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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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Wagen auf der Liste standen, loggte sie sich in den Nationalen Polizeicomputer ein und überprüfte, ob einer davon gestohlen war. Bereits mit dem ersten, einem silberfarbenen Honda Accord, landete sie einen Treffer. Die Nummernschilder waren falsch, sie stammten zwar ebenfalls von einem silberfarbenen Honda Accord, allerdings von einem Coupé, von dem sie vier Tage zuvor abmontiert worden waren,
    Sie setzte sich auf und rieb sich die Augen. Das Fahrzeug des Mörders. Es musste es einfach sein.
    Sie sog noch einmal an ihrer Zigarette, drückte sie in einem Aschenbecher aus, der bereits überquoll, und widerstand dem Drang nach einem weiteren Drink. Endlich hatte sie Bewegung in den Fall gebracht, einige Dinge eingegrenzt und war der Wahrheit ein Stück näher gekommen. Aber nun brauchte sie Hilfe.
    Sie sah auf die Uhr. Es war halb zwei. Sie wusste, wen sie anrufen musste.

VIERZIG
    Mike Bolt war Tinas früherer Boss aus SOCA-Zeiten. Ihr Arbeitsverhältnis bei der Serious Organized Crime Agency hatte zwar nur ein Jahr gedauert, doch das war lediglich ein Teil ihrer Geschichte. Er hatte Tina in die SOCA geholt, als sie eine Krise durchlebte und einiges getan, damit sie wieder Boden unter den Füßen bekam, In dieser Zeit war eine enge Freundschaft entstanden, die beinahe in einer Liebesaffäre geendet hätte, was allerdings der Grund war, warum Tina die SOCA verlassen hatte und zur Metropolitan Police zurückgekehrt war. Doch die Gefühle, die sie für ihn hegte, und die er, wie sie wusste, erwiderte, waren nie versiegt. Im Gegenteil: Als er ein Jahr darauf sein Leben riskierte, um das ihre, nachdem sie von einem kriminellen Psychopathen entführt worden war, zu retten, war ihre Verbundenheit noch tiefer geworden.
    Bei diesem Fall, der sie beide zudem ins Rampenlicht der Öffentlichkeit gebracht hatte, hatte Tina eine Schusswunde im Fuß davongetragen. Ihr war es zwar gelungen, den Irren zu töten, aber danach hatte sie sich zurückgezogen wie eine Auster in ihre Muschel und während ihrer Rekonvaleszenz alle Hilfsangebote brüsk abgelehnt. Auch die von Mike Bolt. Erst als sie den Dienst wieder aufgenommen und sich zum CMIT hatte versetzen lassen, brachte sie genügend Mut auf, sich bei ihm zu melden. Sie hatte lange darüber nachgegrübelt, ob sie ihm ihre Gefühle offenbaren sollte, aber schließlich hatte sie ihre Zweifel begraben, sich ein Herz gefasst und angerufen.
    Bolt war aufrichtig erfreut gewesen, ihre Stimme zu hören. Sie hatten gut fünf Minuten über alles Mögliche geplaudert, ehe er die Bombe platzen ließ. Er hatte eine neue Freundin. Sie hieß Claire, und ihr Verhältnis entwickelte sich gut. Weitere Details hatte er nicht ausgebreitet – er war immer schon sehr darauf bedacht gewesen, die Gefühle anderer nicht zu verletzen –, aber Tina stellte sich den kalten, harten Fakten: Er war mit einer anderen glücklich.
    Sie hatten sich noch weitere zehn Minuten unterhalten, in denen Tina erfolgreich darum kämpfte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Als sie sich verabschiedeten, meinte er noch, sie müssten sich bald auf einen Drink verabreden und ihre Erfahrungen austauschen, aber er klang unverbindlich und vage und Tina merkte, dass er es nicht ernst meinte.
    Nachdem sie aufgelegt hatte, hatte sie sich die Augen ausgeweint und sich in ihrem winzig kleinen Wohnzimmer, in dem sie auch nun saß, sinnlos besoffen. Sie suhlte sich in Selbstmitleid und weinte den Gelegenheiten nach, die sie im Laufe der Jahre absichtlich hatte verstreichen lassen.
    Und nun sollte sie ihn um halb zwei am Samstagmorgen anrufen, und das, nachdem sie bereits eine knappe Flasche Rioja intus hatte.
    Sie brannte nicht unbedingt darauf, aber sie musste es tun. Mike Bolt war einer der besten Ermittler, mit dem sie je zusammengearbeitet hatte. Und wichtiger noch, er war ein angesehener Polizist mit besten Verbindungen in der SOCA und der Met.
    »Weiß Gott, was seine Freundin denken wird«, sagte sie laut, während sie wählte. Wenigstens er würde sie verstehen.
    Er antwortete nach dem vierten Klingeln und klang müde. »Tina?«
    Also hatte er ihre Nummer nicht gelöscht.
    »Hallo, Mike. Tut mir leid, dich zu so später Stunde zu stören, aber ich brauche dringend deine Hilfe.«
    Sie hoffte, nicht betrunken zu klingen, denn soweit sie wusste, ahnte er nichts von ihrem Alkoholproblem.
    Er gähnte. »Schon okay. Ich habe nur gedöst, und Claire ist nicht da, also, wo brennt’s?«
    »Hast du vorhin die Nachrichten

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