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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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gesehen?«
    »Du meinst über den Night Creeper, den sie sich vor meinem alten Revier geschnappt haben? Ist das nicht dein Fall?«
    »Ja, ist er.«
    »Dachte ich mir. Ich hätte dich morgen selbst angerufen. Ich dachte, heute Abend hast du eh genug um die Ohren. Irgendwelche Neuigkeiten, wie die Fahndung nach ihm läuft?«
    »Bisher nichts«, erwiderte sie und realisierte plötzlich, dass sie eigentlich mit Dougie MacLeod reden müsste. Dennoch war es ihr angenehm, den Fall mit Mike durchzusprechen, da er ihren Theorien gegenüber empfänglicher sein würde. Und trotz ihrer Gefühle freute es sie, dass er selbst daran gedacht hatte, sie wegen des Falles anzurufen. Das war zwar nicht viel, aber immerhin etwas.
    »Kent und seine Entführer können mittlerweile überall sein. Das Ganze geschah ja unter unglaublichen Umständen. Was steckt eigentlich dahinter?«
    Tina erzählte ihm die ganze Geschichte, beginnend mit Kents Festnahme und dem ersten Verhör, von seinen leidenschaftlichen Beteuerungen und seinem wasserdichten Alibi im Mordfall Roisín O’Neill, über den Versuch, ihn in seiner Zelle zu vergiften, und die professionell inszenierte Entführung bis zum mysteriösen Tod von Kevin O’Neill.
    »Ich habe einen Wagen mit falschen Nummernschildern, der dabei beobachtet wurde, wie er am Abend von Kevin O’Neills Tod in die Sackgasse fuhr, die zu seinem Haus führt. Und der Wagen hat nichts mit einem der anderen Anwohner zu tun. Ich brauche eine Überprüfung der ANPR, um festzustellen, wo sich der Wagen jetzt befindet.«
    »Kannst du deinen Boss nicht bitten, das zu autorisieren?«
    »Im Augenblick ist niemand daran interessiert, nach Schwachstellen in unserer Anklage gegen Andrew Kent zu suchen. Das Einzige, was sie interessiert, ist, ihn möglichst schnell wieder einzufangen.«
    »Verständlich.«
    »Sicher, aber es suchen schon genug Leute nach ihm, und ich will herausfinden, was da passiert ist. Meiner Meinung nach ist Roisín der Schlüssel zum Ganzen.«
    »Warum? Du sagst doch selbst, es gibt jede Menge Indizien gegen Andrew Kent.«
    »Gibt es auch, und ich bin überzeugt, dass er die anderen vier Frauen umgebracht hat. Nur nicht Roisín. Das konnte er nämlich gar nicht.«
    Sie hörte, wie Mike wieder gähnte. »Verdammt, Tina, um halb zwei Uhr morgens fällt es mir nicht ganz leicht, mich zu konzentrieren. Lass mich mal kurz aufstehen, ich brauche ein Glas Wasser.«
    Sie wartete ein paar Minuten ab und zündete ihre letzte Zigarette an, während sie lauschte, wie er sich am anderen Ende durch seine Wohnung bewegte.
    »Okay«, sagte er schließlich. »Mir scheint, du hast eine Theorie. Welche?«
    Plötzlich wurde sie untypisch nervös, weil sie fürchtete, er könnte ihre Überlegungen einfach abtun, obwohl sie eigentlich wusste, dass er das nie tun würde. Bolt zählte zu den ganz wenigen Menschen, die stets an sie geglaubt hatten. Er schätzte sie als gute Polizistin, und diese Bestätigung brauchte sie jetzt.
    »Ich habe dir doch erzählt, dass wir ziemlich viele Videoaufnahmen auf Kents Computer gefunden haben. Nun, er hat sich nicht nur dabei gefilmt, wie er seine Opfer ermordete, er hat sie außerdem schon in der Zeit vor der Tat gefilmt. Eine Art Cyber-Stalking. Er ist in ihre Wohnungen eingebrochen, hat die Alarmanlage ausgeschaltet, was ja kein Problem war, weil er sie selbst installiert hatte, und hat versteckte Kameras angebracht, mit denen er ihre täglichen Verrichtungen verfolgen konnte. Wissend, dass er sie demnächst umbringen würde, muss das ein gewaltiger Machtrausch gewesen sein.«
    »Und von Roisín fand sich auch Filmmaterial auf seinem Notebook?«
    »Nein. Von Roisín gab es nichts. Und ich denke, absichtlich.«
    »Was meinst du damit?«
    »Kent plante auf jeden Fall, Roisín umzubringen. Er hatte ja bereits wie bei den anderen Opfern die Alarmanlage bei ihr installiert, und ich glaube, dass er, bevor sie ermordet wurde, auch in ihre Wohnung eingebrochen ist, um die versteckten Kameras anzubringen. Wir haben eine Zeugin, die im selben Haus wohnt, die aussagt, einige Tage vor Roisíns Tod auf der Treppe einem Unbekannten begegnet zu sein, und als wir ihr Kents Foto zeigten, sagte sie, das könne er gut sein.«
    »Sie hat ihn nicht zweifelsfrei identifiziert?«
    »Es war ja auch schon einige Zeit her, aber meiner Meinung nach schien sie sich sicher zu sein. Und es passt. Ich glaube, er hat die Kameras angebracht, und noch ehe er die Gelegenheit hatte, seine Tat zu begehen, starb in

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