Intelligenz unerwünscht
sich anläßlich anderer Reportagen schon eingehend mit der marsianischen Hinterlassenschaft beschäftigt hatten, fielen über mich her wie ein Rudel Wölfe.
Meine Schauspielerrolle begann sofort – und übergangslos. Man ließ mir keine Sekunde Zeit, mich den neuen Verhältnissen anzupassen.
In der Maschine hatte ich noch vertrauliche Gespräche führen können. Das war jetzt vorbei. Ich hatte Kapitän zur See Frank Kabelberg zu sein, Diplom-Techno-Historiker und Flottillenchef eines europäischen U-Bootverbandes, der seit Jähren speziell für geheime Forschungszwecke eingesetzt wurde.
»Schimpfen!« flüsterte mir der ebenfalls ausgestiegene Begleitoffizier zu. »Schnell!«
Ich reagierte automatenhaft. Stirnrunzelnd stieß ich eine Qualm wolke aus und sprach meinen Begleiter unüberhörbar laut an. Meine Worte wurden von sämtlichen Mikrophonen aufgenommen.
»Hatten Sie mir nicht versprochen, man würde diese Bande auf Staatskosten vergiften? Nehmen Sie Fahrt auf, meine Herren. Kein Kommentar. Wo ist mein Verbindungsboot?«
Man lachte. Genau das hatte man von einem Frank Kabelberg erwartet. Ich stieß Drohungen aus und drängte die Reporter rücksichtslos zur Seite. Schließlich nagelten sie mich aber doch fest.
»Was haben Sie unter der antarktischen Festlandmasse entdeckt, Captain?« wollte ein Reporter wissen. »Wie sehen die marsianischen Industrieanlagen aus?«
»Fast so schön wie Sie, Sie Eierkopf. Nehmen Sie gefälligst den Hut ab, oder das, was Sie dafür halten.«
Wieder Gelächter. Man schien Kapitän Kabelberg nichts übelzunehmen.
»Kein Kommentar«, fuhr ich mit dröhnender Stimme fort. »Sie bilden sich doch nicht etwa ein, ich würde Ihnen hier Staatsgeheimnisse erster Güteklasse auf die Nase binden? Ja, wir haben verschiedene Dinge gefunden.«
»Auch Dinge mitgebracht?« rief jemand.
»Ja. Dicke, weiße Möpse mit wenig Gehirnschmalz. Schauen Sie in den Spiegel. Kann ich nun zu meinem Boot, oder soll ich unhöflich werden?«
Man traktierte mich noch zehn Minuten lang, bis es meinem Begleitern gelungen war, mein umfangreiches Gepäck in dem großen Motorboot unterzubringen.
Ich zwängte mich durch die Menge, gab nichtssagende oder äußerst grobe Antworten, bis ich endlich unten angelangt war.
»Wohin soll die Reise der NEPTUN offiziell führen?« wurde mir nachgerufen. »Südpol oder Atlantis?«
Ich tippte mit dem Pfeifenstil an die Stirn.
»Lassen Sie sich keine Märchen erzählen. Im Schwarzen Meer gibt es das Unterwasser-Donkosaken-Ballett. Das werden wir filmen. Noch nie davon gehört, wie?«
Das Aufheulen der Wasserstrahlturbine enthob mich weiterer Antworten. Ich atmete erleichtert auf und hielt mich an der Reling fest. Gleichzeitig erwiderte ich den Gruß von drei uniformierten Männern der US-Navy, die still vor sich hin grinsten.
Sie gehörten zur Besatzung der HAMPSHIRE und hatten den Auftrag erhalten, mich zum hermetisch abgeriegelten U- Boothafen zu bringen.
Der äußere Anblick der NEPTUN war ebenso phantastisch wie ihr Aufgabenbereich. Sie glich einem langen, plumpen Wal von fast zylindrischem Querschnitt mit einem abenteuerlichen Turmaufbau, wie ich ihn noch nie gesehen hatte.
Vor dieser ovalen, klobigen und knallrot angemalten Konstruktion waren die Panzertüren einer Wasserschleuse zu sehen. Sie mußte mit dem Druckkörper verbunden sein.
Achtern, aber ebenfalls dem Turm angegliedert, bemerkte ich die Verdichtungsstahlschotten einer weitaus größeren Schleuse, in der anscheinend größere Beiboote für den Tiefsee-Einsatz untergebracht waren. Dort konnten sie auch gewartet
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