblichen Latexhandschuhen, blickte ihnen ungeduldig entgegen und winkte sie an den Tisch.
»Da sind Sie ja endlich, Gentlemen. Wenn Sie gestatten, fange ich gleich an.«
Rick und Cooper nickten nur und stellten sich an die andere Seite des Edelstahltisches, auf dem die Überreste ihres Mordopfers lagen. Beide warfen erstmals einen Blick auf die wenigen Stellen unversehrter Haut, die nach dem Waschen der Leiche sichtbar geworden waren. Rick verhielt sich ruhig, obwohl er sich bei dem entsetzlichen Anblick mehr als unbehaglich fühlte. Cooper gab natürlich wieder einmal seinen ganz persönlichen Kommentar ab, mit dem er sich wahrscheinlich eher selbst ablenken wollte. »Wie haben Sie denn das ganze Blut runtergekriegt?«
Dr. Purcells Augenbrauen schossen steil nach oben. Ihre Augen unter der Brille fixierten Cooper mit der Intensität eines Anglers, der einen besonders fetten Wurm im Misthaufen seines Gartens entdeckt hat. Sie schnaubte.
»Wir haben ihn für eine Weile unter der Dusche eingeweicht und danach kräftig mit Scheuersand abgeschrubbt. Was denn sonst?«
Cooper lief bei ihrer ironischen Bemerkung rot an und trat verlegen von einem Bein aufs andere. Doch Rick hatte das Gefühl, dass er zumindest für den Moment keinen Gedanken daran verschwendete, wo er sich befand. Insofern war Rick der Pathologin für ihren beißenden Sarkasmus fast dankbar.
Nach Möglichkeit drückte sich Cooper, auch nur einen Fuß in dieses Gebäude zu setzen, was ihm von einigen Kollegen schon entsprechende Kommentare eingebracht hatte. Dabei waren die Bezeichnung »Weichei« und die Aussage »Vielleicht solltest du dich als Trüffelschwein bewerben, bei deiner feinen Nase« noch das Harmloseste. Cops gingen eben miteinander nicht unbedingt sanft um, wenn sie erst einmal eine Schwäche bei einem der ihren entdeckt hatten.
Während Cooper noch mit seinem Blutfluss in Richtung Norden kämpfte, hatte Elli Purcell bereits mit der äußeren Bestandsaufnahme begonnen. Ihre Stimme klang etwas dumpf in dem großen Raum, als sie ihre ersten Eindrücke in das Mikrofon diktierte, das über dem Tisch von der Decke baumelte. Zuerst nannte sie das Datum und die Uhrzeit, dann ihren Namen; schließlich kam sie zum Wesentlichen.
»Der Leichnam ist von weißer Hautfarbe, männlich, Größe 1,77 m, Gewicht 81 kg. Todeszeitpunkt laut histologischer Analyse zwischen 22.00 und 0.00 Uhr am Dienstag, also vor etwa 36 bis 38 Stunden. Die Haut ist großflächig durch tiefe Einstiche verletzt, teilweise aufgerissen und weist großflächige Hämatome auf.«
Sie betastete den zerschmetterten Schädel des Toten.
»Das Schädeldach ist längs der Kranznaht von Stirnbein bis Hinterhauptsbein stückig gebrochen. Beide Scheitelbeine sind glatt gebrochen. Das Gehirn liegt größtenteils frei, enthält Knochenfragmente und ist – wahrscheinlich durch die auf den Schädelknochen ausgeübten schweren Schläge – großflächig zerstört. Nasenbein und rechtes Jochbein gebrochen. Oberkieferknochen stückig gebrochen, Unterkiefer gebrochen, nur noch fragmentös
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