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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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»Ich auch nicht, Wolfe. Glaubst du, es macht mir Spaß, auf Leute zu schießen? Das ist gefährlich und schlecht fürs Geschäft. Ich bin kein knarrengeiler Spinner. Ich bin ein stinknormaler Typ, der einen anständigen Job sucht, sonst gar nichts. Ihr schickt mich los, eure Knarren abzuholen; kein Problem, wird erledigt. Aber dann meint so ein Waschlappen, so ein verfickter kleiner Küchenjunge, der mal zum Optiker müsste und wahrscheinlich bis unter die Haarwurzeln bekifft war, ich sei der Bulle, der ihn vor Jahren mal eingesackt hat. Und schon tauchen die Knarren auf, und es sieht aus, als wäre ich ein toter Mann, nur weil ich euch einen Gefallen getan habe. Ich meine, ihr habt mich noch nicht einmal dafür bezahlt, verdammt.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Wolfe, und hob versöhnlich die Hände. »Ich hab verstanden. Außerdem ist alles geklärt. Mitchell ist sauer auf seine Jungs, aber er weiß, dass er dir nicht die Schuld geben kann.«
    »Und, werden die wieder? Seine Jungs, meine ich.«
    Er nickte. »Ja, er lässt sie versorgen, und sie werden auch die Klappe halten, deshalb müssen wir keine Konsequenzen fürchten; trotzdem dürfte Mitchell wohl nicht scharf drauf sein, mit uns in nächster Zeit Geschäfte zu machen.«
    Seine Worte lösten einen Dammbruch der Erleichterung bei mir aus, aber ich gab mir alle Mühe, es nicht zu zeigen. »Ich werde mich auch nicht entschuldigen. Ich habe getan, was ich tun musste.« Ich sog an meiner Zigarette. Zeit, nach vorne zu schauen. »Also, ihr habt die Waffen. Sagt ihr mir jetzt, wen wir uns schnappen sollen und wie das abläuft, damit ich mich entscheiden kann, ob ich einsteige?«
    Wolfe sah zu Haddock hinüber, der nickte. Dass er mich nicht mochte, hinderte ihn offenbar nicht daran, mit mir zusammenzuarbeiten.
    Eine Weile herrschte ein unterkühltes Schweigen, ehe Wolfe wieder das Wort ergriff. »Ich kann dir erst kurz bevor’s losgeht sagen, wen wir uns schnappen. Anordnung des Kunden, verstehst du? Du musst uns schon vertrauen.«
    Bisher hatte Tyrone Wolfe seine Vorhaben stets selbst geplant, und die ganze Idee, ein Kunde bezahle jemanden wie ihn für eine Entführung, schien ziemlich weit hergeholt. Selbst das Wort »Kunde« klang aus seinem Mund absurd. Sollte es aber einen geben, musste ich herausfinden, um wen es sich handelte. Deshalb fragte ich ihn.
    »Auch das darf ich dir nicht sagen. Er besteht auf Anonymität.«
    Ich stöhnte. »Wie? Ihr nehmt mich den ganzen Tag ins Kreuzverhör, weil ihr meint, ihr könntet mir nicht trauen, weil ich vielleicht ein Bulle bin, und dann soll ich einem Mann trauen, dem ich noch nie begegnet bin, dessen Namen ich nicht kenne. Ich meine, verdammt, woher soll ich wissen, dass er kein Bulle ist?«
    »Weil ich ihn seit langem kenne und weil er das Geld hat. Alles, was du tun musst, ist ein paar Leute in Schach zu halten. Wir brauchen den Rücken frei, während wir uns das Opfer schnappen. Wenn du das schaffst, bist du um hundert Riesen reicher. Garantiert.«
    Stirnrunzelnd fragte ich mich, worauf ich mich da einließ. Schließlich meinte ich: »Ein Auftragsmord also.«
    Wolfe schüttelte den Kopf. »Nein, wir stellen nur die Leibwächter ruhig und greifen uns den Kerl. Alles Weitere bestimmt und erledigt dann der Kunde.«
    »Wie steht der zu unserem Mann?«
    »Weiß ich nicht. Er hat’s mir nicht gesagt, und ich hab ihn nicht gefragt. Es geht mich nichts an. Und dich auch nicht. Also? Bist du dabei?«
    Natürlich würde ich dabei sein, aber mich wunderte, dass sie mir überhaupt noch die Wahl ließen, obwohl sie mir bereits die Details verraten hatten. Sie dachten also, dass ich kaum zur Polizei gehen konnte, nachdem ich zwei Männer angeschossen hatte. Ich müsste genau abwägen, wie ich damit umging.
    Im Augenblick allerdings spielte ich den arbeitslosen Gangster, der die schnelle Kohle brauchte. Was bedeutete, dass ich den Vorschuss verlangen musste, denn alles andere würde verdächtig wirken.
    »Dreißig Riesen Vorschuss, hast du gesagt?«
    »Korrekt.«
    »Sobald du damit rüberkommst, bin ich dabei.«
    Zum ersten Mal, seit ich ihn kennengelernt hatte, machte sich auf Wolfes Gesicht ein zufriedenes Grinsen breit. Selbst Haddock schien ein wenig lockerer zu werden. Und Tommy strahlte übers ganze Gesicht. Er kam zu mir und schlug mir auf die Schulter.
    »Jetzt gehörst du zur Truppe, Alter.«
    »Willkommen an Bord«, sagte Wolfe. »Du wirst es nicht bereuen.«
    Und dann legte der Mann, der meinen Bruder ermordet

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