Intelligenz aus dem Nichts
gerade eine Injektionsspritze. Sie drehte sich um und zuckte zusammen, als sie sah, daß seine Augen offen waren.
»Ah, wir sind ja endlich wach.« Sie legte eine Hand auf seine Stirn. »Wie fühlen wir uns denn?«
»Ich verstehe die Benutzung des Pronomens im Plural nicht«, sagte Adam. »Für mich kann ich nur sagen, daß ich mich schwach und übel fühle. Wie Sie sich fühlen, wissen Sie gewiß selbst.«
»Ist schon gut. Jetzt schlafen Sie schön weiter.« Er beobachtete sie, als sie ihm die Spritze in den Arm gab, dann fühlte er sich schwerelos und schwebte durch Wolken …
Als er das nächstemal erwachte, stand ein korpulenter Mann mit Stirnglatze neben ihm. Er trug einen weißen Kittel und lächelte. Er griff nach Adams Handgelenk. »Na, es geht ja schon wieder«, sagte er. »Sie hatten auch lange Zeit, sich zu erholen. Fühlen Sie sich besser?«
»Verglichen mit meinem Zustand während meiner letzten Bewußtseinsperiode, ja. Andererseits, verglichen mit dem Zustand, den ich als normal erachte, nein.«
Der Arzt wirkte verwirrt, doch er zwang sich zu einem Lächeln. »Sie waren ein sehr kranker Mann, mein Herr. Aber Sie haben sich erstaunlich gut erholt. Sie werden bald auf Ihren Beinen – ich meine«, fuhr er, offensichtlich verlegen, fort, »sich bald völlig erholt haben. Wen möchten Sie, daß wir benachrichtigen – ich meine, von Ihrem Unfall verständigen?«
»Das ist nicht nötig.« Der Arzt sah ihn an. »Wir kennen Ihren Namen nicht, mein Herr. Sie trugen keine Papiere bei sich …«
»Adam.«
»Nun, wir machten uns Gedanken, Mr. Adam. Sie möchten also nicht, daß wir jemanden benachrichtigen? Ihren Anwalt, vielleicht?«
»Aus welchem Grund sollte ich die Dienste eines Anwalts in Anspruch nehmen?«
»Nun, da sind ein paar Routinesachen, verständlicherweise. Die Sache der Bezahlung und so weiter …«
»Von welcher Bezahlung sprechen Sie?«
»Für Ihre Behandlung. Sie hatten einen Schädelbruch, wissen Sie? Und eine Amputation ist nicht billig …«
»Ich begehre keine Amputation …«
»Ihr Bein war nicht mehr zu retten, Mr. Adam«, erklärte der Arzt ernst. »Ich hatte keine Wahl, wollte ich Ihr Leben erhalten.«
Adam hob den Kopf und blickte über die bleichrosa Decke. Nur ein Fuß hob sich dort ab, wo er zwei gewöhnt gewesen war. »Ich will Sie jetzt nicht drängen, Mr. Adam«, fuhr der Arzt fort. »Aber wir benötigen Ihre Angaben für unsere Kartei. Wir haben unsere Bestimmungen, wissen Sie?« Er versuchte zu lächeln.
»Ich werde nicht mehr gehen können«, murmelte Adam.
»Machen Sie sich deshalb keine Sorgen, Mr. Adam. In ein paar Wochen, sobald der Stumpf verheilt ist, können wir Ihnen eine perfekte Prothese anpassen. Sie ist natürlich nicht billig, aber Sie werden bestimmt die beste wollen. Bei welcher Bank haben Sie Ihr Konto, Mr. Adam?«
»Ich habe kein Bankkonto.«
»Wer verwaltet Ihr Vermögen? Führt Ihre finanziellen Transaktionen durch?«
»Ich bediente mich kurz der Hilfe eines gewissen Bruders Chitwoods, aber normalerweise erledige ich meine finanziellen Angelegenheiten selbst.«
»Was ich meine«, sagte der Arzt jetzt scharf, »ist, wie Sie Ihre Rechnung zu zahlen gedenken?«
»Ich habe Geld in meiner Tasche.«
»Ja, das wissen wir. Zwölfhundertundzwanzig Dollar. Wir verwalten es für Sie im Krankenhaussafe.«
»Sie dürfen den Rechnungsbetrag davon abziehen.«
»Mr. Adam, zwölfhundert Dollar ist nicht einmal die Hälfte von dem, was Sie uns bereits schulden! Seit mehr als vier Wochen liegen Sie in einem Einzelzimmer, hatten Tag und Nacht eine Schwester nur für Sie abgestellt, dazu kommen die Kosten für die Operationen, die Spezialisten …«
»Ich habe sonst kein Geld«, erklärte Adam.
»Kein Geld sonst?« Das Gesicht des Arztes lief dunkelrot an. »Ich schloß nach dem Betrag in Ihrer Tasche, Ihrem maßgeschneiderten Anzug …«
»Ich gab das Geld weg, außer der Summe für den Wetteinsatz. Da Mr. Welkert sich jedoch weigerte, meinen Gewinn auszuzahlen, verfüge ich über keine weiteren Mittel.«
»Ich verstehe«, murmelte der Arzt und verschwand. Fünf Minuten später hoben zwei bullige Pfleger Adam auf eine Bahre und schoben ihn in einen großen, geräuschvollen Krankensaal.
Zwei Wochen später wurde Adam entlassen. Sein Gewand schlotterte an ihm. Er hatte fünfzig Pfund, einschließlich des Gewichts seines Beines verloren. Das Krankenhaus stellte ihm Krücken zur Verfügung und zehn Dollar. Der Chirurg, der die Amputation
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