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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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überraschend, dass die höheren Tiere innerhalb der Met peinlichst berührt waren und einen Skandal fürchteten. Um den zu vermeiden, brachten sie die Crimestopper-Redakteure dazu, mein Gesicht von ihrer Webseite zu entfernen und die fragliche Sendung auch nicht mehr auszustrahlen. Captain Bob wurde angewiesen, mich sofort von dem Einsatz abzuziehen.
    Die bittere Ironie dieser Geschichte war allerdings, dass die Crimestopper-Episode meine Reputation bei der Bande in ungeahnte Höhen trieb. Am selben Tag, an dem Captain Bob mir eröffnete, die Sache sei für mich gelaufen, rief mich einer der Obermacker, der zugleich unser Hauptverdächtiger war, an und wollte sich mit mir treffen. Aber es war zu spät. Ich versuchte Captain Bob noch zu überzeugen, dass nun, da mich die Leute, hinter denen wir her waren, endlich respektierten, es doch Sinn ergäbe weiterzumachen, aber davon wollte er nichts hören. Manchmal muss man als Undercover-Cop kleine Straftaten begehen, um größere zu verhindern. Der Punkt ist jedoch, man darf sich nicht erwischen lassen. Ich hatte Pech, und es kostete mich einen Eintrag in meine Personalakte.
    Doch was ich gerade getan hatte, war etwas anderes. Ich hatte zwei Menschen angeschossen. Die Tatsache, dass es sich um Notwehr gehandelt hatte und die beiden sehr wahrscheinlich überleben würden, wenn sie sofort medizinisch versorgt wurden, machte es für mich nicht besser. Es bestand immer die Möglichkeit, dass ich sie ernsthaft erwischt hatte, und wenn sie nicht rechtzeitig Hilfe erhielten, hatte ich möglicherweise zwei Menschen auf dem Gewissen. Und wenn sie Hilfe bekamen, bestand die Möglichkeit, dass sie mit den Bullen redeten.
    Was den fetten Koch anging, war ich ziemlich sicher, dass er dichthalten würde, aber Weyman Grimes war ein mieses kleines Würstchen und konnte mich in Teufels Küche bringen. Und dann käme ich nicht noch einmal mit einem blauen Auge davon. Die Schießerei bedeutete, ich würde ungeachtet der Umstände wegen versuchten Mordes angeklagt. Selbst bei einem Freispruch würde ich meinen Job und meine Pensionsansprüche verlieren und mit dreiunddreißig zum alten Eisen zählen. Sollte ich dagegen schuldig gesprochen werden, konnte ich mich auf zehn Jahre Knast gefasst machen, weggesperrt mit Vergewaltigern und Kinderschändern zu meiner eigenen Sicherheit.
    Normalerweise zähle ich nicht zu den Leuten, die sich übermäßig Sorgen machen. In meinem Job geht das nicht, andernfalls bekommt man früher oder später einen Herzinfarkt. Doch es fiel mir schwer, das Ausmaß meiner Tat zu verdrängen. Auf dem Weg hierher hatte ich mit dem Gedanken gespielt, alles abzubrechen. Tommy zu überreden, kurz anzuhalten, auszusteigen und einfach wegzugehen. Ich wollte Captain Bob anrufen, um ihm mitzuteilen, was geschehen war.
    Doch am Ende entschied ich mich dagegen. Ich hatte zu viel Zeit darauf verwendet, Wolfes Truppe zu infiltrieren, dass ich nicht einfach aufgeben konnte, nur weil die See etwas rauer wurde. Ich wollte diese Typen festnageln – Wolfe, Haddock, sogar Tommy-, und nichts würde mich davon abhalten.
    Die Waffe hatte ich noch. Sie steckte jetzt ungeladen hinten in meiner Jeans. Irgendwann später musste ich sie auseinandernehmen und loswerden. In der Zwischenzeit aber drückte sie gegen mein Steißbein und erinnerte mich ständig an meine Skrupellosigkeit. Das Mikro in meiner Armbanduhr hatte zudem die ganze Aktion aufgezeichnet, wie übrigens auch meine Unterhaltung mit Tommy auf der Fahrt hierher. Das hieß, aus schierem Selbsterhaltungstrieb musste ich außerdem die Uhr loswerden oder zumindest die Aufnahme löschen.
    Tommy nahm die Tasche mit den Waffen vom Rücksitz, warf seinem Köter etwas Trockenfutter hin und sagte ihm, wir seien bald zurück. Dann stiegen wir aus, und ich folgte ihm über einen ungepflasterten Weg zu den Bäumen und von dort in eine Gasse, die zum Hintereingang eines schäbigen Townhauses aus den Dreißigern führte. Eine mit Vogelscheiße übersäte Treppe führte in ein heruntergekommenes Souterrain, dessen schmutzstarrende Fenster, vor denen abgewetzte Vorhänge hingen, jeden Blick nach drinnen verhinderten. Ich drängte mich hinter Tommy und zog den Kopf ein, während er dreimal hart gegen die Tür klopfte, die unter der Wucht seiner Schläge erzitterte.
    Sie wurde fast sofort aufgerissen, und Clarence Haddocks gewaltige Dreadmähne erschien im Rahmen. Er sah einigermaßen wütend aus, aber das war wohl der Normalzustand.
    Ich ging

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