Intelligenz aus dem Nichts
»Was soll das Ganze dann?«
»Ich möchte Ihnen lediglich das Geld geben.«
»O nein!« wehrte Pomfer schlau grinsend ab. »O nein, so fangen Sie mich nicht ein. So dumm bin ich auch wieder nicht.«
»Sie wollen das Geld also nicht nehmen?«
»Ich bin ja schließlich nicht erst gestern geboren.«
»Nein, sondern am 5. Oktober 1940. Aber was hat …«
»Sie haben kein Recht, in meinem Privatleben herumzuschnüffeln! Wer sind Sie eigentlich? Ich hab’ nichts ausgefressen. Und behalten Sie Ihren Köder, ich beiß’ nicht an!« Pomfer schlug wütend die Wohnungstür hinter sich zu.
Adam machte noch drei weitere Versuche. Er händigte einem jungen Burschen zweihundert Dollar für ein Lieferrad aus. Der Junge nahm schweigend das Geld und rannte davon, als wäre der Teufel hinter ihm her. Hundertzwanzig Dollar gab er einer ältlichen Frau auf einer Parkbank. Die Frau nahm das Geld erfreut und bot ihm an, ihm dafür allerhand zu zeigen, auch wenn sie nicht mehr die Jüngste war. Dreihundert Dollar drückte er einer jungen Mutter in die Hand, die schlechtgelaunt einen Kinderwagen schob, und an deren Rockzipfel drei schmutzige kleine Kinder hingen. Sie steckte das Geld sofort ein und hörte Adam mit offenem Mund zu, als er ihr sagte, sie solle sich für das Geld sterilisieren lassen. Aber dann begann sie auf das Fürsorgeamt zu schimpfen, das sich nicht in ihre Angelegenheiten mischen sollte. Mit den neuen Scheinen in der Tasche eilte sie davon, nicht ohne Adam noch den Kinderwagen über den Fuß zu rollen.
Angela Funk war nicht zu Hause. Adam lauschte und entdeckte sie hinter der Theke einer Imbißstube. Sie war ein mageres Mädchen mit glanzlosem Haar, schiefen Zähnen und Gummibusen. »Was soll’s sein?« erkundigte sie sich, als Adam sich auf einem der Hocker an der Theke niederließ.
»Ich möchte nichts zu essen«, erklärte er, als sie seine Bestellung aufschreiben wollte. »Ich bin gekommen, um …«
»Hier gibt es keine alkoholischen Getränke, schließlich sind wir keine Bar.« Sie klappte mißmutig ihren Block wieder zu.
»Sie brauchen eine Brille«, sagte Adam. »Und auch …«
»So? Wer sagt das? Hat sich vielleicht jemand beschwert?« fauchte sie wütend.
»Verzeihen Sie, so meinte ich es nicht. Ich möchte Ihnen das Geld für eine Augenuntersuchung geben, für eine Brille und für die Operation Ihres Fußes.«
Angela warf den Kopf zurück. Ein Wutschrei schrillte über ihre Lippen. »Unverschämtheit!« brüllte sie schließlich. »Schauen Sie, daß Sie hinauskommen. Ich hab’ ja schon viel erlebt! Aber bloß, weil ein Mädchen hier arbeiten muß, gibt das Ihnen noch lange kein Recht, es wie den letzten Dreck zu behandeln. Ich sage Ihnen …«
Adam streckte ihr ein Bündel Scheine entgegen. Angela, die kaum darauf achtete, schlug sie ihm heftig aus der Hand. Das Geld flog in alle Richtungen. Der einzige andere Gast in der Imbißstube sah erstaunt hoch, dann sprang er hastig auf und begann die neuen Zwanziger einzusammeln.
»Ich versichere Ihnen, Miß Funk …«
»Was soll das Geld …?« keuchte Angela. Neue Wut verzerrte ihr Gesicht zu einer häßlichen Fratze. Sie packte einen Teller und warf ihn auf Adam. Er duckte sich, und der Teller flog durch die Fensterscheibe.
»Verdammter Lustmolch!« kreischte Angela. »Kommt da herein, macht schmutzige Bemerkungen und gemeine Aufforderungen …«
Sie brach in Tränen aus. Ein Mann in fleckigem weißen Kittel und Kochmütze stürmte aus der Küche herein. »Was, zum …« Er sah das Geld, bückte sich danach und hielt einen Schein prüfend vor die Augen. Der andere Gast hob schnell noch einen Zwanziger auf und rannte mit einer ganzen Handvoll Scheine auf die Straße. Der Koch brüllte auf und wollte hinter ihm her, aber Angela kreischte erneut und deutete auf Adam. Der Mann kümmerte sich jedoch überhaupt nicht darum. Fluchend rannte er dem anderen nach.
Adam zog sich vorsichtshalber zurück.
Ein kleiner, kummervoll aussehender Mann in einem viel zu lange getragenen Anzug sah schweigend zu, als Adam einem alten Mann, der im Park Zigarettenstummeln aufhob, hundert Dollar in die Hand drückte.
»Ich sehe, Sie sind ein wohltätiger Christ«, sagte der Kleine zu Adam, als der Alte, mißtrauisch über die Schulter zurückschauend, davonhumpelte. »Aber Sie werfen Perlen vor die Säue! Die Burschen lassen nicht von ihrem gottlosen Leben. Auch dieser Mann wird das Geld in die nächste Kneipe tragen.« Er fuhr sich mit der Zunge über die
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