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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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beigemessen hätte, die jedoch nun Tinas Theorie stützte, wenn auch nur rudimentär.
    Doch fünf Minuten später stieß sie wieder auf etwas. Diesmal in der Aussage von Beatrice Glover, der Frau aus der Wohnung unter Roisín. Dan Grier hatte ebenfalls mit ihr gesprochen, weil sie Andrew Kent ein weiteres Mal auf der Treppe begegnet war. Auch dies spielte für sich genommen bei der Fahndung nach einem Serienkiller keine Rolle und wäre nie mit der Aussage der Frau von gegenüber in Zusammenhang gebracht worden. Doch nun ergab es Sinn. Tinas Herz schlug höher.
    Sie war auf der richtigen Spur.
    Als Nächstes spürte sie Roisíns Handyverbindungen nach. Eigentlich zählte es zum Routineverfahren einer Mordermittlung, die Telefonverbindungen des Opfers zu überprüfen, aber soweit Tina sich erinnerte, waren sie in Roisíns Fall lediglich herangezogen worden, um den Todeszeitpunkt einzugrenzen. Das war ja gerade das Schöne am Plan des wahren Mörders: Er wusste, seine Tat würde mit den anderen Morden des Night Creepers in einen Topf geworfen werden, und die polizeiliche Ermittlung würde sich darauf konzentrieren, mehr Indizien gegen den Night Creeper zusammenzutragen. Keiner der damals beteiligten Polizisten hatte auch nur einen Augenblick daran gezweifelt, dass Roisín das vierte Opfer des Serienkillers war.
    Nachdem die ermittelnden Beamten sie überprüft und handschriftlich die dazugehörigen Personennamen hinzugefügt hatten, war die Liste mit Roisíns Handyverbindungen eingescannt worden. Dadurch wurde Tinas Aufgabe merklich einfacher. Roisín war eindeutig eine beliebte junge Frau gewesen, die bis zu dreißig Anrufe pro Tag tätigte und erhielt. Die meisten ihrer Gesprächspartner waren Freunde und Familienmitglieder. Mit ihrem Vater und Derval stand sie in besonders engem Kontakt, dazu kamen zahlreiche berufliche Anrufe.
    Doch eine Nummer stach heraus. Eine Mobilnummer, von der sie in den vier Wochen vor ihrem Tod acht Anrufe empfangen und die sie sechzehnmal angerufen hatte. Elfmal hatte sie niemanden erreicht und auf die Voicemail gesprochen. Offensichtlich jemand, mit dem sie unbedingt reden wollte, der dieses Interesse jedoch nur bedingt teilte. Ihre Anrufe waren meist kurz, allerdings waren auch einige längere darunter. Ein empfangener Anruf hatte neunundsiebzig Minuten gedauert. Was Tina erst recht stutzig machte, war die handschriftliche Notiz des Beamten, der die Nummer überprüft hatte.
    Verstorben.
    Sie wählte die Nummer, erhielt aber nur die automatische Ansage, dass sie nicht mehr existierte. Niemand hatte diese Anomalie weiterverfolgt, und es hatte auch kein Anlass dazu bestanden. Roisín war das Opfer des Night Creepers und basta.
    Doch das war sie eben nicht. Jemand anderes hatte sie ermordet.
    Tina lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. Sie fragte sich, wem die Nummer gehört haben mochte und wie sie es herausfinden konnte.
    Da klingelte ihr eigenes Handy. Sie schaute auf das Display und runzelte die Stirn: ein Anruf mit unterdrückter Nummer.
    Trotzdem nahm sie ihn an. »Mrs. Boyd« begrüßte sie eine unsicher klingende Stimme, die sie sofort erkannte. Sie gehörte dem Angestellten der Sicherheitsfirma, deren Kameras Kevin O’Neills Straße überwachten.
    »Hallo, Jim, nett, dass Sie zurückrufen.«
    »Ich habe Sie doch nicht geweckt? Sie hatten gesagt, ich könnte Sie jederzeit anrufen.«
    »Keine Sorge, ich arbeite noch.«
    »Echt? Um diese Zeit? Dann müssen Sie Ihren Job aber sehr lieben.«
    Vielleicht bin ich auch einfach nur besessen, dachte Tina. Laut sagte sie: »Haben Sie etwas für mich herausgefunden?«, und versuchte dabei, nicht zu ungeduldig zu klingen, obwohl sie ihn so schnell wie möglich wieder aus der Leitung haben wollte, um ihre neue Spur weiterzuverfolgen.
    »Sie hatten mich doch gebeten, die Aufnahmen aus der Mayflower Lane von Donnerstagabend zu kontrollieren und Ihnen eine Liste aller Fahrzeuge zusammenzustellen, die nicht einem der Anwohner gehören. Ich habe sie fertig.«
    »Ist sie lang?«
    »Nein, es sind nur drei Autos.«
    Sie notierte die Nummern und die Uhrzeiten, an denen die Wagen die Kamera passiert hatten, und dankte ihm für seine Mühe,
    »Das ist wohl ziemlich wichtig, wenn Sie so spät noch daran arbeiten.«
    »Ich verspreche Ihnen, Sie erfahren, worum es geht, sobald ich es Ihnen sagen kann«, erwiderte sie und legte auf.
    Tina hegte keine großen Hoffnungen, dass ihr Jims Informationen weiterhelfen würden, doch da nur drei

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