Inspiration – Du sollst mein sein!
vorhanden. Zahnreihen unvollständig.«
Elli Purcell schaltete das Aufnahmegerät kurz ab und warf den beiden Detectives auf der anderen Seite des Tisches einen kurzen Blick zu. »Tja, hoffen wir, dass wir seine Fingerabdrücke verwenden können; mit den Zähnen wird das auf alle Fälle ein kompliziertes Puzzlespiel.«
Cooper Bradshaw kaschierte ein leichtes Würgen mit einem unterdrückten Husten und drehte sich kurz zu dem fleckenlosen Edelstahlwaschbecken um, bevor er seine Beherrschung zurückgewann.
Falls die Pathologin Coopers Empfindsamkeit registrierte, ließ sie es jedenfalls nicht erkennen. Sie wandte sich ohne Kommentar wieder ihrer Aufgabe zu, winkte ihren Assistenten heran und bedeutete ihm, den Toten auf die Seite zu drehen. Vorsichtig schob sie ihre Hand unter den Nackenbereich und tastete dann weiter nach unten.
»Die Schädelbasis ist ebenfalls zertrümmert. Der Wirbelkanal ist zerstört. Die Halswirbel eins bis fünf sind gebrochen. Die restliche Wirbelsäule ist augenscheinlich intakt. Hämatome großflächig über den gesamten Bereich verteilt. Hier keine Einstichwunden.« Sie gab ihrem Assistenten ein Zeichen, und er legte den Körper wieder zurück in seine Ausgangsposition.
Rick warf einen Seitenblick auf seinen Partner, der merkwürdig durch die Nase schnaufte und ziemlich grün im Gesicht war. Insgeheim war Rick froh, dass er sich etwas mehr unter Kontrolle hatte, dabei ging es ihm nicht viel besser als seinem Freund. Am liebsten wäre er aus diesem klinisch reinen, weiß gekachelten Raum geflüchtet.
Elli Purcell beendete währenddessen ihre äußere Bestandsaufnahme. Als sie schließlich den obligatorischen Ypsilon-Schnitt ansetzte, gab sie damit paradoxerweise dem völlig entstellten Körper fast eine gewisse Normalität zurück, denn dieser Schnitt war etwas Gewöhnliches, Alltägliches bei der Autopsie eines Toten und milderte den grausamen Eindruck der stark zerstörten Hautpartien irgendwie ab.
Nach gut zwei Stunden hatte die Pathologin ihre Obduktion abgeschlossen. Sowohl Rick als auch Cooper hatten noch nie einer derart langen Leichenschau beigewohnt. Beiden war mittlerweile mehr als mulmig zumute. Elli Purcell trat von der Leiche zurück und befreite ihre Hände aus den dünnen Gummihandschuhen. Gemeinsam mit der Schutzbrille ließ sie sie auf einen hinter ihr stehenden Rollwagen fallen und lehnte sich dann mit der Hüfte gegen den Untersuchungstisch.
»Also gut, meine Herren, hier die Ergebnisse der unabhängigen Jury in allgemein verständlichen Worten: Der arme Kerl hat kaum noch einen intakten Knochen im Leib. Die Todesursache ist leider nicht genau festzustellen. Meiner Einschätzung nach ist er an seinem eigenen Blut erstickt. Sein Kehlkopf ist eingedrückt, die Halsarterie ist gerissen. Ebenfalls gerissen sind der Truncus coeliacus und die Arteria linealis, die beiden Hauptarterien. Der Abdominaltrakt, also sein Bauchraum, war angefüllt mit Blut. Er hat noch gelebt, als das passiert ist, darauf lassen die enormen inneren Blutungen schließen. Die inneren Organe sind allesamt zumindest stark geschädigt, wenn nicht sogar völlig zerstört.
Der Schädel wurde ihm jedoch erst zertrümmert, als er schon tot war. Ebenso die Halswirbelsäule. Ihr Täter war anscheinend einfach noch nicht fertig mit ihm. Merkwürdig ist allerdings, dass nur seine Rückseite sandig war. Ich vermute, der Täter hat das Opfer aufgerichtet, bevor er die Schläge auf Kopf und Nacken ausgeführt hat. Meiner Meinung nach hat der arme Kerl hier etwa eine gute halbe Stunde lang gelitten, bis es vorbei war. Zur Tatwaffe nur so viel … ich tippe einmal auf einen Baseballschläger oder etwas Ähnliches, der mit Nägeln bestückt wurde. Darauf lassen die tiefen Risse in der Haut und im darunterliegenden Gewebe schließen. Außerdem hab ich in ein paar der Wunden Metallpartikel gefunden.
Und dann muss der Täter noch etwas anderes verwendet haben, vielleicht einen großen Hammer. Dafür spricht die Form der Hämatome auf dem Rücken, wo es keine Einstiche gibt. Was auch immer der Kerl benutzt hat, jedenfalls war für ein solches Gemetzel immense Kraft und Ausdauer nötig. Ihr Täter ist also höchstwahrscheinlich männlich, eine Frau würde eine solche Schlagkraft nicht entwickeln, es sei denn, sie ist Berufsringerin oder so etwas. Gewebe- und Blutproben sind bereits ans Labor gegangen. Mal sehen, ob wir die DNA unseres Opfers hier in der Datenbank haben. Falls nicht, dann hoffe ich für Sie auf die
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