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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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Schottland sein Vater und er musste zum Begräbnis hochfliegen. Als er zurückkam, war Roisín bereits tot. Jemand anderes hatte sie umgebracht.«
    »Ich kapiere das immer noch nicht so ganz, Tina. Wenn der Night Creeper sie nicht umgebracht hat, wer dann?«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Tina. »Aber Andrew Kent weiß es.«
    »Woher denn?«
    »Weil er es gefilmt hat. Verstehst du? Der Mord muss von den Kameras aufgezeichnet worden sein, die er bereits installiert hatte.«

EINUNDVIERZIG
    Mike Bolt pfiff durch die Zähne. »Ziemlich gewagte Theorie.«
    »Aber sie passt zu den Fakten. Und im Augenblick ist es die einzige Theorie, die wir haben.«
    »Du sagtest doch, auf Kents Notebook gebe es keine Aufnahmen von Roisín.«
    Tina war klar, dass ihre Theorie an dieser Stelle schwächelte. »Er muss sie aus irgendeinem Grund gelöscht haben.«
    »Warum sollte er das tun? Er hat ja nicht damit gerechnet, erwischt zu werden. Er hatte keinen Grund, die Aufnahmen zu löschen.«
    Doch Tina hatte bereits darüber nachgedacht.
    »Was, wenn er jemanden erpresst hat. Nehmen wir an, Kents Kamera zeichnete den Mord auf, und er war daraufhin in der Lage herauszufinden, wer ihn begangen hat. Er kontaktiert den Mörder und verlangt Geld. Unterdessen überspielt er die Aufnahmen auf eine externe Festplatte oder einen Stick, verwahrt sie an einem sicheren Ort und löscht sie von seinem Notebook. Denk mal darüber nach, Mike. Das würde erklären, weshalb man ihn befreit hat. Der Mann, den er erpresst hat, wusste, dass Kent explosives Belastungsmaterial gegen ihn besaß, darum organisierte er die Entführung. So kann er herausfinden, wo sich die Aufnahmen befinden, sie vernichten und danach Kent beseitigen. Gefahr gebannt. Und Ende der Geschichte.«
    Bolt schwieg. Tina kam es vor wie eine halbe Ewigkeit.
    »Das hieße ja, der Mann, den er erpresste, müsste über exzellente Beziehungen verfügen.«
    »Wir wissen beide, dass es Leute gibt, die so etwas bewerkstelligen können.«
    »Aber nicht viele. Hast du eine Idee?«
    »Noch nicht, aber Roisíns Handyverbindungen nach sieht es so aus, als hätte sie einen Liebhaber gehabt. Und zwei Nachbarn haben ausgesagt, sie hätten einen Mann mit silbergrauen Haaren aus ihrer Wohnung kommen sehen. Möglich, dass er der Mörder ist.«
    »Möglich ist das, Tina«, antwortete Bolt nach längerem Nachdenken. »Aber wenn ihr Liebhaber sie umgebracht hat, woher wusste er dann, was er tun musste, um es wie die Tat des Night Creepers aussehen zu lassen? Der Modus Operandi des Night Creepers gelangte nie an die Öffentlichkeit.«
    »Nein, das nicht. Doch der Mord an Roisín war definitiv die Tat eines Kopisten. Sie ist das einzige Opfer, das erwürgt wurde. Die Hammerschläge wurden ihr erst nach ihrem Tod verpasst. Ich weiß nicht, woher der wahre Mörder den Modus Operandi des Creepers kannte, aber er kannte ihn. Im Augenblick ist es das Wichtigste für uns, herauszufinden, um wen es sich handelt. Wenn wir das wissen, können wir auch Kent finden, obwohl ich das dumpfe Gefühl habe, dass er nicht mehr lebt.«
    »Und wie kann ich dir dabei helfen?«
    »Ich habe eine Handynummer, die vermutlich dem Killer gehört. Allerdings von einer Prepaidkarte. Ich bin ziemlich sicher, dass die Karte nach Roisíns Tod vernichtet worden ist. Aber wenn es eine Möglichkeit gäbe herauszufinden, wem sie gehört hat …«
    »Das wird nicht einfach sein.«
    »Der Provider kann doch herausfinden, von wo die Anrufe getätigt wurden, oder nicht?«
    »Darin bist du der Experte.«
    »Aber du hast die Kontakte, Mike. Kannst du das nicht nachprüfen lassen? So schnell wie möglich?«
    »Viel verlangst du ja nicht gerade, Tina.«
    »Es würde helfen, ein Kapitalverbrechen aufzuklären«, insistierte Tina, die wusste, dass Bolt sie nicht hängenlassen würde.
    Er seufzte vernehmlich. »Von mir aus, ich bin sowieso wach. Mal sehen, was sich machen lässt.«
    Sie dankte ihm und versprach, sich so bald wie möglich für den Gefallen zu revanchieren.
    »Das sagst du doch immer, und trotzdem meldest du dich nur, wenn du etwas willst. Ansonsten würde ich monatelang nichts von dir hören.«
    Er klang aufrichtig verletzt, und ein Schauder der Erleichterung durchfuhr sie. Immerhin hegte er noch Gefühle für sie.
    »Tut mir leid, Mike, ich hätte angerufen, nur … die Dinge liefen … etwas schwierig.«
    »Du hast eine Menge durchgemacht, aber man muss auch einen Schlussstrich ziehen und nach vorne schauen können. Eine andere

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