Instrumentalität der Menschheit
immer zu wiederholen«, befahl Carlotta. »Was ist das für ein Effekt, von dem du redest?«
»Der Kaskasia-Effekt stoppt die Menschenjäger, stoppt die Wahren Menschen, stoppt die Bestien. Man kann ihn spüren, aber man kann ihn nicht sehen oder anmessen. Er bewegt sich wie eine Wolke. Nur einfache Menschen mit sauberen und glücklichen Gedanken können in ihm leben. Auch Vögel und gewöhnliche Tiere können in ihm leben. Der Kaskasia-Effekt treibt wie eine Wolke dahin. Es gibt mehr als einundzwanzig und weniger als vierunddreißig Kaskasia-Effekte, die langsam diesen Planeten Erde umkreisen. Ich habe andere Menschenjäger zur Restauration und zur Reparatur zurückgebracht, aber das Restaurationszentrum konnte keinen Fehler feststellen. Der Kaskasia-Effekt zerstört uns. Deshalb laufen wir fort, auch wenn uns die Offiziere befohlen haben, vor nichts fortzulaufen. Wenn wir nicht fliehen würden, würden wir unsere Existenz verlieren. Du bist eine Deutsche. Ich glaube, der Kaskasia-Effekt könnte dich töten. Jetzt werde ich einen Menschen jagen. Wenn ich ihn finde, werde ich ihn töten.«
Das blaue Licht erlosch.
Die Maschine pfiff und klickte, als sie in der dunklen Stille der Waldnacht verschwand.
4. Gespräch mit dem Mittelgroßen Bären
Carlotta war vollständig erwachsen.
Sie hatte den kreischenden Aufschrei Hitler-Deutschlands hinter sich gelassen, als es in seinen böhmischen Grenzgebieten in Trümmer sank. Sie hatte ihrem Vater gehorcht, dem Ritter vom Acht, als er sie und ihre Schwestern in die Raketen brachte, die als Personen- und Frachtfähren für die Erste Deutsche Nationalsozialistische Mondbasis dienen sollten.
Er und sein Bruder, der Arzt Professor Doktor Joachim vom Acht, hatten die Mädchen sicher in ihren Raketen festgeschnallt.
Ihr Onkel, der Arzt, hatte ihnen Spritzen gegeben.
Karla war zuerst gestartet, dann Juli und dann Carlotta.
Dann ging die stacheldrahtgeschützte Festung Pardubice unter und das monotone Dröhnen der Wehrmachtlaster, die versuchten, den Angriffen der Luftwaffe der Roten Armee und der amerikanischen Kampfbomber zu entkommen, erstarb in dieser einen Nacht, und in der nächsten befand sie sich in diesem »Wald-in-der-Mitte-des-Nirgendwo«.
Carlotta war vollkommen verwirrt.
Am Ufer des Baches entdeckte sie eine weich wirkende Stelle. Hier war das alte Laub hoch aufgeschichtet. Ohne sich Sorgen um weitere Gefahren zu machen, schlief sie ein.
Sie hatte nicht mehr als ein paar Minuten Schlaf gefunden, als sich erneut die Büsche teilten.
Dieses Mal war es ein Bär. Der Bär stand am Rand der Dunkelheit und betrachtete das mondbeschienene Tal, durch das der Bach plätscherte. Kein Laut kündete von den Trotteln, kein Pfeifen verriet die Gegenwart eines Manshonyaggers, wie er und die Leute seines Volkes die Jagdmaschinen nannten. Als er überzeugt war, daß kein Unheil drohte, krümmte er seine Klauen und griff vorsichtig in die Ledertasche, die an einem Riemen um seinen Hals hing. Bedächtig holte er eine Brille heraus und brachte sie langsam und sorgfältig vor seine müden, alten Augen.
Er ließ sich neben dem Mädchen nieder und wartete auf ihr Erwachen.
Erst bei Einbruch des Morgens öffnete sie die Augen.
Sonnenlicht und Vogelgezwitscher weckten sie.
(Konnte es etwas mit Lairds tastendem Geist zu tun haben? Seine weit reichenden Sinne hatten ihm verraten, daß eine Frau auf magische und geheimnisvolle Weise aus der uralten Rakete gestiegen war und daß sich an jenem Bachufer an einem Ort, der früher Maryland genannt worden war, ein menschliches Wesen aufhielt, vollkommen anders als alle sonstigen Völker der Menschheit … Konnte es sein, daß er ihren Schlaf gestört hatte?)
Carlotta erwachte, aber sie war krank.
Sie hatte Fieber. Ihr Rücken schmerzte. Ihre Lider waren fast ganz zusammengeklebt. Die Welt hatte genug Zeit gehabt, um neue allergische Substanzen zu entwickeln, seit sie zum letztenmal über die Oberfläche der Erde gewandelt war. Vier Zivilisationen waren gekommen und wieder verschwunden. Sie und ihre Waffen hatten Rückstände hinterlassen, die die empfindlichen Augenmembranen entzündeten.
Ihre Haut brannte.
Ihr war übel.
Ihr Arm war taub und von einer feuchten, schwarzen Kruste überzogen. Sie wußte nicht, daß es sich um die Brandwunde handelte, über die der Trottel in der vergangenen Nacht die Salbe gerieben hatte.
Ihre Kleider waren naß und zerlumpt.
Sie fühlte sich so schlecht, daß sie nicht einmal die Kraft
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