Intelligenz aus dem Nichts
Handelsvolumens der Profit nicht merklich wuchs, der schleichenden Inflation und den höheren Lebenskosten zu.
Im Lauf der Wochen bohrte Adam sich immer tiefer, stieß auf neue Hinweise und folgte ihnen durch staubige Aktenstöße und endlose Kosten abgelegter Unterlagen – Mr. Lin warf nie Geschäftspapiere weg. Adam machte Aufstellungen, überprüfte, verglich …
Am Ende der vierten Woche besuchte Mr. Man-Ball seinen Neffen, um sich nach Adams Fortschritten zu erkundigen. Da er, als sein Hauswirt, Adam fast täglich sah, wußte er, daß es ihm gutging. Aber er hielt es für angebracht, beide an die vorgesehene Gehaltsaufbesserung zu erinnern.
»Ich nehme an, er macht seine Arbeit ordentlich, Onkel«, sagte Mr. Lin gleichgültig. »Er wirbelt jedenfalls genügend Staub auf, wenn er in den abgelegten Akten wühlt. Aber es scheint ihm Spaß zu machen. Stundenlang sucht er nach Zahlen und rechnet dann herum. Seltsamer Bursche!«
»Und er hat alles in Ordnung gefunden?«
»Ich nehme es an, sonst hätte er sicher etwas gesagt.«
»Erstaunlich, wenn man deine bisherige sorglose Art der Buchführung in Betracht zieht, nicht zu sprechen von den Umständen, unter denen dein letzter Buchhalter die Firma verließ.«
»Nun ja, er hatte versucht, einen Scheck zu fälschen, und ich ertappte ihn dabei.«
»Und du bist sicher, daß es ihm nicht zuvor schon des öfteren gelungen ist? Vielleicht war er nur durch seine bisherigen Erfolge sorglos geworden?«
Mr. Lin runzelte die Stirn. »Nun, ich kann ja Adam fragen.«
Er ließ ihn rufen. »Sie sind jetzt schon fast einen Monat bei uns, Mr. Adam, und haben sich gut eingearbeitet. Die Bücher waren doch alle in bester Ordnung, nicht wahr?«
»Nein, Mr. Lin«, erwiderte Adam. »Die wenigsten Zahlen stimmen. Ich habe fast die ganze Zeit damit verbracht, sie zu korrigieren. Ich bin fast fertig damit.«
»Was heißt, die Zahlen stimmten nicht? Inwiefern?«
Die Frage verwirrte Adam. Automatisch holte er sich das nötige Wissen von Mr. Clyde P. Springer, seine übliche Informationsquelle, wenn er vor Schwierigkeiten in seiner Arbeit stand.
»Seit der dritten Woche Ihrer Geschäftseröffnung wurden Gelder abgeschöpft. Die Methode war eine Kombination von falsch ausgestellten Rechnungen und dem Frisieren der Zahlen. Anfangs trug man sie noch so ein, daß die Fehler bei gutem Willen als Versehen angesehen werden konnten, doch in den letzten Jahren wurde sich mit den Falscheintragungen gar keine Mühe mehr gegeben, vermutlich, weil niemand die Bücher überprüfte.«
»Zeigen Sie es mir«, bat Mr. Lin. Adam tat es. Eine ganze Stunde hielt er eine Lektion über die Mängel und die Ungenauigkeiten sämtlicher Geschäftsunterlagen.
»Das sind die Fehlbeträge.« Er händigte Mr. Lin eine umfangreiche Liste aus. »Die Inventuraufstellungen habe ich noch nicht überprüft, aber auch hier sind Verluste durch kleinere Diebstähle nicht von der Hand zu weisen.«
»Wie hoch?« erkundigte sich Mr. Lin mit schmalen Lippen.
»Der Fehlbetrag? Ich habe die Zahlen noch nicht addiert, aber ich schätze, etwas über zweiundsiebzigtausend Dollar an Barmitteln in den letzten sechs Jahren, dazu kommt noch, was an Lagerbeständen fehlt.«
Mr. Lin würgte. »Aber – wie kann ein einzelner Mensch …?«
»Er arbeitete mit mehreren Kunden zusammen. Hier sind ihre Namen.« Er überreichte Mr. Lin eine weitere Aufstellung. »Außerdem unterstützten ihn der Lagerist, zumindest zwei der Chauffeure und ein Wachmann.«
»Wo-woher wissen Sie das alles?«
»Eine logische Schlußfolgerung, nach Überprüfung der Unterlagen.«
»Können Sie mir auch die Namen dieser Leute geben?«
»Selbstverständlich.«
Mr. Lin war wie erstarrt. »Tung Loo? Er arbeitet seit vielen Jahren für mich – und Sally Wu und Chin ebenfalls. Und sie plündern mich einfach aus! Mr. Adam, wie lange wissen Sie das schon?«
»Seit meinem dritten Tag hier.«
»Warum haben Sie mich dann nicht sofort darauf aufmerksam gemacht? Die Gauner haben mich inzwischen bestimmt wieder um mehrere tausend Dollar gebracht.«
Adam wirkte plötzlich unsicher. »Ich – ich …«
»Zweifellos wollte Mr. Adam erst ganz sichergehen, alle Faktoren zusammentragen und alle Zahlen überprüfen«, warf Mr. Man-Ball ein.
Schwester Louella war hocherfreut über die hundert Dollar Gratifikation und die Gehaltserhöhung auf fünfundsechzig Dollar pro Woche. »Jetzt können wir uns ein wenig gemütlicher einrichten, ja uns vielleicht sogar einen
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